1226/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 20.01.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Einberufung eines Online-Gipfels für eine nachhaltige Futtermittelstrategie

Obwohl es ein grundsätzlich gestärktes gesellschaftliches Bewusstsein für die Qualität und nachhaltige Produktion von tierischen Produkten gibt, fehlt dies allerdings noch vielfach im Zusammenhang mit den hierfür benötigten Futtermitteln. Diese stammen oft nicht aus Österreich oder dem regionalen Umfeld der Betriebe, sondern werden etwa aus Südamerika importiert. Dies hat aber signifikante Auswirkung auf die dortige Umwelt: Aufgrund seiner Biodiversität und seiner Rolle als CO2 Speicher gilt das Amazonasgebiet als eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt. Wegen der Expansion der landwirtschaftlichen Fläche und des Rohstoffabbaus ist der Regenwald des Amazonas allerdings massiv bedroht. Diese Entwicklung wird beschleunigt durch unzureichende Naturschutzbemühungen der verantwortlichen Staaten und die große internationale Nachfrage nach Produkten und Rohstoffen aus Südamerika.

Eines der problematischsten landwirtschaftlichen Produkte ist Soja, welches in der Regel gentechnisch verändert ist und unter extensivem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel angebaut wird, häufig auf illegal gerodeten Flächen. Dieses Soja findet dann seinen Weg nach Europa, wo es in der Viehwirtschaft verwendet wird. Eine im Juli 2020 in Science publizierte Studie (Rajão et al, The rotten apples of Brazil's agribusiness, Science, 2020) konnte etwa nachweisen, dass ein Fünftel des Sojas, welches aus Brasilien nach Europa exportiert wurde, aus illegal gerodeten Flächen stammt. Trotz einiger Verbesserungen ist auch die österreichische Landwirtschaft von derartigen südamerikanischen Sojaimporten abhängig und so indirekt an dem Raubbau beteiligt.

Seit über zwei Jahren verspricht Bundesministerin Köstinger eine nationale Eiweißstrategie. Diese soll - im Kontext europäischer Ziele zur Reduktion der Importabhängigkeit - die Produktion von Eiweißpflanzen fördern. Ursprünglich hätte Ende 2019 ein Entwurf vorliegen sollen, tatsächlich sind keinerlei Fortschritte oder Ergebnisse bekannt. Parallel dazu können auch Maßnahmen gesetzt werden um den Kraftfutterverbrauch zu senken und die Abhängigkeit von Eiweißpflanzen insgesamt zu reduzieren.

Um die Eiweißstrategie sowie Maßnahmen zur Kraftfutterreduktion voranzutreiben ist es notwendig, diese aus den Schubladen des Ministeriums und in die öffentliche Diskussion zu holen, möglichst unter Einbindung des Parlaments sowie Vertreter_innen von Landwirtschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Handel, dem Verband Landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten und fachkundigen Organisationen. Hierzu wäre ein Online-Gipfel ein idealer erster Schritt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, umgehend einen Online-Gipfel mit Partizipation von Vertreter_innen der Landwirtschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Handel, NGOs und Parlament aufzusetzen und deren Input in die stockende nationale Eiweißstrategie sowie in Maßnahmen zur Reduktion des Kraftfuttermitteleinsatzes einfließen zu lassen."


In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft vorgeschlagen.