1242/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 20.01.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Sonja Hammerschmid,

Genossinnen und Genossen

 

betreffend Plan für Sommerschule 2021

Seit März 2020 gibt es de facto keine ‚normale‘ Schule mehr. Die Wochen der Schulschließungen im Frühjahr, der gestaffelte Unterricht danach und das neuerliche Distance Learning seit November haben viele an ihre Grenzen gebracht und haben große Auswirkungen auf den Lernerfolg der SchülerInnen. Die OberstufenschülerInnen verbrachten mehr Zeit im Distance Learning, als in der Schule. Die LehrerInnen müssen gleichzeitig die Betreuung vor Ort und das Distance Learning für die SchülerInnen, die zu Hause geblieben sind, stemmen.

Wer am meisten unter dieser Situation leidet, sind die Kinder. Schon im Frühjahr wurde davor gewarnt, dass es durch die Schulschließungen zu enormen Bildungsverlusten kommen wird. Das zeigen uns auch zahlreiche Studien aus dem Frühjahr und den letzten Wochen: 21% der SchülerInnen erhielten laut einer Studie der Uni Wien[1] keine Unterstützung beim Lernen durch die Familie, 7% gaben an, gröbere Probleme bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen im Home-Learning zu haben. 12% waren nach einer Studie des IHS[2] kaum oder nicht erreichbar und 75% PädagogInnen sind besorgt, dass sich das Kompetenzniveau von schwachen SchülerInnen durch das Home-Schooling verschlechtert.

Erst kürzlich veröffentlichte Zahlen zeigen, dass in den letzten Wochen besonders die Lernmotivation und –freude im dritten Lockdown leidet.[3] Die Bildungsschere droht jetzt noch weiter aufzugehen, sollten nicht Maßnahmen umgesetzt werden, um dem entgegenzuwirken. Wenn nichts unternommen wird, und die Schule weiter so wie vor Corona funktioniert, droht laut OECD[4] das Lebenseinkommen der Corona Generation um 3% zu sinken. Allein ein Monat Schullockdown, so hat das IHS errechnet, bringen spätere jährliche Einkommensverluste der betroffenen Schülerinnen und Schüler, von 100 bis 200 Euro mit sich[5].

Diese Befunde müssen ein Auftrag zum Handeln sein. Es müssen Maßnahmen umgesetzt werden, die den Kindern eine Möglichkeit zum ‚Aufholen‘ geben. Diese müssen ausreichend im Vorhinein geplant werden. Hier können wir bereits aus den Erfahrungen der Sommerschule 2020, der Umsetzung der Summer City Camps in den letzten Jahren in Wien und anderen Projekten in den Bundesländern lernen.

Damit aus den lagen Ferien 2021 ein Sommer voller Möglichkeiten wird, braucht es eine gut durdachte und attraktive Sommerschule, die folgende Punkte berücksichtigt:

1.    Planungssicherheit für Eltern, SchülerInnen und Schulen

Die Sommerschule 2020 wurde wenige Wochen vor dem Beginn der Ferien bekannt gegeben. Schulleitungen, Eltern und SchülerInnen hatten wenig Zeit sich auf das neue Projekt vorzubereiten. Die Studierenden konnten lediglich über einem kurzen Kurs für ihre neue Aufgabe als Sommerschulen-LehrerInnen geschult werden. Nur aufgrund des enormen Engagements, das die Schulen und Studierenden bewiesen haben, hat die Sommerschule 2020 geklappt. Damit sich der damit verbundene Stress 2021 nicht wiederholt, braucht es ein frühzeitiges Konzept und Planungssicherheit für alle Involvierten. Bis Ende Februar soll daher ein fertiges Konzept für die Sommerschule 2021 ausgearbeitet werden und danach die Schulen und Eltern über dieses Angebot informiert werden. So haben Schulen und Eltern Zeit sich vorzubereiten und Anmeldungen einzuholen und die SchülerInnen um sich auf den Sommer zu freuen.

2.    Synergien nutzen

In einigen Städten und Gemeinden gibt es bereits Angebote für die Nachhilfe und Betreuung im Sommer. Diese wurden teilweise bereits gut etabliert. Statt ein Konkurrenzprogramm zu diesen Angeboten zu schaffen, sollen Synergien genutzt werden. In diesen Gemeinden und Städten können die bereits bestehenden Angebote finanziell und personell unterstützt werden, um eine breitere Teilnahme von SchülerInnen möglich zu machen.

3.    Sommerschule bis zu acht Wochen buchbar

Die fehlende Betreuung von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen in den Sommerferien stellt viele Familien, vor allem jene, in denen beide Eltern berufstätig sind, vor eine große organisatorische und finanzielle Herausforderung. Der gesetzliche Urlaubsanspruch und die Länge der Sommerferien decken sich nicht annähernd. Zudem benötigen viele SchülerInnen mehr als nur zwei Wochen Unterstützung, um die verpassten Lerninhalte aus diesen und dem letzten Schuljahr nachzuholen. SchülerInnen im Pflichtschulalter sollen daher die Möglichkeit bekommen, mindestens zwei und bis zu acht Wochen eine Sommerschule zu besuchen. So können sie vom kompletten Kursprogramm, in dem die Inhalte aller Schularbeitsfächer vermittelt werden sollen, profitieren. Die Eltern erhalten eine qualitativ hochwertige und kostengünstige Ferienbetreuung und Lernunterstützung.

4.    Mehr als nur Deutsch

Die Sommerschule 2020 war lediglich für SchülerInnen mit Schwierigkeiten in der Unterrichtssprache Deutsch konzipiert. Für SchülerInnen, die zum Beispiel Probleme in Mathematik hatten, gab es kein Angebot. 2021 soll die Sommerschule ein attraktives Angebot für alle Eltern und Kinder sein. Die Lernunterstützung soll in Kleingruppen von max. 10 SchülerInnen pro Lehrperson stattfinden und für alle Schularbeitsfächer angeboten werden. Dabei soll auf eine moderne Pädagogik und Didaktik gesetzt werden.

5.    Echte Entlohnung für echte Arbeit

Lehrende und Studierende haben bereits im Sommer 2020 zusammen unterrichtet. Die Lehramt-Studierenden sollen auch 2021 die Möglichkeit haben in den Sommerschulen Praxiserfahrung und ECTS Punkte zu sammeln. Dafür sollen sie, wie die PädagogInnen und die Schulleitungen, aber auch entlohnt werden.

6.    Keine halben Sachen

Sport, Musik, Spiel und Spaß sollen im Sommer auch nicht zu kurz kommen. Die Sommerschule ist nicht nur zum ‚Pauken‘ gedacht, sondern soll den SchülerInnen auch ermöglichen neue Freundschaften zu knüpfen und spielerisch zu lernen. Neben der Lernunterstützung soll ein Nachmittagsprogramm mit Sport, Musik und Freizeit angeboten werden. Eine tägliche Sportstunde soll dafür sorgen, dass die Bewegung in diesen Wochen nicht zu kurz kommt - ein Mittagessen für alle SchülerInnen sorgt dafür, dass auch genug Energie zum Spielen und Sporteln da ist.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

 

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, rasch einen umfassenden Plan für die Sommerschule 2021 vorzulegen, der allen SchülerInnen eine Möglichkeit gibt, mehrere Wochen ganztätige Kurse zum Aufholen des versäumten Lernstoffes zu besuchen.“

 

 

 

Zuweisungsvorschlag: Unterrichtsausschuss



[1] Schober, Barbara/ Lüftenegger, Marko/ Spiel, Christiane (2020): Lernen unter COVID-19-Bedingungen: https://lernencovid19.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_lernencovid19/Zwischenergebnisse_Schueler_innen.pdf

[2] https://www.ihs.ac.at/de/ueber-uns/pr/news/detail/webinar-covid-19-und-home-schooling/

[3]https://lernencovid19.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_lernencovid19/Zwischenbericht_Befragung_4_final.pdf

[4] http://www.oecd.org/education/the-economic-impacts-of-learning-losses-21908d74-en.htm

[5] https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/5529/1/ihs-policy-brief-2020-kocher-steiner-corona-schulen.pdf