1284/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 24.02.2021
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Entschließungsantrag
der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS,
Genossinnen und Genossen
betreffend aktuelle Situation in Myanmar
Nach einem halben Jahrhundert Militärdiktatur hatten die Menschen in Myanmar etwa ein Jahrzehnt lang die Gelegenheit, in einem Land zu leben, das einen Demokratisierungsprozess durchlaufen hat und sie haben die Vorzüge der zarten Pflanze Demokratie zu schätzen gelernt. Die bundesweiten Wahlen im November 2020 zeichneten sich nicht nur durch eine sehr hohe Wahlbeteiligung aus, sondern brachten auch einen klaren Sieg von etwa 83% für die Nationale Liga für Demokratie (NLD) mit sich. Internationale Wahlbeobachter*innen bescheinigten, dass die Bevölkerung die Möglichkeit hatte, ihren Wählerwillen zum Ausdruck zu bringen, auch wenn kritisch anzumerken ist, dass die Volksgruppe der Rohingya nach wie vor kein Wahlrecht besitzt. Die staatliche Wahlkommission ging den eingelangten Beschwerden nach und versuchte, diese nach demokratischen Spielregeln zu klären.
Am 1. Februar 2021, dem Tag, an dem das neu gewählte Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentreten sollte, hat in aller Früh das Militär durch einen Putsch abermals die Macht übernommen, De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi inhaftiert und stoppte damit den Demokratisierungsprozess schlagartig.
Es folgten
friedliche Demonstrationen der Bevölkerung, welche die Anerkennung des
Wahlergebnisses und die Freilassung der inhaftierten Politiker*innen, allen
voran Aung San Suu Kyi, forderten.
Das Militär reagierte mit weiteren Festnahmen von mittlerweile vielen
hunderten friedlichen Demonstrant*innen und dem Abschalten aller Technologien
zur Kommunikation, welches einen groben Verstoß gegen die Meinungsfreiheit
der Bewohner*innen Myanmars darstellt. Zivilgesellschaftliche Proteste in
vielen Orten Europas haben klare Solidarität mit den Burmes*innen zum
Ausdruck gebracht. Politische Statements westlicher Länder, nicht zuletzt
die EU-Außenminister*innen verurteilen die illegitime Machtergreifung
durch das Militär.
Drei Wochen nach dem Putsch dauern die Proteste weiterhin an. Der
Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen, Tom Andrews, warnte unterdessen
vor einer weiteren Zuspitzung der Lage. "Ich befürchte eine weitere
Zunahme der Gewalt in Myanmar, in einem größeren Ausmaß, als
wir es seit der illegalen Machtergreifung am 1. Februar gesehen haben",
erklärte Andrews. Er habe "Informationen erhalten, wonach Soldaten
aus den umliegenden Regionen nach Rangun geschickt wurden". "Die
fortgesetzte Unterdrückung der Grundfreiheiten und Menschenrechte des
Volkes in Myanmar muss sofort beendet werden," forderte er (Myanmar: Regierungspartei ruft zu
Widerstand auf - news.ORF.at; Stand: 18.02.2021). Mittlerweile forderten
die andauernden Proteste bereits drei Todesopfer. Zuletzt gingen im Rahmen eines Generalstreiks in allen
Landesteilen Zehntausende Menschen auf die Straßen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen nachfolgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister
für europäische und internationale Angelegenheiten, wird aufgefordert,
sich auf bilateraler, europäischer
und internationaler Ebene dafür einzusetzen, dass
- das Militär in Myanmar sofort sein gewaltsames und eskalierendes Vorgehen gegenüber den friedlichen Protesten der Bewohner*innen gegen den Militärstreich einstellt,
- die gefangen genommenen Politiker*innen und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, die vom Militär als Bedrohung empfunden werden, auf der Stelle und ohne jede Bedingung freigelassen werden,
- die Telekommunikationsmöglichkeiten nicht weiter unterbunden werden und die Meinungsfreiheit für alle Bewohner*innen Myanmars wiederhergestellt wird,
- die Rechtsstaatlichkeit wiederhergestellt und allen Bewohner*innen die Einhaltung ihrer Menschenrechte garantiert wird,
- das Wahlergebnis vom November 2020 anerkannt und die Konstituierung des Parlaments auf Basis dieser Wahlen sofort gewährleistet wird, damit in weiterer Folge eine demokratisch legitimierte Regierung gebildet werden kann,
- die Vorfälle rund um den Militärstreich einer unabhängigen Untersuchung unterzogen werden,
- die genozidalen Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Gruppe der Rohingya weiterhin verfolgt werden und eine Untersuchung von international legitimierter Stelle aktiv vorangetrieben wird“.
Zuweisungsvorschlag: Außenpolitischer Ausschuss