1423/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 24.03.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Fiona Fiedler, Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Besondere Öffnungsschritte für besondere Notwendigkeiten: Indoor-Sport für Kinder mit Behinderungen rasch ermöglichen!

 

Die aktuellen pandemiebedingten Einschränkungen im Alltag wiegen besonders für Kinder und Jugendliche schwer. Die Gesundheit und die Sicherstellung der öffentlichen Gesundheitsversorgung stehen selbstverständlich im Zentrum der Überlegungen, doch muss nach so lang andauernden restriktiven Maßnahmen die Interessensabwägung immer stärker die daraus entstehenden Kollateralschäden berücksichtigen. Unbeabsichtigten, schweren Nebenwirkungen sollte aktiv entgegentreten werden. Die Bundesregierung hat allgemein zu wenig darauf geachtet, heranwachsenden Menschen einen Ausgleich zur Monotonie des Lockdowns zu bieten. Trotz existierender Sicherheitskonzepte hat man erst ab 15. März 2021 einen Rahmen für sportliche Betätigung für Minderjährige im Freien innerhalb von Vereinen geschaffen. Diese vorsichtigen Öffnungsschritte im Bereich des Sports kamen nicht nur relativ spät, sondern haben zudem die Notwendigkeiten gewisser besonders schutzwürdiger Personengruppen vollkommen außer Acht gelassen.

Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen werden in den Planspielen der Bundesregierung vollkommen vergessen. Es bestehen derzeit einfach keine rechtliche Möglichkeiten, ein entsprechend geeignetes Angebot zu Verfügung zu stellen. So ist es beispielsweise für beeinträchtigte Kinder im Rollstuhl essenziell, dass sie die Handhabung und den Umgang mit ihrem Rollstuhl erlernen, um später ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben führen zu können. Der Kinder-Rolli-Sport des Österreichischen Behindertensportverbandes ist ein gutes Beispiel eines großartigen Angebots, bei dem Kindern spielerisch das Rollstuhlfahren beigebracht wird. Hierbei steht der Sport im herkömmlichen Sinn weniger im Vordergrund, sondern es werden mit solchen Kursen vor allem Techniken des Fahrens mit einem Heilbehelf spielerisch vermittelt. Corona-bedingt musste dieses Angebot mit Beginn der Krise 2020 eingestellt werden und fand, dank des enormen Engagements der Verbandstrainer_innen, im Freien wieder ab dem Sommer 2020 statt. Wetterbedingt konnte die Veranstaltung jedoch nur vier Mal besucht werden. Unter Einhaltung aller erforderlichen Maßnahmen konnte der Rolli-Sport ab Herbst 2020 in einem Turnsaal stattfinden. Hierfür wurde eigens ein Konzept erarbeitet und die Kinder in zwei Gruppen geteilt, um die Teilnehmerzahl pro Einheit gering zu halten und das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sowie das Einhalten des Abstandes wurde von allen eingehalten, da das Wohl der Kinder im Vordergrund stand. Die Kinder haben enorm davon profitiert, das Training wieder absolvieren zu dürfen. Seit dem erneuten Lockdown im November 2020 findet jedoch kein Kinder-Rolli-Sport mehr statt.

Beeinträchtigte Kinder haben ebenfalls den Drang zu und das Anrecht auf Bewegung. Menschen mit Behinderungen sind in vielerlei Hinsicht vom Leben benachteiligt und sollen nun nicht noch mehr benachteiligt werden. Dazu kommt, dass Infektionen beim Rollstuhlsport weit weniger wahrscheinlich sind, als bei Kindern, die nicht durch einen Rollstuhl voneinander getrennt sind. Die Entwicklungsmöglichkeiten von Heranwachsenden sollten weder vom Wetter abhängen, noch sollten gewisse Bevölkerungsgruppen dadurch benachteiligt werden, dass ihre Anliegen aus einem schlechten Krisenmanagement heraus unberücksichtigt bleiben. Gerade in solchen Ausnahmesituationen dürfen Menschen mit besonderen Notwendigkeiten nicht übersehen werden. Körperliche Betätigung und das damit verbunden Erlernen bzw. die Verfeinerung wesentlicher motorischer Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung, insbesondere Kindern, bedarf rasch gesonderter maßgeschneiderter Öffnungsmaßnahmen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert, rasch einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, in dem Kindern mit Behinderungen Sport auch in geschlossenen Räumen ermöglicht wird."



In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Sportausschuss vorgeschlagen.