1597/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 19.05.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Hotlines und Beratungsstellen für LGBTIQ-Jugendliche
Obwohl es in der EU in den vergangenen Jahren wichtige Schritte zur Gleichbehandlung von LGBTIQ-Personen gegeben hat - ihre Diskriminierung im Alltag bleibt bestehen: bei der Arbeit, in der Schule, in Cafés, Restaurants, Bars und Nachtclubs, bei der Suche nach Wohnraum, beim Zugang zu Gesundheits- oder Sozialdiensten und auch in Geschäften. Die Häufigkeit von verbaler Belästigung sowie körperlicher und sexualisierter Gewalt ist ebenfalls hoch, wie auch aus der FRA Grundrechtestudie hervorgeht.
Die Corona-Pandemie hat die Situation für LGBTIQ-Personen und hier speziell LGBTIQ-Jugendliche nicht verbessert, im Gegenteil. Wir wissen, wie dramatisch sich Lockdowns und Schulschließungen besonders auf die jungen Menschen auswirken – es fehlt jeglicher sozialer Austausch mit Peer Groups und es gibt vor allem für LGBTIQ-Jugendliche nach wie vor so gut wie kein Unterstützungs- oder Beratungsangebot.
Die Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) aus dem Jahr 2020 zeigt erschreckend klar, dass noch immer ein großer Teil der LGBTIQ-Community in Europa und insbesondere Österreich in den letzten Jahren gewalttätige Übergriffe und Diskriminierung in der Öffentlichkeit erfahren hat. 11% der Befragten in Österreich geben an, innerhalb der letzten 5 Jahre aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erfahren zu haben. Die Umfrage zeigt außerdem, dass der Großteil der Befragten, nämlich 40%, im Alter zwischen 10 und 14 Jahren erstmals merken, dass sie LGBTIQ sind. Obwohl man gerade hier ansetzen, aufklären und Vorurteile abbauen müsste, geben 71% der Befragten an, dass das Thema LGBTIQ in der Schule nicht behandelt wurde, 44% gaben an, in der Schule verspottet worden zu sein. Die aktuelle Krisensituation durch das Corona-Virus hat die Situation für Minderheiten und hier auch die LGBTIQ-Community deutlich verschärft, Aggression und Gewaltbereitschaft gegenüber Minderheiten steigt.
In diesem Klima der Isolation durch anhaltende Lockdowns fühlen sich besonders Jugendliche im Stich gelassen, die gerade ihre Sexualität und Geschlechtsidentität entdecken, denen oft auch der familiäre Rückhalt und Austausch mit der Peer Group fehlt und die gerade im Jugendalter dringend Zugang zu Beratungsstellen und Ansprechpersonen benötigen würden. LGBTIQ-Jugendliche brauchen jetzt mehr denn je besonderen Schutz und vor allem die Möglichkeit eines niederschwelligen Beratungsangebots für ihre Fragen und Problemstellungen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Der Nationalrat wolle
beschließen:
"Die Bundesregierung, insbesondere die Ministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt, wird aufgefordert, im Sinne der bestmöglichen Unterstützung und Beratung von LGBTIQ-Jugendlichen umgehend und flächendeckend die Einrichtung von Hotlines und niederschwelligen Beratungsstellen speziell für LGBTIQ-Jugendliche in die Wege zu leiten."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gleichbehandlungsausschuss vorgeschlagen.