1598/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 19.05.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Einrichtung queerer Jugendzentren in Österreich

 

Für LGBTIQ-Jugendliche und junge Erwachsene ist die Phase der Autonomie- und Identitätsentwicklung vielfach von Unsicherheiten und Ängsten geprägt. Das führt dazu, dass viele aus Sorge vor unangenehmen Reaktionen der sozialen Umgebung ihre Orientierung, Gefühle oder Identität unterdrücken.

Noch immer erfahren acht von zehn LGBTIQ-Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Diskriminierung, 60,5% rechnen mit Problemen in Bildungs-/Arbeitsstätten, rund 10% erleben sogar körperliche Gewalt. All dies führt unter anderem dazu, dass queere Jugendliche eine 4-6-fach höhere Suizidalität haben als andere Jugendliche. Zu diesen Ergebnissen kommt das Forschungsprojekt „Coming-out – und dann…?!“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI), das sich mit den Comingout-Verläufen und Diskriminierungserfahrungen von LGBTIQ-Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland befasst hat. https://www.dji.de/ueber-uns/projekte/projekte/coming-out-und-dann.html

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Gerade in dieser Zeit der Orientierung und Identitätsfindung stellt die Unterstützung durch Freund_innen, Familienmitglieder oder Freizeit- und Beratungsangebote für LGBTIQ-Jugendliche und junge Erwachsene eine ganz wesentliche Ressource zur Unterstützung dar.

Was es also braucht, um queere Jugendliche vor Diskriminierung zu schützen und sie in ihren Lebenssituationen bestmöglich zu unterstützen, sind niederschwellige Beratungsangebote und die Einrichtung von Schutzräumen, in denen LGBTIQ-Jugendliche sie selbst sein können, so die Empfehlung der DJI-Studie. Auch die HOSI Wien fordert maßgeschneiderte Angebotsstrukturen, die der gesamten sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt gerecht werden, sowie offene Treffs und die Möglichkeit zur Vernetzung, um insbesondere für jüngere Jugendliche im Übergang von der Kindheit zur Jugendphase bzw. zu Beginn der Pubertät ein elternunabhängiges Beratungsangebot zu Fragen der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung zu schaffen. LGBTIQ-Jugendliche müssen niederschwellig, jugendgerecht und ohne Angst vor Stigmatisierung in erreichbarer Nähe Austausch mit peers pflegen können und qualifizierte Ansprechpartner_innen vorfinden.

Neben London, Paris, Berlin, München oder Köln, in denen sich queere Jugendzentren bereits seit Jahren bewähren, wird nun auch in Wien ein erstes queeres Jugendzentrum als qualifizierte Anlaufstelle für LGBTIQ-Jugendliche eingerichtet. Das ist zu begrüßen, darf aber keine Einzelmaßnahme bleiben. LGBTIQ-Jugendliche in ganz Österreich brauchen Unterstützung und die Möglichkeit, peers zu treffen, sie brauchen einen geschützten Rahmen, in dem ein Austausch über Coming-out, Erfahrungen, Medien udgl. stattfinden kann und es braucht  „Regenbogenkompetenz“ vor Ort, um dem spezifischen Beratungsbedarf queerer Jugendlicher qualifiziert gerecht werden zu können.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt, wird aufgefordert, bundesweit die Einrichtung von unabhängigen queeren Jugendzentren für junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren, die sich als queer oder LGBTIQ-Personen identifizieren, als geschützten Raum und qualifizierte Anlaufstelle mit hauptamtlichem Fachpersonal zu unterstützen und deren Finanzierung sicherzustellen."



In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gleichbehandlungsausschuss vorgeschlagen.