1605/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 19.05.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Strukturierte Doktoratsprogramme und Transferable Skills in Doktorand_innenausbildung

 

Die Pandemie hat uns mehrere Dinge schmerzhaft vor Augen geführt: Die strukturellen Defizite in unserem Land. Dass wir aus unseren Fehlern endlich lernen müssen. Und dass veraltete Muster keine Basis für das Überstehen einer solchen Krise bieten und uns aufhalten, nach vorne zu kommen. Daher braucht es einen echten Neustart. Wie durch ein Brennglas sehen wir nun, wo unsere Schwächen liegen, wo wir an unsere Grenzen gestoßen sind, was man besser machen kann - und soll.

Forschung und Entwicklung sind wesentliche Grundpfeiler für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Österreich. Doch trotz dritthöchster Forschungsquote der EU im Jahr 2019 verfehlen wir den Aufstieg in die Reihe der Innovation Leaders immer wieder aufs Neue. Dieses Performance-Problem attestierte im September 2020 auch eine IHS-Studie im Auftrag des BMBWF ("Forschungspolitik in Österreich - Zentrale Ansatzpunkte für eine Leistungssteigerung in der Grundlagenforschung"; https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/5423/7/janger-koenig-2020-forschungspolitik-in-oesterreich-grundlagenforschung-gutachten.pdf). Die Autor_innen stellten unter anderem fest, dass Grundlagenforschung in Österreich besser zu Wertschöpfung führen könnte, als dies momentan der Fall sei.

Ein Indikator für ausbaufähige Performance sei das derzeit gering ausgeprägte Gründungsgeschehen in Österreich. Leistungssteigerungen in diesem Bereich könnten der Studie zufolge beispielsweise durch strukturelle Aspekte außerhalb der Forschungsfinanzierung erzielt werden, etwa - analog zu einer Empfehlung des Rats für Forschung und Technologieentwicklung - durch den deutlichen Ausbau strukturierter Doktoratsprogramme bzw. Doktoratsschulen sowie die Einbindung eines größeren Anteils des wissenschaftlichen Nachwuchses im Rahmen von mehrjährigen Anstellungsverhältnissen. Als Best Practice Beispiel wäre hier wohl die Graduate School des IST Austria zu nennen, die Doktorand_innen eine strukturierte Ausbildung inklusive Lab Rotations, Ausbildungskursen, Qualifizierungsprüfungen und Progress Reports sowie fünfjährige Arbeitsverträge bietet. Zusätzlich muss die Bundesregierung natürlich dafür Sorge tragen, die Finanzierung der doc.funds (6 Millionen Euro von der 2020 ausgelaufenen Nationalstiftung für exzellente laufende Doktoratsprogramme mit bestehender Ausbildungs- und Forschungsinfrastruktur) auch in Zukunft sicherzustellten.

Um die Wirkung der Forschung auf Wirtschaft und Gesellschaft zu gewährleisten, wäre es den Autor_innen zufolge auch notwendig, Forscher_innen bereits während des Doktorats Transferable Skills (z.B. Entrepreneurship, Projektmanagement, Kommunikation, Team-Zusammenarbeit) zu vermitteln. Österreich liegt der Studie zufolge hier mit nur knapp 10 Prozent der Doktorand_innen, die Training in Transferable Skills erhalten, weit unter dem EU-Schnitt von rund 30 Prozent (2016). Diese Transferable Skills könnten in strukturierten Doktoratsprogrammen - selbstverständlich immer unter Wahrung der Freiheit von Wissenschaft und Lehre - zudem besser integriert werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG




Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, den deutlichen Ausbau flächendeckender strukturierter Doktoratsprogramme gemeinsam mit den Universitäten voranzutreiben. Zudem soll im Rahmen dieser Programme auch besonderes Augenmerk auf die Vermittlung von Transferable Skills gelegt werden. Die Freiheit von Wissenschaft und Lehre an den Universitäten soll dabei selbstverständlich stets gewahrt bleiben. Weiters wird die Bundesregierung aufgefordert, die Zusatzfinanzierung bestehender strukturierter Doktoratsprogramme (doc.funds) im Zuge der Einrichtung des Fonds Zukunft Österreich zu gewährleisten." 


In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Wissenschaftsausschuss vorgeschlagen.