1614/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 19.05.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Coronafolgen-Hilfsfonds für Kindergärten
In Folge der Corona-Krise sind die schon zuvor hohen Anforderungen an Elementarpädagog_innen weiter gewachsen: Aufgrund der psychosozialen Belastung, die viele Familien im Zuge der Krise erlitten haben, steigt die Zahl der Kinder, die besondere Aufmerksamkeit und Betreuung benötigen. Mit den bestehenden Personalressourcen ist dies durch die gruppenführenden Pädagog_innen kaum zu leisten. Darunter leiden sowohl die betroffenen Kinder als auch die Bildungsarbeit mit der gesamten Gruppe.
In der ersten Phase der Pandemie im Frühjahr 2020 waren relativ wenige Kinder in den Einrichtungen, sodass die ansonsten in Österreich übergroßen Gruppen vorübergehend auf ein Maß geschrumpft waren, das ein pädagogisch sinnvolles Arbeiten mit einer international üblichen Fachkraft-Kind-Relation ermöglichte. Nach dieser kurzen Erfahrung, die einmal mehr die Notwendigkeit eines besseren Betreuungsschlüssels auch im Normalbetrieb verdeutlichte, stieg die Zahl der Kinder in den Einrichtungen rasch wieder an. Die schon vor der Pandemie prekäre Personalsituation hat sich seither drastisch verschärft. Die Krankenstände nahmen zu, die schlechten Arbeitsbedingungen und das erhöhte Infektionsrisiko machten es für die Träger der Einrichtungen noch schwieriger, ausreichend Fachkräfte zu finden. Die Folgen dieser Entwicklung auf den Personalstand werden auch im nächsten Schuljahr/Kindergartenjahr spürbar bleiben, wie Vertreter_innen der Trägerinitiative privater Kindergärten berichten.
Neben den indirekten Effekten der Überlastung ist ein Teil der vermehrten Krankenstände und Jobwechsel auch unmittelbar auf Corona-Infektionen zurückzuführen. Während in anderen Bereichen auf Schutzmaßnahmen, wie Maskentragen und Abstandhalten, gesetzt wurde, ist dies in der Arbeit mit Kleinkindern nicht möglich.
Der Kern einer langfristigen Lösung des Fachkräftemangels in den Elementarbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen muss ein Stufenplan für kleinere Gruppen und einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel bilden, da nur so nachhaltig bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen sind.
Für die Bewältigung der kurz- und mittelfristigen Engpässe sind zusätzlich jedoch andere Maßnahmen notwendig, die schneller wirken. Zur besseren Betreuung der durch die Krise belasteten Kinder und Familien und zur Entlastung der Pädagog_innen fordern die unterfertigten Abgeordneten daher einen bundesweiten Coronafolgen-Hilfsfonds für die Kindergärten und sonstigen elementarpädagogischen Einrichtungen.
Der Hilfsfonds ist auf drei Jahre angelegt und soll die Phase überbrücken, bis mittelfristige Maßnahmen wie der Ausbau der BAfEP-Kollegs greifen. Er soll zwei Ziele verfolgen:
1.) Kindergarten-Trägerorganisationen (Gemeinden, Länder, Private) dabei unterstützen, aus verwandten pädagogischen und therapeutischen Berufen qualifiziertes Unterstützungspersonal in die Kindergärten zu holen, das temporär den gruppenführenden Elementarpädagog_innen additiv zu Seite steht. Als qualifiziere Unterstützungskräfte für Kindergärten kommen u.a. in Frage:
Zur Unterstützung der rund 25.000 Pädagog_innen in 9.400 Kindertagesheimen soll der Hilfsfonds so dotiert werden, dass von den Trägerorganisationen in Summe 1.000 qualifizierte Unterstützungskräfte (Vollzeit-Äquivalente) für drei Jahre eingestellt werden können. Bei durchschnittlichen jährlichen Gesamtkosten (inkl. Lohnnebenkosten) von 70.000 Euro pro qualifizierter Kraft ist ein Jahresbudget von 70 Mio. Euro anzusetzen, um den Hilfsfonds ausreichend für dieses Ziel auszustatten.
2.) Projekte zu fördern, mit denen Kindergarten-Trägerorganisationen das Recruiting von Elementarpädagog_innen und die Personalbindung verbessern. Dazu können etwa Informationsoffensiven, Imagekampagnen oder auch monetäre Anreize, wie Einstiegs- und Rückkehrprämien oder Prämien für besondere Verdienste in der Coronapandemie, zählen. Dafür sind 30 Mio. Euro bereitzuhalten.
Österreich hat laut Angaben der Bundesregierung beantragt, aus der Aufbau- und Resilienzfazilität (Recovery and Resilience Facility) der Europäischen Union 28,4 Mio. Euro in den "Ausbau Elementarpädagogik" zu investieren. Sofern diese Mittel nicht bereits im Detail verplant sind (den unterzeichneten Abgeordneten ist diesbezüglich nichts bekannt, Anm.), wäre es denkbar, diese EU-Mittel in den hier geforderten Hilfsfonds einfließen zu lassen und um Bundesmittel zu ergänzen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird dazu aufgefordert, einen Coronafolgen-Hilfsfonds für Kindergärten ins Leben zu rufen und ausreichend zu dotieren, um damit
· Kindergarten-Trägerorganisationen (Gemeinden, Länder, Private) dabei zu unterstützen, aus verwandten pädagogischen und therapeutischen Berufen qualifiziertes Unterstützungspersonal für die Kindergärten zu akquirieren, das temporär den gruppenführenden Elementarpädagog_innen additiv zur Seite steht.
· Projekte zu fördern, mit denen Kindergarten-Trägerorganisationen das Recruiting von Elementarpädagog_innen und die Personalbindung verbessern.
Der Hilfsfonds soll auf drei Jahre angelegt sein und mit 100 Mio. Euro jährlich (Bundesmittel und ggf. EU-Mittel) dotiert sein.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.