1632/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 19.05.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

 

der Abgeordneten Petra Vorderwinkler,

Genossinnen und Genossen

 

 

betreffend Schulpaket für den Herbst: was Kinder im nächsten Schuljahr brauchen

 

Wenn SchülerInnen nach den Sommerferien zurück an die Schule kehren, werden die Herausforderungen enorm sein: es wird weiter Sicherheitskonzepte brauchen, damit die Schulen sicher im Normalbetrieb laufen und nicht wieder Corona-bedingt in den Distanzunterricht wechseln müssen. Auch wenn sowohl LehrerInnen, SchülerInnen sowie Eltern im letzten Jahr alles gegeben haben, damit trotz aller Umstände, der Unterricht auf die ein oder andere Weise so gut wie möglich weiter funktionieren konnte, werden in manchen Bereichen einfach Lernrückstände da sein. Vor allem aber wird sich die Bildungsschere noch weiter vergrößern, wenn der Bildungsminister nicht endlich Unterstützungspakete schnürt. Was es ebenfalls dringend braucht ist Planungssicherheit. Denn davon war im letzten Jahr nicht viel zu spüren.

ExpertInnen sind sich daher auch einig: Österreich hat den letzten Sommer völlig verschlafen und ist im Blindflug ins letzte Schuljahr gestartet, sowohl was Corona-Maßnahmen als auch schulische Fragen betrifft. Zwischen „Auf und Zu“, „Schichtbetrieb“ und „Distance-Learning“ mussten die LehrerInnen oft mit viel Improvisation und Organisationstalent das Beste aus der Situation machen. Oft wurden Sie erst am Wochenende davor via Pressekonferenz darüber informiert, dass überhaupt und unter welchen Bedingungen an den Schulen unterrichtet werden wird. Das soll im nächsten Schuljahr nicht noch einmal passieren. Daher braucht es jetzt ein umfangreiches Sicherheitspaket, damit im Herbst ein normaler und vor allem Corona-sicherer Schulbetrieb möglich ist. Die derzeit an Schulen verwendeten Antigen-Tests sind gut, aber nicht gut genug. ExpertInnen – wie etwa auch der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien - fordern daher drei Mal die Woche PCR-Gurgeltests für alle Schulen, da Antigen-Tests viele Infektiöse übersehen.

Auch hier sind sich die ExpertInnen größtenteils einig: je jünger die SchülerInnen, desto herausfordernder war auch der Distanzunterricht im letzten Schuljahr. Umgekehrt gilt damit natürlich auch: Je früher SchülerInnen jetzt gezielt gefördert werden, umso erfolgreicher gestaltet sich die weitere Bildungslaufbahn und desto geringer die Auswirkungen. Nach dem Kindergarten legt die Volksschule den Grundstein für das erfolgreiche Erlernen von Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. SchülerInnen im letzten Kindergarten- bzw. ersten Schuljahr waren daher von Lockdowns und Homeschooling besonders hart getroffen. Übrigens nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern standen vor großen Herausforderungen. Quasi über Nacht mussten diese zu ErsatzlehrerInnen werden. So viel Mühe sich Eltern in der Phase auch gegeben haben, natürlich müssen gerade in so einer sensiblen Phase – nämlich beim Erlenen der Grundkompetenzen – Profis ans Werk. Und das sind nun mal Lehrerinnen und Lehrer. Ein besonderer Fokus muss daher im Herbst auf der Volksschule liegen. Eine zweite Volkschullehrerin oder ein zweiter Volksschullehrer soll sicherstellen, dass hier jedes Kind bestmöglich unterstützt wird und kein Kind verloren geht.

Aber natürlich hat die Corona-Krise auch ältere SchülerInnen hart getroffen. Alleine deshalb wäre ein Zurück zum normalen Unterricht und die Fortführung des Lehrplanes fatal. Bereits vor Corona waren die Schulen im besten Fall Mittelmaß und auf allen Ebenen weit weg von der Weltspitze. Keine einzige Studie bescheinigt dem österreichischen Schulsystem für Chancengerechtigkeit zu sorgen. Hinzu kommen Lehrpläne, wo sich Kinder und Jugendliche zurecht fragen: lerne ich fürs Leben oder für die Schublade? Die Corona-Krise hat all diese Probleme noch zusätzlich verstärkt. Zeit also das Schulsystem grundlegend umzukrempeln. Bildung hängt in Österreich zu 100% von den Eltern ab, nach dem Motto „sag mir was deine Eltern machen und ich sag dir welche Chance du im Leben hast“. Unsere Schulen sind „Hausübungsschulen“: der Lernerfolg baut darauf auf, dass sich Eltern am Nachmittag mit den Kindern hinsetzen und lernen, wenn sie selbst nicht helfen können, dann müssen Eltern tief in die Tasche greifen und für private Nachhilfe bezahlen. Wir wünschen uns daher eine Schule, in die ein Kind ohne Schultasche reinspazieren kann und ohne Hausübung wieder herauskommt, weil die gesamte Bildung Sache der Schule und nicht der Möglichkeiten und Zeit der Eltern ist.

Unsere Kinder brauchen jetzt jede Unterstützung und größtmöglichen Freiraum beim Aufholen. Ansonsten verderben wir den Kindern jede Lust am Lernen. Eltern und LehrerInnen brauchen wiederum endlich Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Die Zeit des Improvisierens muss spätestens im Herbst vorbei sein.

 

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird augefordert umgehend ein umfangreiches Schulpaket für das nächste Schuljahr vorzubereiten, um rechtzeitig für Planungssicherheit der LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern zu sorgen. Dieses sollte folgende Teile beinhalten:

 

1)    Corona-Sicherheits-Paket:

·         Verpflichtende und flächendeckende PCR-Gurgeltests, drei Mal die Woche, für alle Schulstufen: ExpertInnen – wie etwa der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien – fordern den Umstieg auf PCR-Gurgeltests für alle Schulen, da Antigen-Tests zwar gut, aber nicht gut genug sind und viele Infektiöse übersehen.

·         Flächendeckende und regelmäßige Tests auch an Kindergärten („Lollipoptests“)

·         Flächendeckender Einbau von Luftfilteranlagen in jedem Klassenzimmer jedes Schultyps (unabhängig vom Schulerhalter) und auch in Kindergärten.

·         Anmietung von zusätzlichen Räumlichkeiten, um Abstands- und Hygieneregeln besser einhalten zu können.

 

2)    Volksschul-Paket: Ein besonderer Fokus liegt auf den Jüngsten, sie brauchen besondere Unterstützung:

·         Eine zweite Volksschullehrerin bzw. zweiten Volksschullehrer für die ersten beiden Schulstufen soll dafür sorgen, dass individuell auf den Förder- und Lernbedarf der SchülerInnen eingegangen werden kann. Generell braucht es für die Zukunft gerade an den Volksschulen einen größeren Personalpool, um etwa Krankenstände bzw. Förderbedarf für alle Schulstufen besser abdecken zu können.

 

3)    Aufhol-Paket: Trotz enormen Engagement der LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen wird es in manchen Bereichen Lernrückstände geben. Alleine deshalb wäre ein Zurück zum normalen Unterricht und Fortführung des Lehrplanes fatal. SchülerInnen und Eltern dürfen damit nicht alleine gelassen werden. Sie brauchen Unterstützung beim „Aufholen“:

·         Bonussemester: Wir können nicht so tun, als hätte es Corona nie gegeben und einfach zurück zur Tagesordnung übergehen. Bis Weihnachten soll daher Wiederholen und Üben im Mittelpunkt stehen. In dieser Phase soll der Stoff der letzten drei Corona-Semester nachgeholt, vertieft werden und die LehrerInnen explizit die Möglichkeit haben darauf zu schauen, wo die SchülerInnen stehen. Außerdem soll auch mehr Freiraum für Projektunterricht ermöglicht werden – je nach Interessenslage, ganz nach dem Motto: „Geht nicht, gibt’s nicht!“

·         Förderunterricht an Schulen: Ab Herbst soll jede SchülerIn die Möglichkeit auf zusätzlichen Förderunterricht in den Hauptgegenständen haben, der in Kleingruppen organisiert ist. Jede Schule bekommt zwei Fördereinheiten in jedem Hauptgegenstand pro Jahrgang und pro Woche. Die Ausgestaltung ist flexibel bzw. schulautonom festlegbar.

·         1.000 Euro Bildungsscheck für gratis Nachhilfe für jede SchülerIn: Eltern bekommen für jedes Kind, das noch eine Schule besucht, einen 1.000 Euro Bildungsscheck, der in den nächsten zwei Schuljahren für gratis Nachhilfe eingelöst werden kann. Abgewickelt werden könnte dies beispielsweise über die bereits vorhandene Dienstleistungsscheck Online Plattform, bei der sich der Auftragnehmer (also jene Person, die Nachhilfe gibt) sowie Auftraggeber registriert und so die Bezahlung über die von der Regierung zur Verfügung gestellten Mittel abgewickelt werden kann.

·         Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Kindergarten bzw. Schulplatz: Es kann nicht sein, dass wir weiter auf ein Schulsystem bauen, wo Kinder täglich in die Schule gehen, und mit Hausübungen und zusätzlichem Förderbedarf heimkommen, den die Eltern durch ihre persönliche Unterstützung oder in Form von privater Nachhilfe kompensieren müssen. Es braucht daher endlich den flächendeckenden Ausbau von qualitativ hochwertigen, ganztägigen Schulangeboten – nur so gibt es auch echte Wahlfreiheit.Der Besuch einer Ganztagsschule macht auch private Nachhilfe meist nicht mehr notwendig, weil ohnehin alles in der Schule erledigt wird und LehrerInnen mehr Zeit für Unterstützung im Rahmen des Schulunterrichts haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zuweisungsvorschlag: Unterrichtsausschuss