1678/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 20.05.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Mag. Gerhard Kaniak

und weiterer Abgeordneter

betreffend Gendergerechte Medizin

 

 

Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten sind bei Frauen aufgrund mangelnder klinischer Studien oft unzureichend untersucht. Eine geschlechtsdifferenzierte Sichtweise trägt zur geschlechtsadäquaten Gesundheitsförderung und Prävention bei, ermöglicht eine differenzierte Diagnostik, erhöht die Qualität der Behandlung für Frauen und Männer und trägt zur Identifikation spezifischer Ressourcen bei.

 

„Gesundheit will gegendert werden“, so die "Tiroler Tageszeitung" vom 21.03.2021.

„Frauen sind keine Männer. Und verzeichnen deshalb große Unterschiede in der Gesundheitsstatistik-vor allem in der Vorsorge spielt der Geschlechterunterschied eine große Rolle.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verweist ebenfalls deutlich auf die geschlechterspezifischen Vorsorgeunterschiede und hat mit #Frauenpower eine wertvolle Kampagne ins Leben gerufen. "Frauengerechte Gesundheitsförderung ist der ÖGK ein wichtiges Anliegen", so die ÖGK-Chefärztin in NÖ, Michaela Stitz. "Männer und Frauen sind einfach anders - und wir müssen sowohl bei der Vorsorge als auch bei der medizinischen Versorgung gendergerechte Herangehensweisen etablieren."

 

"Der Standard" vom 24.03.2021 berichtet unter dem Titel „Haben Frauen mehr Nebenwirkungen?“ von geschlechterspezifischen Unterschieden in Zusammenhang mit Impfungen: „… Blutgerinnungsstörungen, wie sie zuletzt mit Impfungen in Zusammenhang gebracht wurden, treten generell häufiger bei Frauen auf. Beim Impfen gibt es zudem einige geschlechterspezifische Unterschiede, dabei liegt aber vieles noch im Dunkeln.

„Es ist lange bekannt, dass Thrombosen bei Frauen häufiger als bei Männern auftreten“, sagt Margarethe Hochleitner, Gendermedizinerin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Vermutet wird, dass Hormone und insbesondere Hormonschwankungen, denen Frauen in weit höherem Ausmaß ausgesetzt sind als Männer, dabei eine Rolle spielen. Auch die Einnahme der Pille erhöht das Risiko für Thrombosen – insbesondere in Kombination mit Rauchen. Auch bei Sinusvenenthrombosen ist bekannt, dass gerade jüngere Frauen betroffen sind.

Gut belegt ist jedenfalls, dass sich die Immunsysteme von Frauen und Männern unterscheiden. Sowohl bei jüngeren Menschen als auch bei Frauen ist die Immunabwehr grundsätzlich stärker. Frauen sind auch in höherem Alter besser gerüstet, sogar mit schweren Krankheiten zurechtzukommen, während Männer häufiger an ihnen sterben. …

Auf der anderen Seite entwickeln Frauen durch ihre stärkere Immunantwort häufiger und stärkere Nebenwirkungen (und bilden auch mehr Antikörper), wie Untersuchungen an vielen Impfstoffen wie etwa gegen Influenza gezeigt haben. Die heftigere Reaktion führt auch dazu, dass der Frauenanteil bei Autoimmunerkrankungen bis zu 80 Prozent beträgt. Außerdem sind schwere allergische Reaktionen auf Impfungen, wie ein anaphylaktischer Schock, bei Frauen häufiger.

Zu den Geschlechterunterschieden bei Nebenwirkungen der aktuellen Corona-Impfstoffe liegen allerdings so gut wie gar keine Daten vor, beklagen Wissenschafterinnen wie Margarethe Hochleitner. …

Studien in der Vergangenheit haben jedenfalls gezeigt, dass bei Frauen auch mit geringeren Impfdosen derselbe Effekt erzielt wird. „Die Pharmaunternehmen sollten verschiedene Impfdosierungen für Frauen und Männer entwickeln“, sagt Hochleitner. „Das ist besonders relevant, wenn es ohnehin einen Mangel an Impfstoffen gibt.“

 

 

Um künftig gezielte Maßnahmen im Sinne einer gendergerechten Medizin treffen zu können, stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration und der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert, umgehend eine Studie betreffend gendergerechte Medizin in Auftrag zu geben, die insbesondere die geschlechterspezifischen Auswirkungen von Krankheitsverläufen, Impfungen sowie Nebenwirkungen bei Medikamentenverabreichung untersucht.“

 

 

 

In formeller Hinsicht wird um Zuweisung an den Gleichbehandlungsausschuss ersucht.