1788/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 07.07.2021
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

betreffend School Nurses für Schulen in Österreich

Im Kapitel Prävention und Gesundheitsförderung des türkis-grünen Regierungsprogramms findet sich auf Seite 266 u.a. der Passus „Aufwertung und Aufbau eines Systems von School und Community Nurses zur niederschwelligen und bedarfsorientierten Versorgung“.

Dass Schulen nicht nur Orte des Wissenserwerbs sondern ganz zentrale soziale Orte für Kinder und Jugendliche sind, die bei entsprechender Ausstattung und guten Rahmenbedingungen einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der physischen als auch psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und dadurch auch deren Familien leisten können, hat uns nicht zuletzt die Pandemie deutlich vor Augen geführt.

Laut Österreichischer Gesundheitsbefragung 2019 (Statistik Austria) leiden von insgesamt 1,1 Millionen Schüler_innen in Österreich rund 190.000 an einer chronischen Erkrankung wie Asthma Bronchiale, Diabetes, Epilepsie, Rheuma juvenile, Mukoviszidose, das Adrenogenitale Syndrom oder auch Krebs. Diese vulnerable Gruppe hat spezielle Herausforderungen, mit denen sie zurechtkommen muss, die betroffenen Schüler_innen brauchen besondere Begleitung und Betreuung, um den Schulalltag meistern zu können.

Diese Betreuung können und sollen Pädagoginnen und Pädagogen nicht leisten, und es sollte auch nicht zu deren Aufgabe gemacht werden. Die Möglichkeit der „… Übertragung ärztlicher Tätigkeiten an Lehrpersonen, Verhalten im Notfall“ wie im Rundschreiben Nr. 13/2019 vom Bildungsministerium diesbezüglich kommuniziert, ist dahingehend absolut kritisch zu betrachten. 

Auch das System der Schulärzt_innen in Österreich ist nicht auf durchgängige Anwesenheit an den Schulen ausgelegt, die medizinische Behandlung von Schüler_innen im Krankheitsfall zählt nicht zu ihren Aufgaben. In der Funktion der Gesundheitsvorsorge haben Schulärzt_innen die Aufgabe, den Schüler_innen bzw. deren Eltern Krankheitssymptome und potentielle Fehlentwicklungen aufzuzeigen, die Krankenbehandlung obliegt nicht mehr ihnen sondern den Haus- oder Fachärzt_innen.

Den  Anspruch und Grundgedanken der Schulgesundheitspflege, den Gesundheitszustand der Schüler_innen nachhaltig zu bewahren und zu fördern, können jedoch im Gesundheitssystem verankerte School Nurses sehr gut erfüllen. School Nurses, wie es sie in anderen Ländern wie etwa den USA, Großbritannien oder auch Frankreich schon lange erfolgreich gibt. In Finnland und Schweden gibt es mindestens eine School Nurse an jeder Schule, auch in anderen skandinavischen Ländern werden School Nurses eingesetzt.

School Nurses nehmen als frühe Hilfe im Setting Schule in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Soziales Einfluss, indem sie als erste Ansprech- und Vertrauenspersonen Kindern, deren Eltern und Lehrenden in Gesundheits- und Sozialbelangen unterstützend zur Seite stehen und bei Bedarf zu anderen Berufsgruppen weitervermitteln. Sie sind für die Versorgung bei Akuterkrankungen und Erste Hilfe bei Unfällen vor Ort. Außerdem kümmern sie sich um die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrern, unterstützen chronisch kranke und/oder Kinder mit Behinderungen und informieren und beraten Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer.

Sie stellen ein wertvolles Bindeglied zwischen Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, behandelnden Ärztinnen und Ärzten und Schülerinnen und Schülern bei chronischer Krankheit oder Behinderung von Schülerinnen und Schülern dar und leisten einen erhebliche Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen.

Mit der Gesundheits- und Krankenpflegenovelle 2016 wurde im Berufsbild des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege die ‚Schulgesundheitspflege‘ als neues Handlungsfeld aufgenommen. Damit folgte die damalige Regierung Empfehlungen, die schon seit Jahren auf die Notwendigkeit einer solchen Versorgung hinwies. Bereits 2011 empfahl das IHS eine derartige Maßnahme, um die Versorgung von chronisch kranken Kindern zu verbessern, zusätzliche Zielgruppen zu erreichen und die Integration von verschiedenen Gesundheits- und Sozialberufen in der Versorgung von Kindern zu verbessern.

Gerade in Zeiten der Pandemie und deren Auswirkungen vor allem auch auf Kinder und Jugendliche ist gemeinsamer politischer Wille jenseits von Zuständigkeits- und Kompetenzdiskussionen gefordert, um diese gesundheits-, bildungs- und gesellschaftspolitisch so wesentliche Maßnahme endlich auf den Weg zu bringen.

https://www.statistik.at/web_de/services/publikationen/4/index.html?includePage=detailedView&sectionName=Gesundheit&pubId=794

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulrecht/rs/2019_13.html

https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2016_I_75/BGBLA_2016_I_75.pdfsig

https://pflege-professionell.at/school-health-nursing-mehr-chancengleichheit-gesundheit-und-bildung-in-oesterreich

https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/3152/1/hsw11_1d.pdf

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, gemeinsam mit dem Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz eine praktikable Vorlage zur Einführung von School Nurses an Österreichs Schulen zu erarbeiten und dem Parlament umgehend zuzuleiten."  

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.