1903/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 22.09.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Dringlichkeit von Maßnahmen zur Beseitigung des Fachkräftemangels im Tourismus

 

Die COVID-19 Krise hat den bereits vor der Krise schon existenten Mangel an qualifizierten Fachkräften im Tourismus weiter verschärft. Keine andere Branche sucht derzeit dermaßen händeringend nach Mitarbeitern wie Hotellerie, Gastronomie etc..

Jüngsten Zahlen zufolge verließen nicht weniger als 40 Prozent der Beschäftigten in heimischen Tourismusbetrieben coronabedingt die Branche.

Viele nahmen Umschulungsmaßnahmen in Anspruch, die seitens des AMS auch noch beworben wurden, wie wir Freiheitliche bereits vor Monaten in Anträgen entsprechend kritisierten:

„Befeuert“ wird das Verlassen der Tourismusbranche darüber hinaus noch durch das AMS, das arbeitslosen Tourismus-Mitarbeitern im Rahmen einer sogenannten „Corona-Joboffensive“ nun auch branchenfremde Aus- und Weiterbildungen und Umschulungen ermöglicht. Dies sorgt innerhalb der Branche für Unverständnis, wenn beispielsweise ein Salzburger Wirt kritisiert: „(…) Allerdings ist es sehr fragwürdig, dass gleichzeitig hier die Abwanderung unserer Mitarbeiter begünstigt wird.“ („Salzburger Krone“, 21.01.2021)“

„Wenn man Leute aus der Branche zieht, die jährlich Rekorde erzielt hat, geht das am Bedarf vorbei. Wir werden die Mitarbeiter dringend brauchen, sobald das Geschäft wieder läuft“, brachte die ehemalige Obfrau der Bundessparte Tourismus der Wirtschaftskammer Österreich und Hotelierin Petra Nocker-Schwarzenbacher in der „Salzburger Krone“ bereits am 21.01.2021 die Problematik auf den Punkt.

Unter dem Titel: „Fachkräftemangel in der Hotellerie: Wie kann die Mammut-aufgabe gelingen?“ wird in einem Artikel in der Zeitschrift TAI vom 17. September 2021 dieses Thema analysiert und mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels als Ergebnis eines seitens der FH-Wien der WKW Forschungsprojekts angeführt:

Dazu zählen insbesondere:

·         Neue Arbeits- und Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien und flexiblen Arbeitszeitmodellen

·         Zielgerichtete Entwicklung von Talenten durch die Förderung betriebsinterner Weiterbildungen und Coachings

·         Besseres Sichtbarmachen von Anreizen und Benefits

·         Stärkung der Arbeitergeberattraktivität durch faire Arbeitsbedingungen, faire Entlohnung

·         Aufwertung der Berufsbilder im Tourismus

 

Abschließend hält Florian Aubke, Head of Study Programs Tourismus & Hospitality Management in Zusammenhang mit der Bewältigung der Beseitigung des Fachkräftemangels im Tourismus fest:

„Das erfordert eine umfassende und langfristige Strategie.“ (…) Es gilt so rasch wie möglich Maßnahmen zu setzen, um positive und nachhaltige Veränderungen anzustoßen.“

Eine weitere Maßnahme zur Anreizsteigerung, im Tourismus zu arbeiten, wäre die Forcierung von Mitarbeitererfolgsbeteiligungsmodellen. So schlägt die Prodinger Beratungsgruppe in einer jüngst erschienenen Studie zum Thema: „Raus aus Corona – Tourismus in fragilen Zeiten – Vorschläge zur Absicherung von Tourismusbetrieben“ unter anderem vor, dass „Mitarbeiter mehr Chancen bekommen sollten, Mitunternehmer zu werden. Prämiensysteme (variable Lohnbestandteile) könnten sehr gut steuerneutral abgewickelt werden. Die steuer- und SV-freie Auszahlung von Gewinnanteilen führt auch zu einer zusätzlichen Motivation der Mitarbeiter.“

„Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der Erfolgsfaktor des heimischen Tourismus. Wir müssen den Tourismus als Arbeitgeber attraktiv gestalten. Die Vermarktung des Tourismus als Lebens- und Arbeitsraum, die Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Regionen und eine Ausbildung am Puls der Zeit, sind wichtige Bausteine zur Bewältigung des Fachkräftemangels,“ so Mag. Wolfgang Kleemann, Generaldirektor der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank, der eine an den Branchenbedürfnissen ausgerichtete Tourismusförderung als besonders wichtig ansieht, um so dem Fachkräftemangel durch innovative und mitarbeiterorientierte Investitionen auf Unternehmerseite zu begegnen.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend Schritte im Sinne der Umsetzung nachstehender Maßnahmen zur Verringerung des Fachkräftemangels im Tourismus, zur Attraktivierung von Tourismusberufen und damit zur langfristigen Bindung von Mitarbeitern einzuleiten:

·         Massiver Ausbau der Förderung von innovativen und mitarbeiterorientierten Investitionen auf Unternehmerseite

·         Neue Arbeits- und Organisationsstrukturen mit flachen Hierarchien und flexiblen Arbeitszeitmodellen

·         Einführung von unbürokratischen (steuer- und sozialversicherungsfreien) Mitarbeitererfolgsbeteiligungsmodellen

·         Zielgerichtete Entwicklung von Talenten durch die Förderung betriebsinterner Weiterbildungen und Coachings

·         Besseres Sichtbarmachen von Anreizen und Benefits

·         Stärkung der Arbeitergeberattraktivität durch faire Arbeitsbedingungen, faire Entlohnung, Modernisierung und Verbesserung von Mitarbeiterunterkünften

·         Aufwertung der Berufsbilder im Tourismus.“

 

 

In formeller Hinsicht ersuchen die unterfertigten Abgeordneten um Zuweisung dieses Antrages an den Tourismusausschuss.