1955/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 13.10.2021
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Restitution von afrikanischen Kulturgütern als Teil einer umfassenden Afrikastrategie

Die Befassung mit der eigenen Kultur ist ein grundlegender Bestandteil nationaler Entwicklung. Im Kontext der Erfahrung vieler afrikanischer Staaten als Nachfolgestaaten von kolonialen Territorien, deren Grenzen von Kolonialmächten zumeist arbiträr gezogen wurden, ist diese Befassung besonders wichtig. Mehr als eine Milliarde Menschen in afrikanischen Staaten hat keinen Zugang zu ihrem kulturellen Erbe, denn geschätzt 90% der Artefakte und Kunstgegenstände befinden sich außerhalb des Kontinents. Die ernsthafte Beschäftigung mit Fragen der Provenienz und in weiterer Folge Formen der Restitution sowie des Austausches sind nicht nur eine ethische Frage, sondern auch eine entwicklungstechnische – gilt doch auch der fehlende Zugang zum kulturellen Erbe als starkes Entwicklungshemmnis. 

In Österreich lagern laut Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport u.a.

·         mehr als 36.000 Artefakte aus Afrika südlich der Sahara im Weltmuseum Wien

·         etwa 8.500 Artefakte in der Sammlung Nordafrika des Weltmuseums

Viele dieser Objekte haben ihren Ursprung in kolonialen Kriegen und wurden gewaltsam aus ihren Ursprungskulturen entwendet. Das BMKÖS verweist zum Beispiel auf den kolonialen Krieg in Benin 1897.

Das BMEIA erarbeitet eine neue Afrikastrategie und legt berechtigterweise ein großes Augenmerk auf die Beziehungen mit dem wachsenden afrikanischen Kontinent. Eine umfassende Afrikastrategie sollte neben wirtschaftlichen, politischen und sicherheitspolitischen Fragen auch kulturelle Begegnung auf Augenhöhe beinhalten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufgefordert, in die österreichische Afrikastrategie die Restitution afrikanischer Kulturgüter problematischer oder ungeklärter Provenienz miteinzubeziehen. Im Rahmen dieser Restitution sollen auch finanzielle und fachliche Unterstützung zur Schaffung von Museen und die Ausbildung von Kuratoren gefördert werden, und gemeinschaftlich mit afrikanischen Partnerländern Kulturtourismus- Konzepte unterstützt werden."  

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Außenpolitischen Ausschuss vorgeschlagen.