2522/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 18.05.2022
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Frauen im Tourismus: Kooperative Kinderbetreuungsmodelle in touristischen Regionen fördern!

Aus dem Gleichstellungsindex 2021 des Städtebundes geht klar hervor, dass besonders junge Frauen zwischen 15 und 34 aus dem ländlichen Raum wegziehen(1). Diese besorgniserregende Entwicklung kann zu einer voranschreitenden Ausdünnung der Bevölkerung und letztlich sogar zum Aussterben von Gemeinden führen. Immer wieder wird bemängelt, dass das Arbeitsangebot im Tourismus hoch wäre, es aber nicht genug Arbeitskräfte gäbe. Gleichzeitig sieht man gerade in ländlichen Regionen, dass Frauen dort geringe Jobchancen haben und nicht zuletzt auch deshalb abwandern. Eine besonders große Bedeutung in diesem Zusammenhang spielt die altersspezifische Infrastruktur für Kinder (Kindergärten, Volksschulen, Spielplätze, Vereine, etc.). Leider fehlt es oft an einem entsprechenden Angebot, das für viele junge Frauen aber ein wichtiger Faktor für eine Rückkehr wäre. Dazu kommt, dass viele bestehende Betreuungseinrichtungen einfach zu früh schließen. Müttern wird es damit nicht ermöglicht, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. 

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Die negativen Effekte dieser mangelnden Infrastruktur wirken sich besonders auf die Attraktivität des Tourismus aus, da gerade in dieser Branche an Randzeiten sowie an Sonn- und Feiertagen gearbeitet wird. Wenn Kindergärten an Feiertagen und Wochenenden geschlossen sind, belastet das natürlich jene Arbeitnehmer_innen, die über das Wochenende arbeiten müssen. Dazu kommt, dass die Einrichtungen auch zahlreiche Schließtage haben. In ganz Österreich haben 25% der Kindertageseinrichtungen mehr als 25 Schließtage, also so viele, wie Vollzeitarbeitnehmer_innen Urlaubstage haben. 646 Einrichtungen (=6,7 %) sind an mehr als 51 Wochentagen geschlossen - hier sind Tirol, Vorarlberg und die Steiermark Spitzenreiter. Das Problem verstärkt sich dadurch, dass zwar mehr Frauen als Männer in Beherbergung und Gastronomie arbeiten, deren Teilzeitquote aber mehr als doppelt so hoch ist - fast jede zweite Angestellte im Tourismus arbeitet Teilzeit. Um Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen, braucht es mehr Angebote an Kinderbetreuung und neue Wege, diese sicherzustellen. Durch Förderungen sollten hier wichtige Anreize gesetzt werden, indem kooperative Initiativen von Tourismusbetrieben unterstützt werden. Gemeinsam könnten diese z.B. eine Kinderkrippe betreiben, bei der sie wiederum besser auf die branchenüblichen Arbeitszeiten Rücksicht nehmen könnten. Dies würde Vollzeitbeschäftigung und auch Karrierechancen von Frauen im Tourismus erhöhen. Erfolge auf diesem Gebiet würden die Branche attraktivieren und die Regionen stärken. Ein umfassendes Maßnahmenpaket von Seiten der Bundesregierung ist hier dringend nötig. Der Bundesminister sowie die Staatssekretärin für Tourismus sollten hier Lösungen einfordern und in ihren Bereich konstruktive Beiträge vorlegen. Zum Beispiel sollte im Rahmen der neuen gewerblichen Tourismusförderung die Schaffung zusätzlicher Betreuungsangebote durch die Kooperation mehrerer Unternehmen gefördert werden.

 

Quellen:

·         https://www.sora.at/fileadmin/downloads/projekte/SORA_Bericht_20072_20073_Gleichstellungsindex_Analysen-komprimiert_01.pdf

·         https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bildung/kindertagesheime_kinderbetreuung/index.html

·         https://www.oif.ac.at/fileadmin/user_upload/p_oif/Aktuelles/FiZ_2021.pdf

·         https://www.staedtebund.gv.at/fileadmin/USERDATA/Service/publikationen/Studien/Fact_Sheets_Elementare_Bildung_20220131_korr.pdf

·         https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/soziales/gender-statistik/erwerbstaetigkeit/index.html

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Erhöhung von Kinderbetreuungsangeboten im ländlichen Raum sicherzustellen. Der Bundesminister für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wird aufgefordert, im eigenen Zuständigkeitsbereich rasch konstruktive Beiträge vorzulegen, um zu einer Attraktivierung von Vollzeitbeschäftigung im Tourismus - insbesondere für Frauen - beizutragen. Im Rahmen der neuen gewerblichen Tourismusförderung soll die Schaffung zusätzlicher Betreuungsangebote durch Kooperation mehrerer Unternehmen gefördert werden."

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Tourismusausschuss vorgeschlagen.