2898/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 02.11.2022
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Petra Steger
und weiterer Abgeordneter
betreffend sofortiger Stopp der Sanktionen gegen russische Sportler
Österreich hat eine langjährige Tradition, in schwierigen außenpolitischen Lagen zu vermitteln und einen Beitrag zur Konfliktlösung zu leisten. Der Krieg in der Ukraine darf für unser neutrales Österreich nicht zum Anlass werden, voreingenommen Partei zu ergreifen und einseitig Sportler aus Russland und Weißrussland zu sanktionieren.
Zahlreiche Athleten aus der russischen Föderation können ihren Beruf nicht mehr ausführen, da sie von Weltverbänden von zahlreichen Sportbewerben ausgeschlossen werden. Sport soll jedoch verbindend und nicht trennend wirken. Sport definiert sich nach Duden wie folgt: „nach bestimmten Regeln [im Wettkampf] aus Freude an Bewegung und Spiel, zur körperlichen Ertüchtigung ausgeübte körperliche Betätigung“. Der Spitzensport wird mit „Leistungssport, der sich durch Spitzenleistungen auszeichnet“ beschrieben. Kein Wort von Politik, denn politische Grabenkämpfe haben auf den Sportplätzen nichts verloren.
Abgesehen davon, stellt sich die Frage für viele Athleten, wieviel eine Medaille bei einem Sportereignis überhaupt wert ist, wenn Favoriten aus Russland aus politischen Gründen der Start verwehrt bleibt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte zuletzt darüber debattiert, unter welchen Bedingungen Sportlern aus Russland und Belarus eine Rückkehr in den Wettkampfbetrieb ermöglicht werden könnte. IOC-Präsident Thomas Bach sprach davon, Athleten und Athletinnen, die sich vom Krieg distanzieren, womöglich wieder eine Starterlaubnis zu gewähren. Wer entscheidet darüber, welche „Distanzierung“ gegenüber „welcher Tätigkeit welcher Person“ ausreicht, um wieder an Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen? Es wäre eigentlich ganz einfach: Sport soll Sport bleiben, Politik bleibt Politik. Die Instrumentalisierung des Sports für allgemeine gesellschaftspolitische Ziele, die den unmittelbaren Bereich des Sportlichen überschreiten sind strikt abzulehnen.
Hier eine Auswahl einiger Sportarten, die Sanktionen gegen Russland und Weißrussland beschlossen haben:[1]
IOC:
+ Das Internationale Olympische Komitee empfiehlt den Weltverbänden und Ausrichtern von Sportveranstaltungen, keine Sportlerinnen und Sportler sowie Funktionäre aus Russland und Belarus mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen - es sei denn, unter neutraler Flagge und ohne Hymne.
IPC:
+ Sportler aus Russland und Belarus durften nicht an den Winter-Paralympics in Peking teilnehmen.
Fußball:
+ FIFA und UEFA haben Russlands Mannschaften von allen Bewerben suspendiert
+ Die Formel 1 hat den Vertrag mit dem Ausrichter des russischen Grand Prix gekündigt und wird in absehbarer Zukunft nicht mehr in dem Land gastieren.
+ Die FIS schließt die Teams aus Russland und Belarus von allen Bewerben der restlichen Weltcupsaison aus. Der Ausschluss betrifft alle FIS-Sparten und -Wettkampfserien.
+ Russische und belarussische Sportler dürfen bis auf Weiteres nicht mehr im Biathlon-Weltcup starten.
+ Die Tennis-Verbände von Russland und Belarus werden suspendiert. Die Spielerinnen und Spieler dürfen weiterhin auf der Tour und bei Grand Slams antreten, werden aber nicht mehr unter russischer Flagge geführt.
+ Der Russe Igor Levitin ist zumindest vorläufig als Präsident des europäischen Verbandes ETTU zurückgetreten.
+ Athleten, Betreuer und Offizielle aus Russland und Belarus werden von allen Veranstaltungen der Leichtathletik-Weltserie ausgeschlossen.
+ Nationalmannschaften und Rennställe aus Russland und Belarus sind für internationale Radrennen suspendiert. Fahrer der beiden Länder dürfen aber weiter für internationale Radteams Rennen bestreiten, allerdings nicht unter russischer oder belarussischer Flagge.
+ Vladimir Putin wird als Ehrenpräsident des Weltverbandes suspendiert.
+ Der Taekwondo-Weltverband entzieht Putin den schwarzen Gürtel.
+ Der Internationale Sportkletter-Verband IFSC schließt alle russischen Athleten und Funktionäre aus.
+ Russische Teams sind aus Euroleague und Eurocup ausgeschlossen.
+ Die Europäische Handball-Föderation verlegt alle anstehenden Heimspiele von Vereinen oder der Nationalmannschaften aus Russland und der Ukraine, die Partien müssen auf neutralem Boden ausgetragen werden.
+ Das Council des internationalen Eishockeyverbandes IIHF schließt Russland und Belarus bis auf weiteres von sämtlichen Bewerben aus. Alle russischen und belarussischen Teams aller Altersklassen sind betroffen.
+ Der Eislauf-Weltverband bannt Athleten aus Russland und Belarus. Ihnen ist damit unter anderem die Teilnahme an der Eiskunstlauf-WM, an der Mehrkampf-WM der Eisschnellläufer und an der Shorttrack-WM untersagt.
+ Der Volleyball-Weltverband FIVB entzog Russland die Ausrichtung der Männer-WM.
+ Athleten aus Russland und Belarus dürfen an internationalen Wettbewerben nur mehr unter neutraler Flagge und ohne Hymne antreten, entscheidet der Weltschwimmverband FINA.
+ Der Weltturnverband sagt alle in Russland und Belarus geplanten Weltcups und World Challenge Cups ab und wird an die beiden Länder in naher Zukunft auch keine neuen Veranstaltungen vergeben.
+ Der Internationale Rodel-Verband FIL schließt alle russischen Athleten sowie Funktionäre aus.
+ Reiter, Pferde und Offizielle aus Russland und Belarus dürfen nicht mehr an internationalen Turnieren teilnehmen. Das Verbot schließt nach FEI-Angaben auch Starts unter neutraler Flagge aus.
+ Der Weltverband streicht alle Events in Russland und Belarus. Athleten aus Russland und Belarus sind von Bewerben ausgeschlossen.
+ Der Gewichtheber-Weltverband entzog Russland die Jugend-Europameisterschaften im August in Kazan.
+ Alle internationalen Wettbewerbe in Russland und Belarus werden abgesagt.
+ Der internationale Schieß-Verband ISSF hat während des Weltcups in Kairo die russischen und belarussischen Schützen ausgeschlossen. Athletinnen und Athleten aus diesen Ländern dürfen nicht mehr an den ISSF-Meisterschaften teilnehmen.
+ Der Weltverband "World Rugby" suspendierte Russland und Weißrussland von allen internationalen Rugby- und grenzüberschreitenden Rugby-Klub-Aktivitäten.
+ Der Welt-Kanuverband ICF hat Athleten und Funktionäre aus Russland und Belarus ausgeschlossen.
+ Ruderer aus Russland und Belarus dürfen bis auf Weiteres nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, gab der Ruder-Weltverband FISA bekannt. Das Verbot schließt auch die Funktionäre der beiden Länder mit ein.
Man sieht, dass auch die internationale Sportwelt uneinig ist. Einmal werden Sportler komplett ausgeschlossen, einmal dürfen diese antreten, jedoch nur unter neutraler Flagge, Hymen dürfen gesungen werden – oder auch nicht. In manchen Fällen treffen die Sanktionen auch Funktionäre und Trainer, in anderen Fällen sogar Sponsoren. Insgesamt wird der Sport als Solches in den Hintergrund gerückt. Das ist der falsche Weg!
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung und insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport werden aufgefordert, sich bei allen internationalen Sportverbänden und dem IOC dafür einzusetzen, dass die Sanktionen gegen Sportlerinnen und Sportler der russischen Föderation beendet werden und dass diese Athleten ab sofort an allen sportlichen Wettkämpfen teilnehmen dürfen.“
In formeller Hinsicht wird ersucht, diesen Antrag dem Sportausschuss zuzuweisen.
[1] vgl https://www.laola1.at/de/red/sport-mix/mehr-sport/sonstiges/die-sanktionen-der-sport-welt-gegen-russland-in-der-uebersicht/