3207/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 01.03.2023
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Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Pflanzliche Alternative im Schulmilchprogramm

 

Schon seit 1930 gibt es in Österreich die Schulmilchaktion, die seit 1977 auch von der Europäischen Union unterstützt wird. Das EU-Schulprogramm will Kindern und Jugendlichen Wissen über gesunde Ernährung, Produktvielfalt, Saisonalität und Regionalität vermitteln (1). Eine vielfältige Produktpalette bestehend aus Konsummilch, Sauer- und Buttermilch, Naturjoghurt, aber auch Kakao, Fruchtjoghurt und Fruchtmilch, wird gefördert. Auch Ziegenmilchprodukte für Kinder und Jugendliche mit Kuhmilchallergie werden angeboten. Auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums findet sich zur Schulmilch folgendes: "Milch- und Milchprodukte zählen zu den ernährungsphysiologisch wertvollsten Lebensmittel, da sie viel Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit, leicht verdauliche Fette und Calcium liefern. Der Konsum liegt bei Kindern und Jugendlichen unter den Empfehlungen der Ernährungsexperten. Oft sind die Schulmilchprodukte die erste Mahlzeit für viele Kinder und Jugendliche, weil sie ohne Frühstück in die Schule kom­men. Als wertvolle Pausenverpflegung helfen die Schulmilchprodukte, den Leistungsknick zu verhindern." (2)

Bedauerlicherweise leiden immer mehr Kinder an Lactoseintoleranz. Laktoseintoleranz ist eine Zuckerverwertungsstörung, bei der Laktose nur unzureichend gespalten wird und „unverdaut“ in den Darm gelangt. Dort wird sie von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren und Darmgasen zerlegt, was unterschiedliche Beschwerden verursacht (3). In Nordeuropa leiden circa fünf bis 15 Prozent unter einer Laktoseintoleranz, in Österreich sind es knapp 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung (4). Für Kinder mit Laktoseintoleranz wird im Zuge der Schulmilchaktion Apfelsaft angeboten, was ein guter Schritt ist. Nachdem Kinder aber ebenso vermehrt an Fructoseintoleranz oder Fructosemalabsorption leiden, sollte es eine pflanzliche Alternative zur Schulmilch geben. Eine pflanzliche Alternative (einfach und in Kakaoform oder um Kalzium und Vitamin B12 angereichert) wäre daher für viele Kinder eine gut verträgliche Alternative, die es ihnen erlauben würde, am Schulmilchprogramm teilzunehmen.

Im April 2022 führte die deutsche Onlineplattform Statista im Auftrag von Oatly in Österreich, Belgien, Finnland, Deutschland, Spanien, Schweden und den Niederlanden eine Umfrage zum Thema vegane Ernährung an Schulen durch, die Stichprobe lag bei 1000 Menschen. 59 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass im EU-Schulprogramm pflanzliche Alternativen und Kuhmilch in Schulen gleichermaßen zur Verfügung stehen soll, 15 Prozent stimmten nicht zu, 26 Prozent gaben an, unentschlossen zu sein (5).

Neben den gesundheitlichen und ernährungsspezifischen Gründen, die für eine pflanzliche Alternative im Schulmilchangebot sprechen, ist Tierschutz der dritte Aspekt. Laut Grünem Bericht 2022 stehen nur 22 Prozent der Milchkühe in Biobetrieben. Im Schnitt wurden 23 Milchkühe je Betrieb gehalten, die erzeugte Milchmenge je Kuh und Jahr betrug 7.230 Kilogramm (6). Fehlernährung, Anbindehaltung und gesundheitliche Konsequenzen stehen für viele Milchkühe an der Tagesordnung, die Milcherzeugung ist oftmals mit hohem Tierleid verbunden (7).

Abschließend ist selbstverständlich der Klimawandel ein wichtiges Argument für die Einführung einer pflanzlichen Alternative bei der Schulmilchaktion. Was wir essen und wie wir dieses Essen erzeugen, hat erheblichen Einfluss auf das Klima. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) schätzt, dass zwischen 21 und 37 Prozent der gesamten globalen Treibhausgasemissionen auf unsere Ernährung zurückgehen. Betrachtet wird dabei die gesamte Lebensmittelkette vom Acker bzw. Stall bis auf den Teller. Tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Butter oder Käse schneiden hier meist schlechter ab als pflanzliche. Pflanzliche Lebensmittel verursachen nur knapp ein Drittel der auf die Ernährung zurückzuführenden Treibhausgasemissionen (8,9). Bei Sojamilch muss auf die Herkunft geachtet werden, Milch aus europäischen Bohnen ist vorzuziehen: Ihre CO2-Bilanz ist natürlich besser als die von Soja aus Übersee, zudem besteht bei importiertem Soja immer auch die Gefahr von genmanipulierten Bohnen (10).

Umwelt, Tierschutz, Ernährung, Gesundheit sind Bereiche, die gerade für unsere Kinder von großer Bedeutung sind, die es zu schützen und zu erhalten gilt. Eine passende Alternative zu den Schulmilchprodukten in Form eines Pflanzendrinks, der nachhaltig ist und durch seine Zusammensetzung den Ernährungsbedürfnissen von Schulkindern entspricht, ist längst überfällig.

 

  1. https://noe.lko.at/qualit%C3%A4t-z%C3%A4hlt-gutes-zeugnis-f%C3%BCr-schulmilchaktion+2400+2863042
  2. https://noe.lko.at/qualit%C3%A4t-z%C3%A4hlt-gutes-zeugnis-f%C3%BCr-schulmilchaktion+2400+2863042
  3. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/stoffwechsel/nahrungsmittelunvertraeglichkeit/laktoseintoleranz.html
  4. https://www.diaetologen.at/ernaehrungsinfo/milchzuckerunvertraeglichkeit/
  5. https://www.biorama.eu/vegane-schulmilch-petition/
  6. https://gruenerbericht.at/cm4/jdownload
  7. https://tierschutzverein.at/milchkuehe/
  8. https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/wie-klimaschaedlich-sind-tierische-lebensmittel
  9. https://gfieurope.org/de/blog/ipcc-report-pflanzenbasiertes-und-kultiviertes-fleisch-konnen-eine-entscheidende-rolle-bei-der-halbierung-der-globalen-emissionen-bis-2030-spielen/
  10. https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/06/soja-hafer-oder-mandel-welche-milchalternative-ist-oekologisch-am-nachhaltigsten

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, wird aufgefordert, das Schulmilchprogramm zu evaluieren und ab dem Schuljahr 2023/24 eine pflanzliche Alternative in das Schulmilchprogramm aufzunehmen, um so auch jenen Kindern, die unter einer Laktose- und/oder Fructoseintoleranz oder -malabsorption leiden, die Teilnahme an diesem Programm zu ermöglichen."

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft vorgeschlagen.