3337/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 27.04.2023
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Peter Wurm, Mag. Gerald Hauser, Rosa Ecker, Mag. Christian Ragger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Umsetzung des Forderungskatalogs der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU)

 

 

Folgender Forderungskatalog der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie erreichte in den letzten Wochen alle Parlamentsfraktionen:

 

Forderungskatalog

 

Die Versorgung von Schwerverletzten in Österreich steht vor dem Kollaps. Um Schaden von Patient:innen abzuhalten, fordert die ÖGU die Politik dringend zum Handeln auf

 

Problemkreis I: Dramatische Personalprobleme in den Spitälern: Der Beruf des Spitalsarztes braucht dringend einer Attraktivierung.

 

§  Neben dem Personalmangel in der Pflege besteht ebenso ein enormer Mangel an Fachärzt:innen, etwa bei Anästhesist:innen und Unfallchirurg:innen. Weiters wurden in den Spitälern in den letzten Jahren Bettenkapazitäten reduziert beziehungsweise umgeschichtet.

§  Kritische Personalstände, hoher Druck und das strenge Arbeitszeitgesetz drängen Ärzt:innen immer mehr in den niedergelassenen Bereich.

§  Dies trifft speziell auf Ärzt:innen aus dem neuen Sonderfach Orthopädie und Traumatologie zu, die sich vermehrt selbständig machen und den Spitälern fehlen.  


 

Problemkreis II: Ausbildungsdefizite in der Unfallchirurgie führen zu massiven Nachwuchsproblemen

 

§  Bei der Einführung des Sonderfaches „Orthopädie und Traumatologie“ wurden unfallchirurgische Ausbildungsinhalte gekürzt und vor allem die Schwerstverletztenversorgung nicht ausreichend abgebildet.

§  In der Ausbildung zum Facharzt / zur Fachärztin für Orthopädie und Traumatologie fehlen zentrale Elemente wie Polytrauma, Bauch- und Brustkorbtrauma oder das Schädel-Hirn Trauma: Wissen, das in den Schockräumen Österreichs auch in Zukunft täglich gebraucht wird, um Menschenleben zu retten.

§  Die ungenügende Entlohnung der extrem herausfordernden Arbeit rund um die Uhr in den Akutspitälern gepaart mit schlechten Arbeitsbedingungen und einer Überlastung durch Personalknappheit führen zu schwerwiegenden Engpässen in der Schwerstverletzten-Versorgung.

 

Problemkreis III: Umsetzung von bundesländerübergreifenden Traumanetzwerken noch immer nicht erledigt: Großteil der Bundesländer untätig

 

§  Im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) 2017 wurde die Grundstruktur der Trauma-Versorgung Österreichs im Rahmen von bundesländerübergreifenden Traumanetzwerken festgelegt. Nur vereinzelte Projekte konnten bisher realisiert werden.

§  Bei Traumanetzwerken werden durch die Abstimmung verschiedener Unfallabteilungen bzw. Unfallkrankenhäuser entsprechend ihrer jeweiligen Kompetenzen Aufgabenbereiche zugeordnet und damit sichergestellt, dass jede/r verunfallte Patient/in in der für die Behandlung ihrer bzw. seiner Verletzung optimal geeigneten Krankenanstalt versorgt wird.

§  Durch diese Abstufung der Aufgaben ist von der Basisversorgung bis hin zur Schwerstverletztenbehandlung die optimale Nutzung von fachlicher Kompetenz, vorgehaltenem Personal, Ressourcen- und Kostenoptimierung sichergestellt.

§  Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Überlebensrate von Schwerstverletzten durch die Sicherstellung der Versorgung im bestgeeigneten Zentrum wesentlich steigt.

 

Daher fordert die Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU):

 

(1)  Länder in der Pflicht: Die Landespolitik ist aufgerufen, korrigierend in die Entwicklungen in ihren Spitälern betreffend Personalaufstockung, OP-Kapazitäten und Attraktivierung des Spitalsarzt-Berufes einzugreifen. Die Unfallversorgung darf nicht kaputtgespart werden!

 

(2)  Bundesminister Johannes Rauch ist zur Unterstützung aufgerufen: die Voraussetzungen für die rasche Umsetzung einer Ausbildung in „Vertiefender Unfallchirurgie“, insbesondere der Schwerstverletztenversorgung, sind im Rahmen des Sonderfaches Orthopädie und Traumatologie zu schaffen.

 

(3)  ÖSG 2017 endlich umsetzen: im Sinne einer optimalen Patientenversorgung sind die bereits seit sechs Jahren bestehenden verbindlichen Vorgaben der bundesländerübergreifenden Traumanetzwerke umgehend zu erfüllen. Es fehlt eine übergeordnete, österreichweite politische Anstrengung zur flächendeckenden Umsetzung, abseits von Bundesländergrenzen.

 

(4)  Gefahr im Verzug: Die Politik ist aufgerufen, die unfallchirurgische Versorgung der Österreicher:innen auf höchstem Niveau auch in Zukunft sicherzustellen.

 

Prim. Priv.-Doz. Dr. Vinzenz Smekal, Präsident der ÖGU

Prim. Assoc.-Prof. PD. Dr. Kambiz Sarahrudi, Prä-Präsident der ÖGU

Dr. Richard Maier, Bundesfachgruppenobmann, Österreichische Ärztekammer

Dr. Andreas Hartmann, Generalsekretär der ÖGU

Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden

 

Entschließungsantrag

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgendes Maßnahmenpaket zur Sicherstellung der unfallchirurgischen Versorgung in Österreich enthält:

·         eine entsprechende Personalaufstockung beim Personal (Ärzte, Pflege)

·         ein Ausbau der OP-Kapazitäten und eine Attraktivierung des Spitalsarzt-Berufes

·         eine rasche Umsetzung einer Ausbildung in „Vertiefender Unfallchirurgie“, insbesondere der Schwerstverletztenversorgung, im Rahmen des Sonderfaches Orthopädie und Traumatologie

·         eine Umsetzung der bestehenden verbindlichen Vorgaben der bundesländerübergreifenden Traumanetzwerke aus dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit 2017(ÖSG 2017)“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird ersucht, diesen Antrag dem Gesundheitsausschuss zuzuweisen.