3462/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 14.06.2023
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

des Abgeordneten Hermann Brückl, MA

und weiterer Abgeordneter

betreffend Deutsch als Pausensprache

 

 

Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass ein erheblicher Anteil der Schulkinder nicht die deutsche Sprache als Umgangssprache verwendet:

 

Ein Bild, das Text, Screenshot, Zahl, Schrift enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

 

Regional ist die Lage teilweise noch wesentlich dramatischer:[1]

 

In einigen Bezirken Wiens spricht mehr als die Hälfte der Volksschulkinder im Alltag überwiegend eine andere Sprache als Deutsch. Die höchsten Anteile weisen dabei Volksschulen im 5. Wiener Gemeindebezirk auf (86,2 %), gefolgt vom 20. (84,1 %), 16. (78,4 %) sowie dem 10. und 12. Bezirk (jeweils 77,6 %).

 

Der Österreichische Integrationsfonds liefert dazu folgende Zahlen:[2]

 

Mehr als ein Viertel der Schüler/innen spricht eine andere Umgangssprache als Deutsch

 

Im Schuljahr 2020/21 hatten 27,2 Prozent der 1.142.342 Schüler/innen in Österreich eine andere Umgangssprache als Deutsch. Dieser Anteil ist im Verhältnis zum Schuljahr 2015/16 um 3,4 Prozentpunkte gestiegen. Es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Schultypen: An Sonderschulen (41,8%), Polytechnischen Schulen (36,2%) und Neuen Mittelschulen (33,8%) war der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Umgangssprache höher als im Durchschnitt. Im Gegensatz dazu hatten nur 21,6 Prozent der Schüler/innen einer AHS und BHS sowie 18,5 Prozent einer Berufsschule eine andere Umgangssprache als Deutsch. Während der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Umgangssprache in Wien mit 53,3 Prozent am höchsten war, lag der Anteil in Kärnten mit 16,5 Prozent am niedrigsten.

 

Bildungsexperte Niki Glattauer zieht ein ernüchterndes Resümee:[3]

 

Jedes 7. Volksschulkind versteht uns nicht

 

Schlimm: Jedes siebente Kind in einer Wiener Volksschule kann so wenig Deutsch, dass es dem Unterricht nicht folgen kann. Und kaum zu glauben: 60 Prozent dieser Kinder sind hier geboren ("Heute" berichtete).

 

Das ist nicht nur eine Bankrotterklärung für Österreichs miserable, weil inkohärente Integrationspolitik – da restriktiv und gehässig, dort devot und zahnlos –, es ist eine gesellschaftliche Katastrophe. Am wenigsten noch für die Betroffenen selber, die bleiben unter sich und kommen mit Jugo-Sprech und Türkisch auch so durch ihr Parallel-Leben (ich weiß es von zig früheren Schülern).

 

Aber ihre deutschsprachigen Mitschüler kriegen weniger Unterricht als sie verdienen, und Lehrerinnen verzweifeln, weil sie "Mimi sagt Mami" lehren müssen statt das, wofür sie ausgebildet wurden. Kaum jemand will noch in Kindergärten oder VS unterrichten. Kein Wunder, wenn einen dort keiner mehr versteht. Die Politik nicht, die Schulbehörde nicht. Jetzt nicht einmal mehr die Schüler.

 

Auch die aus parteipolitischen Gründen von ÖVP-Minister Faßmann „entlassene“ Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte, Susanne Wiesinger, erkannte die Problematik. „Addendum“ schrieb in einem Bericht über ihren erzwungenen Abgang:[4]

 

Zu tun gibt es genug. An Österreichs Schulen sprechen immer mehr Schüler immer seltener Deutsch. Kulturelle Konflikte nehmen zu. Die neue türkis-grüne Regierung verspricht in ihrem Regierungsprogramm mehr Personal und Unterstützung. Dabei heißt das eigentliche Problem: Parteipolitik.

 

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache in öffentlichen Volksschulen, Mittelschulen und AHS deutlich erhöht. An neuen Mittelschulen stieg der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache um 39 Prozent, in der AHS-Unterstufe um 40 Prozent und in der AHS-Oberstufe um 59 Prozent.

 

Mangelnde Deutschkenntnisse sind schon lange ein gravierendes. Ein Beitrag zur Lösung wäre Deutsch als „Pausensprache“, wie das schon seit 2005 an einer Schule in Berlin mit Unterstützung des SPD-Bildungssenators Klaus Böger unterstützt umgesetzt wird. In der Hausordnung der Herbert-Hoover-Realschule heißt es:[5]

Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch, die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland. Jeder Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich der Hausordnung nur in dieser Sprache zu verständigen.

 

Die Herbert-Hoover-Realschule im Berliner Stadtteil Wedding hat bereits 2005 die Pflicht zum Deutschsprechen mit Zustimmung der Eltern in ihre Hausordnung aufgenommen und dafür den Deutschen Nationalpreis 2006 bekommen. Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf anlässlich der Preisverleihung:[6]

 

Schüler, Eltern und Lehrer der Herbert-Hoover-Schule haben die Identität stiftende Wirkung der gemeinsamen Sprache erkannt, nicht auf staatliche Regulierungen gewartet und den Begriff der Nation durch ihr pragmatisches Verhalten mit Leben gefüllt.

 

Im Arbeitsübereinkommen der Volkspartei Niederösterreich und der FPÖ Niederösterreich (2023-2028) haben sich die beiden Parteien darauf verständigt, Deutsch als Pausensprache zu fördern:[7]

 

Auf die Verbesserung der Deutschkenntnisse und die Verwendung der deutschen Sprache wird auch außerhalb des Regelunterrichts Wert gelegt, etwa durch die bewusste Entscheidung der Schulen, Deutsch als Pausensprache in der Hausordnung festzulegen.

 

 

 Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

 

Entschließungsantrag

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, die Verordnung betreffend die Schulordnung für Schulen, deren Unterrichtssprache Deutsch ist, dahingehend zu ändern, dass unter Berücksichtigung der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechten jeder Schüler verpflichtet wird, sich im Geltungsbereich der Verordnung, ausschließlich auf Deutsch zu verständigen, es sei denn, dass die Verwendung einer Fremdsprache zur Unterrichtsmethode gehört.“

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss beantragt.



[1] Statistik Austria, Bildung in Zahlen 2021/22, Seite 26

[2] https://www.integrationsfonds.at/mediathek/mediathek-publikationen/publikation/bundeslaender-2022-zahlen-daten-und-fakten-15669/

[3] https://www.heute.at/s/jedes-7-volksschulkind-versteht-uns-nicht-100205814

[4] https://www.addendum.org/schule/machtkampf-im-ministerium/

[5] https://www.welt.de/print-welt/article219632/Preis-fuer-eine-gemeinsame-Sprache.html

[6] https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/schulsprache-deutsch-nationalpreis-fuer-berliner-realschule-a-418083.html

[7] https://www.noe.gv.at/noe/Arbeitsuebereinkommen_Webansicht.pdf, S. 8.