3596/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 20.09.2023
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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek,

Genossinnen und Genossen

betreffend „Zukunft des RSO langfristig sichern“

Mit der Diskussion um die zukünftige Finanzierung des ORF wurde auch einmal mehr der Fortbestand des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien (RSO) in Frage gestellt – und das, obwohl das RSO das einzige Rundfunkorchester Österreichs ist, großes Ansehen im In- und Ausland genießt und von unschätzbarem Wert für das Musikland Österreich und vor allem die zeitgenössische Musik ist. Durch Kompensationszahlungen in der Höhe von 10 Mio. € des Bundes an den ORF konnte im letzten Augenblick der Fortbestand bis 2026 zwar kurzfristig gesichert werden, die weitere Zukunft des RSO ist jedoch immer noch ungewiss. Dazu heißt es von der Regierung lediglich vage, die beste Lösung werde gesucht.

Das RSO ist wesentlicher Bestandteil des ORF, es erzeugt nicht nur Content zur Ausstrahlung, sondern übernimmt auch wesentliche Bildungsaufgaben in der Gesellschaft: Ohne sich dem Druck des Klassik-Mainstreams und damit der ständigen Wiederholung des gleichen Konzertrepertoires unterordnen zu müssen, schließt das RSO große musikalische Lücken. Mit der Aufführung von in Vergessenheit geratenem Repertoire, Musik verfemter Künstler:innen, vor allem aber mit Werken – oftmals Uraufführungen – zeitgenössischer österreichischer und internationaler Komponist:innen trägt das RSO wesentlich zur programmatischen Vielfalt des österreichischen Musiklebens bei. Diese mutige und innovative Programmierung des RSO ist eng verwoben mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF.

Die Rolle des RSO als Innovationstreiber ist nur dank der Einbettung in den ORF möglich. Eine Ausgliederung des Orchesters würde eine Vervielfachung der Kosten bedeuten und eine Fortsetzung des ambitionierten Kurses verunmöglichen. Seit seiner Gründung brachte das RSO an die 320 Ur- und 240 Erstaufführungen auf die Bühne, mehr als 70 % des Programms ist Musik des 20. Jahrhunderts oder jünger. Kein anderes österreichisches Orchester übernimmt die Pflege der neueren und zeitgenössischen Musik und seiner Komponist:innen auch nur in annähernd gleichem Ausmaß. Ganz wesentlich ist auch seine unverzichtbare Rolle bei der Förderung des musikalischen Nachwuchses. Darüber hinaus hat das RSO als einziges Orchester Österreichs eine Chefdirigentin und generell einen hohen Frauenanteil. Diese Erfolgsgeschichte würde mit einer Ausgliederung ein jähes Ende nehmen und einen nicht wiedergutzumachenden Schaden im ganzen Musikleben in Österreich verursachen.

Jedoch auch der ORF selbst profitiert nachhaltig vom RSO: Das Orchester liefert nicht nur Aufnahmen, Konzerte und Produktionen, spielt Signations oder Soundtracks ein, sondern ist insgesamt ein wesentlicher Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Gedankens. Es ist ein Botschafter Österreichs zeitgenössischer Musik und auch ein wichtiger Partner von Kulturinstitutionen. Während andere Orchester vor allem das bekannte und klassische Repertoire spielen, konfrontiert das RSO immer wieder mit Neuem und erfüllt damit einen wesentlichen Bildungsauftrag. Für Kinder und Jugendliche bietet das Orchester Workshops, Probenbesuche und Kinderkonzerte an. Auch in den Bundesländern ist das RSO regelmäßig präsent. Durch seine rege Aufnahmetätigkeit verfügt es über ein großes Archiv, das mit gutem Recht als musikalisches Erbe des Musiklandes Österreich bezeichnet werden kann.

Das RSO als Signal für Vielfalt und Innovation unterstützt den ORF nachhaltig in der Erfüllung seines öffentlich-rechtlichen Auftrages. Es verkörpert diesen Auftrag im besten Sinne und dient dem ORF als Botschafter für seine Werte. Unverständlich ist daher, dass das Potential des Orchesters seitens des ORF nicht voll ausgenützt und der Einsatz der ORF-Führung für sein Orchester bisher – trotz erhöhtem Budget durch die Haushaltsabgabe – sehr überschaubar blieb. Ein ORF ohne Rundfunkorchester würde ein wesentliches Argument für die Gebührenfinanzierung, an der sich nun alle Österreicher:innen beteiligen werden, verlieren.

Aktuell stehen wichtige Entscheidungen das Orchester betreffend an, Verträge müssen bereits in den nächsten Monaten abgeschlossen, Aufträge vergeben werden. Auch Musiker:innen, die aktuell für das Orchester tätig sind oder an Probespielen teilnehmen, brauchen Sicherheit über die weitere Entwicklung. Daher braucht es dringend rasch eine Klarstellung, dass das RSO auch in Zukunft Teil des ORF sein wird. Die vergangenen und aktuellen Diskussionen und das Infragestellen der Zukunft des Orchesters schadet dem RSO und muss daher durch eine Verankerung des RSO im öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF-Gesetzes endgültig beendet werden.

 

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

 

Entschließungsantrag

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Kunst, Kultur, Öffentlicher Dienst und Sport wird aufgefordert, sich für den langfristigen Fortbestand des RSO und den Verbleib im ORF nach 2026 einzusetzen, da nur dadurch der innovative Weg des Rundfunkorchesters kostengünstig weiter beschritten werden kann. Um den Bestand nachhaltig zu sichern und dem Orchester durch öffentliche Diskussionen um seine Zukunft nicht weiterhin zu schaden, soll darüber hinaus das RSO rasch in den öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF-Gesetzes aufgenommen werden.“

 

 

 

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Kulturausschuss vorgeschlagen.