3671/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 21.11.2023
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Dringend Medienkompetenz erhöhen!
Bei der zum zweiten Mal von der RTR beauftragen und von der Paris Lodron Universität Salzburg durchgeführten Studie zu den „Digital Skills“ von Österreicher:innen wurden rund 2.100 Personen ab 16 Jahren befragt1. Sie wurden zu ihren Fähigkeiten interviewt und mit Anwendungsaufgaben – wie etwa dem Einlesen von QR-Codes, der Identifikation von E-Mail-Empfänger:innen oder auch dem Pingen von bestimmten Webseiten – konfrontiert.2
Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass es großen Handlungsbedarf gibt.
Zwar ordnet sich eine knappe Mehrheit (fast Dreiviertel) der Österreicher:innen auf der höchsten Stufe ein. 16 Prozent der Befragten bewegen sich hingegen im digitalen Raum, ohne sich dazu befähigt zu fühlen.

Zur Auswertung der Studie wurde ein
Stufenleitermodell verwendet: Es zeigt, dass die Fähigkeiten, die man
benötigt, um sich im digitalen Raum aufzuhalten (Stufe 1), sich zurecht zu
finden (Stufe 2), sich auszutauschen (Stufe 3) und schlussendlich diesen selbst
mitzugestalten (Stufe 4) einen sequenziellen Charakter haben und aufeinander
aufbauen. (1)
Aufschlussreich ist die Diskrepanz der Selbsteinschätzung zur Problemlösungskompetenz: Im Schnitt wurden nur vier von 13 Aufgaben korrekt gelöst. Keine der getesteten Personen gelang es, alle Aufgaben zu lösen.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie: Die Nutzung von Weiterbildungsangeboten zu digitalen Technologien zeigt äußerst positive Auswirkungen auf die Fähigkeiten. Ähnlich bei den digitalen Kompetenzen: Auch hier zeigt sich, dass Personen, die Weiterbildungsangebote nutzten, besser bei den Kompetenztests abschnitten als Personen mit gleicher formaler Bildung, die aber keine Weiterbildung belegten. Interessant ist auch, dass die Nutzung von Qualitätsmedien mit höheren Skills und Kompetenzen einhergeht, während eine rein passive Nutzung von sozialen Medien sich negativ auf die Kompetenzen auswirkt. Das zeigt eindeutig, dass es für alle Bevölkerungsgruppen mehr Weiterbildungsangebote braucht. Denkbar wäre auch, dass man bei der weiteren Reform des ORF-Gesetzes, den Landesstudios auch den Auftrag gibt, für das jeweilige Bundesland Medienkompetenztrainings anzubieten – sowohl für Schüler:innen und Lehrlinge, als auch Erwachsene.
Die Studie zeigt weiters, dass die Einstellungen zur Digitalisierung sowie Motive für ihre Akzeptanz bzw. Ablehnung zentrale Variablen für das Herausbilden oder dem Fehlen von Skills und Kompetenzen sind. Andererseits zeigt es auch, dass Bildung sich nicht nur direkt positiv auf Skills und Kompetenzen auswirkt, sondern auch indirekt über die Einstellungen: „Insbesondere Fort- und Weiterbildung kann Ängste vor und Überforderung mit digitalen Technologien mindern und so dazu beitragen, dass die Vorbedingungen für das Erreichen höherer Digital Skills Stufen und umfangreicherer digitaler Kompetenzen geschaffen werden. Vor diesem Hintergrund sollten zukünftig nicht nur Skills und Kompetenzen weiter beobachtet werden, sondern auch die Messung von Bildungswegen, genutzten Weiterbildungsangeboten und Selbstwirksamkeitswahrnehmungen stattfinden.“ – so Grünangerl und Prandner. (1)
1Grünangerl, M., & Prandner, D. (2023). Digital Skills Austria 2023. Über die Bedeutung von Bildung für die Entwicklung von Digital Skills. RTR -Rundfunk und Telekom Regulierungs-Gmbh. (https://doi.org/10.5281/zenodo.10061084)
2https://www.sn.at/panorama/medien/studie-fertigkeiten-oesterreicher-hohe-selbsteinschaetzung-loesungskompetenz-148307944
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Der Nationalrat wolle beschließen:
"Die Bundesregierung,
insbesondere die Bundesministerin für Frauen‚ Familie‚
Integration und Medien, wird aufgefordert, gemeinsam mit dem Bildungsminister
dafür zu sorgen, dass es umfangreiche Angebote für
Medienkompetenzvermittlung für Menschen aller Altersstufen gibt."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Verfassungsausschuss vorgeschlagen.