3692/A(E) XXVII. GP
Eingebracht am 21.11.2023
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Gabriele Heinisch-Hosek
Genossinnen und Genossen
betreffend „Jedem Kind sein Instrument“
In Deutschland startete 2003 in Bochum das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ als Kooperation der städtischen Musikschule, der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand und der Grundschulen. Im Jahr 2007 wurde das Programm von der Kulturstiftung des Bundes, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand als Kooperationsprojekt der Kulturhauptstadt RUHR.2010 weiterentwickelt.
Das Grundkonzept basiert dabei auf folgendem Ablauf: Im ersten Schuljahr nehmen alle Kinder der beteiligten Grundschulen kostenlos an dem Programm teil. Sie lernen im von Musikschul- und Grundschullehrkräften gemeinsam gestalteten Unterricht („Tandemunterricht“) eine Vielzahl an Instrumenten kennen und wählen schließlich ihr Instrument für den weiteren Unterricht aus. Zur Wahl stehen neben den gängigen Streich- und Blasinstrumenten auch verschiedene Tasteninstrumente (Akkordeon, Keyboard, Klavier), Schlaginstrumente (Djembé, Cajón) und Zupfinstrumente (Gitarre, Mandoline oder die türkische Langhalslaute Baglama). Zudem lernen die Kinder die verschiedenen musikalischen Parameter kennen und werden so auf den Instrumentalunterricht im folgenden Schuljahr vorbereitet. Ab dem zweiten Schuljahr bekommen die Kinder das von ihnen gewählte Musikinstrument als kostenlose Leihgabe für den Unterricht und für das Üben zu Hause. Sie erhalten einmal pro Woche Instrumentalunterricht in Gruppen von durchschnittlich fünf Kindern. In der dritten und vierten Klasse kommt zum Instrumentalunterricht das Zusammenspiel im jahrgangsübergreifenden Schulorchester, das ebenfalls einmal pro Woche probt, hinzu. Am Ende eines jeden Schuljahres findet ein Abschlusskonzert statt. Im Vordergrund stehen das gemeinsame Musizieren und das damit verbundene Erlernen von musikalischer und sozialer Kompetenz. Es gibt keine Zensuren.
Ab dem Schuljahr 2015/16 kam es zu einer regionalen und auch inhaltlichen Erweiterung. Seither führt das Programm den Namen „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“. Die teilnehmenden Kinder haben nicht nur die Möglichkeit zum Musizieren mit dem Instrument, sondern auch zum gemeinsamen Tanzen und Singen, je nach Schwerpunkt, der an ihrer Schule angeboten wird. JeKits-Schulen gibt es inzwischen nicht nur in den Ballungsräumen des Ruhrgebiets, sondern überall in NRW. Beginnend mit dem Schuljahr 2020/21 wurde ein Prozess eingeleitet, an dessen Ende die aktuelle Umgestaltung des JeKits-Programms stand. Diese ging mit einer Erhöhung der jährlichen Fördermittel durch die Landesregierung NRW und dem Ausbau des Programms einher. Dazu kam eine umfassende Neuorganisation der Strukturen. Einen ähnlichen Ansatz wie das Projekt in Deutschland, verfolgt das Burgenland, das jedem Kind eine Blockflöte zur Verfügung stellt.
Auch in Österreich hängt die Frage, ob Kinder ein Instrument lernen oder nicht, von den finanziellen und familiären Voraussetzungen in der Familie ab. Kinder, deren Eltern auch aufgrund der Teuerung kein Geld für Sport- oder Musikunterricht aufbringen können, sind von Freizeitangeboten großteils ausgeschlossen. Neben den finanziellen Barrieren existieren auch noch andere Fallstricke: So müssen vor allem jüngere Kinder von der Schule abgeholt und zu dem jeweiligen Angebot gebracht werden. Auch das ist in Familien, wo beide Elternteile berufstätig sind, oder für Alleinerziehende schwierig. Aufgrund von verstärktem Angebot von Ganztagsschulen ergibt sich eine weitere Herausforderung: Wann sollen die Kinder und Jugendlichen Zeit finden für Instrumentalunterricht und Übungsstunden? Ebenso fehlen in vielen Schulen adäquate Räumlichkeiten zum Üben.
Aus diesem Grund ist das deutsche Programm beispielgebend. Es hat gezeigt, wie die Verankerung des Instrumentalunterrichts in der Schule möglich ist. Es schafft dadurch mehr Chancengleichheit für alle Kinder. Darüber hinaus werden durch das gemeinsame Musizieren auch pädagogisch wertvolle Impulse gesetzt. Vor allem in verschränkten Ganztagsschulen kann Instrumentalunterricht so einen wesentlichen Anteil am Gelingen haben.
Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Der Bundesminister für Kunst, Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport wird aufgefordert, gemeinsam mit dem Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung ein Programm zu entwickeln, um allen Schüler:innen das Erlernen eines Instruments in der Schule zu ermöglichen, und dabei vor allem mit örtlichen Musikschulen zu kooperieren.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Kulturausschuss vorgeschlagen.