3698/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 21.11.2023
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ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Endlich echte ORF Reform umsetzen!

Seit Jahrzehnten ist der ORF Spielball der Politik. Wenn eine Änderung im ORF-Gesetz herbeigeführt wird, dann meist nur, um sich noch mehr Zugriff auf den ORF zu sichern oder unliebsame Generaldirektor:innen auszubremsen. Nun zwingt jedoch eine neuerliche VfGH-Erkenntnis die Regierung zum Handeln: Denn der VfGH bestätigt das, was Expert:innen und wir NEOS schon lange sagen – die Politik muss endlich raus aus dem ORF! Die momentane Besetzung der ORF-Gremien (Stiftungsrat und Publikumsrat) ist verfassungswidrig, da die politische Unabhängigkeit der bestellten Mitglieder – und damit des ORF als Ganzen – nicht gewährleistet wird. 

Der VfGH zwingt damit die Regierung, ihr gerade erst beschlossenes ORF-Gesetz abzuändern. Damit diese Gesetzesänderung nicht wieder nur ein Minimalkompromiss wird, fordern wir NEOS endlich eine echte ORF-Reform! Jetzt gibt es die Chance, den ORF zukunftsfit zu gestalten und die Politik nachhaltig aus dem ORF herauszubekommen. Dafür müssen die folgenden 10 Punkte umgesetzt werden: 

  1. Öffentlich-rechtlichen Kernauftrag schärfen!
    Der Programmauftrag des ORF muss geschärft und neu definiert werden, damit der ORF den großen Herausforderungen unserer Zeit adäquat begegnen kann. Dafür braucht er eine transparente und nachprüfbare Programmstruktur, die sicherstellt, dass alle ORF-Programme dem Programmauftrag entsprechen. Durch die Marktmacht und den Programmauftrag des ORF muss er für Qualität sorgen, egal ob Quotenhit oder Nischenprogramm und darf nicht das lineare Fernsehen für alte amerikanische Serien bleiben. 
  2. Nachhaltige, unabhängige Finanzierung schaffen! 
    Die unabhängige und nachhaltige Finanzierung des ORF muss sichergestellt werden. Um das zu garantieren, müssen wir auch diskutieren, ob die Haushaltsabgabe weiterhin das richtige Finanzierungsinstrument ist oder ob eine andere Finanzierungsform die Interessen der Steuerzahlenden besser abdeckt.
  3. Echte Gremienreform umsetzen! 
    Der Stiftungsrat und die Freundeskreise gehören endlich abgeschafft. Unabhängigkeit darf nicht nur ein Schlagwort sein. An deren Stelle soll ein unabhängiger Aufsichtsrat treten, der wiederum einen dreiköpfigen Vorstand mit klarer Kompetenzverteilung bestellt und überwacht – so wie das auch in anderen Milliarden-Unternehmen der Fall ist.
  4. Unabhängigkeit von Führungskräften sicherstellen & Anhörungsrecht der Landeshauptleute abschaffen! 
    Führungspositionen im ORF werden immer noch parteipolitisch besetzt und die Landeshauptleute haben immer noch viel zu viel mitzureden, wenn Führungskräfte bestellt werden. In Zukunft sollen sich alle Führungskräfte im ORF einem öffentlichen Hearing stellen und ihre Expertise nachweisen müssen. Das Anhörungsrecht der Landeshauptleute bei der Besetzung von ORF-Landesdirektor:innen wird außerdem endlich abgeschafft. Überdies soll im Stiftungsrat (oder einem professionellen Aufsichtsrat) nicht mehr alle Besetzungen der Landesdirektor:innenposten in Bausch und Bogen abgestimmt werden, sondern jede Position einzeln.
  5. Langfristige Lösung für das Radiosymphonieorchester schaffen!Langfristige Sicherung des Radiosymphonieorchesters unter Einbeziehung der Vorschläge von allen relevanten Stakeholdern. 
  6. Echte Konsequenzen bei Compliance-Verstößen! 
    Die Fälle Schrom, Ziegler etc zeigen, dass der ORF bei nachweislich groben Verfehlungen nicht seinem Qualitätsauftrag nachkommt, sondern einige seiner Leute schützt, während Aufdecker dieser Missstände ihren Job verlieren. Das ist falsch und untergräbt die Verlässlichkeit des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Bei groben Compliance-Verfehlungen braucht es echte Konsequenzen – Kündigungen bzw. Entlassungen statt zögerlicher Versetzungen. 
  7. Landesstudios zu Kompetenzclustern machen!  
    Ob es 9 Landesstudios braucht, muss zur Debatte stehen. Die Geschichte alleine ist keine Existenzberechtigung. Stattdessen braucht es klare Zuständigkeiten bzw. Schwerpunkte, die in einen geschärften ORF-Programmauftrag einzahlen.  
  8. Landesabgabe österreichweit abschaffen! Trotz neuer Finanzierung bleibt vielerorts das Körberlgeld der Landeshauptleute bestehen. Gerade in Zeiten hoher Inflation ist eine versteckte Steuer wie die Landesabgabe nicht zumutbar! Die Landesabgabe muss daher endlich österreichweit abgeschafft werden.
  9. Redakteursversammlung aufwerten! 
    Die Redakteursversammlung steht für journalistische Qualität im ORF und muss endlich aufgewertet werden! Sie soll mit einer 2/3-Mehrheit Führungskräfte abberufen bzw. deren Einstellung verhindern können. Damit wird der unabhängige Journalismus im ORF nachhaltig gestärkt. 
  10. Der ORF darf sich nicht an Glückspielkonzernen beteiligen! Immer noch ist der ORF an Glücksspielkonzernen wie Lotto-Toto beteiligt. Die Förderung von Glücksspiel ist sicherlich nicht Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags und der ORF soll sich in Zukunft nicht mehr an Glücksspielkonzernen beteiligen. 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen‚ Familie‚ Integration und Medien, wird aufgefordert, diesen 10 Punkte Plan für eine echte Reform des ORF umzusetzen."  

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Verfassungsausschuss vorgeschlagen.