3880/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 28.02.2024
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Oxonitsch,
Genossinnen und Genossen

betreffend Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und sozialpädagogische Arbeit an Schulen - multiprofessionelle Teams einsetzen!“

Trotz zahlreicher Studien, die auf die gravierende Verschlechterung der psychosozialen Lage von Schüler:innen infolge der Corona-Pandemie hinweisen, fehlt es weiterhin an multiprofessioneller Unterstützung an den Schulstandorten. Jene Schüler:innen, die mit gewalttätigem oder deviantem Verhalten in die Schule kommen, sind oft privat mit komplexen Problemlagen konfrontiert, die nicht im Rahmen des regulären Unterrichts mit einer großen Gruppe von Schülerinnen und Schülern bewältigt werden können. In solchen Fällen sind Schulsuspendierungen für Lehrkräfte oft die einzige Maßnahme, um die Mitschüler:innen zu schützen und akut mit der Situation zurechtzukommen. Die suspendierten Schüler:innen können bis zu vier Wochen von der Schule verwiesen werden. Da oftmals keine außerschulische und professionelle Nachbetreuung stattfindet, wird es in diesem Zeitraum verabsäumt, mit ihnen konstruktiv an ihren Problemen zu arbeiten. Die Gefahr, diese Kinder und Jugendliche nicht im Bildungssystem halten zu können, wächst.

Im Schuljahr 2022/23 standen für Österreichs Schulen mit 1,1 Millionen Schüler:innen rund 200 Schulpsycholog:innen zur Verfügung. Das ergibt einen unglaublichen Schnitt von 5.800 Schüler:innen pro Schulpsychologin oder Schulpsychologen. Das in einer Zeit, in der der Bedarf immer weiter steigt und obwohl im Regierungsprogramm eine flächendeckende Aufstockung von psychosozialem Unterstützungspersonal an Schulen angekündigt wurde. Bisher gibt es nur punktuelle Verbesserungen an einzelnen Schulstandorten. Dazu kündigte im Herbst das Bildungsministerium an, dass der telefonische Service von „Rat auf Draht“ in der schulpsychologischen Beratung unterstützen wird. Dieses Angebot kann allerdings nicht die präventive, schulpsychologische Betreuung vor Ort ersetzen und greift daher für eine dauerhafte Verbesserung der Lage zu kurz. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Institution Schule eine besonders niederschwellige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche ist und von einer Aufstockung alle Schülerinnen und Schüler profitieren würden, ganz besonders aber jene aus Familien, in denen mentale Gesundheit ein Tabu ist oder schlichtweg die Mittel für psychologische Betreuung fehlen.

Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass die Bundesregierung Maßnahmen setzt und Mittel bereitstellt, die es jeder Schule ermöglichen einen multiprofessionellen Ansatz umzusetzen. Nur so können Kinder und Jugendliche regelmäßig an ihren Problemen arbeiten und dort Unterstützung erhalten, wo sie diese benötigen. Eine systematische Einbindung der Eltern, Erziehungsberechtigten und Familien, ist dabei von entscheidender Bedeutung. Der österreichweit bestehende Mangel an qualifizierten Fachkräften, die diese Aufgaben übernehmen können, ist allseits bekannt, darf aber nicht länger als Ausrede verwendet werden. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung steht daher vor der dringenden Aufgabe, die Ausbildung im Bereich der Schulsozialarbeit, Sozialpädagogik und Psychologie gezielt auszubauen, um spürbare Verbesserungen an den Schulen zu erreichen. Zusammengefasst ist ein umfassendes Maßnahmenpaket erforderlich, damit Schulen zu einem Ort werden, an dem alle Kinder ihren Platz zum Lernen finden.

 

 

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

 

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, umgehend ein umfassendes, bedarfsgerechtes Maßnahmenpaket vorzulegen, mit welchem die Schulsozialarbeit, die Schulpsychologie und sozialpädagogische Arbeit an Schulen ausgebaut wird, um echte Gewaltprävention möglich zu machen, ein professionelles Auffangnetz für Kinder und Jugendliche an Schulen zu etablieren und so gelingenden Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler umzusetzen.

Das Maßnahmenpaket hat folgende Punkte zwingend zu enthalten:

·         Die bundesweite Finanzierung des Auf- und Ausbaus multiprofessioneller Teams an allen Schulen;

·         Eine österreichweite massive Aufstockung und faire Verteilung der Studienplätze „Soziale Arbeit/Sozialpädagogik“ und ein Schwerpunktausbau im Fachbereich „Schulsozialarbeit“;

·         Die Erarbeitung eines Konzeptes zum Einsatz sinnvoller Maßnahmen zur außerschulischen Betreuung suspendierter Schüler:innen;

·         Die Zurverfügungstellung und Finanzierung von Schulpsycholog:innen für jeden Schulstandort (analog dem Schulärzt:innensystem), um Schüler:innen regelmäßig betreuen zu können und präventiv tätig zu werden.“

 

 

 

 

 

Zuweisungsvorschlag: Unterrichtsausschuss