592/A(E) XXVII. GP

Eingebracht am 29.05.2020
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

 

der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

betreffend LGBTIQ-inklusive Lehr- und Lernmaterialien und Anlaufstellen in Österreichs Schulen

 

Von der Heteronormativität abweichende sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten stellen in Österreich noch immer ein Tabuthema und einen Diskriminierungsgrund dar, wie die weltweit größte LGBTIQ-Studie der europäischen Grundrechte-Agentur FRA erneut belegt. Ihrzufolge geben 40% der LGBTIQ-Personen in Österreich an, sich innerhalb der letzten 12 Monate mindestens einmal diskriminiert gefühlt zu haben, 33% berichten von Belästigungen und 11% der Befragten berichteten von physischen oder sexuellen Übergriffen innerhalb der letzten fünf Jahre. V.a. der schulische Bereich, der Arbeitsplatz und die medizinische Versorgung kristallisieren sich als Problemfelder heraus. Viele LGBTIQ-Personen verheimlichen daher immer noch ihre sexuelle Identität aus Angst vor Spott, Diskriminierung und Gewalt.

V.a. im Schulunterricht wird anhand der Lehr- und Lernmaterialien und des Aufklärungsunterrichts deutlich, dass über Homo-, Inter- oder Transsexualität noch immer nicht offen gesprochen wird und nur wenige Lehrer_innen sich aktiv mit diesem Thema befassen. LGBTIQ-Personen und besonders -Jugendliche wissen oft nicht, an wen sie sich mit ihren Fragen und Gefühlen wenden können, leiden vermehrt an Depressionen und gesteigerter Suizidgefahr. Die Entfaltung der eigenen sexuellen Identität ist ein wichtiger Schritt der Persönlichkeitsentwicklung und wirkt sich nachhaltig auf die Lebensqualität eines Menschen aus. Es ist daher besonders wichtig, bereits im Schulunterricht offen an LGBTIQ-bezogene Themen heranzugehen, für sachliche und fundierte Aufklärung zu sorgen und deutlich gegen verbale und physische Gewalt und Diskriminierung einzutreten.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, ein umfassendes Konzept zu erarbeiten, das die rasche Verankerung von LGBTIQ-bezogenen Themen, sachlicher Aufklärung hierzu und die Verwendung von LGBTIQ-inklusiven Lehr- und Lernmaterialien in den österreichischen Schulunterricht vorsieht. Außerdem sollen an Schulen Anlaufstellen eingerichtet werden, an die sich Kinder und Jugendliche bei Fragen, Problemen und Diskriminierungserfahrungen wenden können, um Unterstützung zu erhalten."

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gleichbehandlungsausschuss vorgeschlagen.