156 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Gesundheitsausschusses

über den Antrag 426/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neue Gesamtstrategie für COVID-19-Testungen

Die Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 22. April 2020 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Auf der Grundlage der aktuellen Entwicklung im Zusammenhang mit der Verbreitung von Coronavirus-Infektionen erscheint es notwendig, eine neue Gesamtstrategie für COVID-19-Testungen durch das Gesundheitsministerium und die Gesundheitsbehörden umzusetzen.

Im Zuge einer solchen neuen Gesamtstrategie für COVID-19-Testungen sollten flächendeckende Antikörpertests zur Anwendung kommen, die in einer Querschnittstestung auf alle Altersgruppen, COVID-19-Risikogruppen und spezifischen Berufsgruppen umgelegt werden.

Diese Antikörpertests sollten einmal flächendeckend durchgeführt werden, um ein Bild von der Dunkelziffer der bereits Infizierten zu erhalten. Dazu sollte ein größerer Teilkollektiv der Bevölkerung getestet werden. Um bei jedem einzelnen eine konkrete Aussage zum Infektionsstatus zu erlangen, sollte in Bestätigungstests durchgeführt werden. Dieser Bestätigungstest könnte dann auch zu einer individuellen Lockerung der Einschränkungen auf der Grundlage der COVID-19-Maßnahmen herangezogen werden.

Darüber hinaus sollte eine wöchentliche Querschnittstestung der österreichischen Bevölkerung mittels PCR-Test durchgeführt werden, damit man ein echtes ‚Lagebild‘ der aktuell Infizierten bekommt, sowie ein Neuaufflammen der Infektion und eventuelle Risikobereiche frühzeitig identifizieren kann. Nach der aktuellen Testkapazität wären hier 5.000 bis 1 0.000 Testungen wöchentlich vorzusehen.

Generell könnten die erlangten Ergebnisse eine Entscheidungsgrundlage für die weitere Öffnung aller Lebensbereiche in Gesellschaft und Wirtschaft bilden. Darüber hinaus sollte auf Grundlage der Ergebnisse dieser Testungen bei einer zweiten COVID-19-Welle auf das jeweilige Risikoprofil der betroffenen Gruppen abgestimmte Maßnahmen in Kraft gesetzt und entsprechend befristet werden.

Stellvertretend sei hier auf einen Antikörpertest verwiesen, den ein Wiener Forscher, der aktuell in New York wissenschaftlich tätig ist, entwickelt hat und über dessen Anwendbarkeit bereits medial auf breiter Basis berichtet wurde:

Corona: Antikörpertest kommt nach Österreich

Der von einem Wiener Forscher entwickelte Test soll schon bald in Österreich eingesetzt werden.

Ein vielversprechendes Testverfahren soll zeigen, wer bereits am Coronavirus erkrankt war und dagegen Antikörper entwickelt hat. Das wäre angesichts der hohen Dunkelziffer an unerkannten Fällen wichtig, sind sich Forscher einig. Denn wenn man herausfinden könnte, wer gegen COVID-19 (SARS-CoV-2) bereits immun ist, für den könnte man bedenkenlos die strengen Quarantäne- und andere Schutzmaßnahmen wieder aufheben.

Antikörper gegen Coronavirus

Entwickelt hat den Test der in New York arbeitende österreichische Virologe Florian Krammer mit seinem Team. Mit diesem lassen sich Antikörper gegen das neue Coronavirus im Blut nachweisen. Wiener Forscher wollen nun das kürzlich vorgestellte Verfahren auch in Osterreich etablieren, heißt es am Montag in einer Aussendung der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien.

Als Ansatzpunkt dienten die Proteine an der Oberfläche der SARS-Co V-2-Partikel, mit denen das Virus in die menschlichen Zellen eindringt. An dieser Struktur auf der Außenhülle orientiert sich auch das körpereigene Immunsystem beim Erkennen der neuen Viren. Den Wissenschaftern gelang es, in Zelllinien leicht veränderte derartige Proteine zu erzeugen, die im Testverfahren eingesetzt werden. Sind in der untersuchten Blutprobe bereits Antikörper enthalten, die sich auf die SARS-CoV-2- ähnlichen Proteine stürzen, zeigt das Verfahren das an.

Boku und Vetmed mit an Bord

An der Etablierung des Immuntests in Osterreich arbeitet nun ein Team unter der Leitung der Boku und der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien. Der Test kann über die tatsächliche Verbreitung des Virus Auskunft geben. Während der derzeit großteils durchgeführte PCR-Test direkt nach dem Erbgut von SARS-CoV-2 sucht, zeigt der Bluttest auch an, ob jemand das Virus gehabt hat, auch wenn sich keine oder nur sehr milde Symptome gezeigt haben. Das ist für die Schätzung der Dunkelziffer entscheidend.

Zudem sagte der PCR-Test auch ‚nichts darüber aus, ob jemand die Erkrankung bereits durchgemacht hat und damit immun gegen Corona ist‘, erklärt Reingard Grabherr von der Biotechnologie an der Boku. Das ist wiederum wichtig, wenn es darum geht, das soziale Leben wieder in Richtung Normalität zu führen. ‚Besonders wichtig ist es, Ärzte und Pflegepersonal zu testen‘, sagte Grabherr, die vor einigen Jahren mit Krammer zusammengearbeitet hat.

Arbeit startet diese Woche

Noch im Lauf dieser Woche rechnet das Team damit, dass die notwendigen Geräte zur späteren Durchführung der Tests aus den USA eintreffen. Neben Boku und Vetmed ist auch das Institut für Molekulare Pathologie (IMP), die Medizinische Universität Wien und die Uni Salz burg mit an Bord. Die Forscher beginnen dann mit der großflächigen Herstellung der SARS-CoV-2-ähnlichen Oberflächenproteine, die für den Antikörper-Nachweis notwendig sind. Zu Einsatz kommen dabei tierische und bakterielle Zellsysteme.

Mit den Proteinen könnten dann in weiterer Folge verschiedene heimische Labors die Schnelltests aufsetzen und durchführen. ‚Wir werden diese Tests lange brauchen und eventuell auch für das Ausland verfügbar machen. Es ist unerlässlich, mehr zu testen, sowohl mit PCR-Tests, als auch mit Antikörpertests‘, so Grabherr.

https:llfuturezone.atlscience/corona-antikoerpertest-kommt-nach-oesterreich/400797938

 

Der Gesundheitsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 23. April 2020 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer dem Berichterstatter Abgeordneten Peter Wurm die Abgeordneten Dr. Josef Smolle und Martina Diesner-Wais sowie der Ausschussobmann Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak. Anschließend wurden die Verhandlungen vertagt.

In seiner Sitzung am 5. Mai 2020 hat der Gesundheitsausschuss den gegenständlichen Entschließungsantrag erneut in Verhandlung genommen. Es meldeten sich die Abgeordneten Ralph Schallmeiner, Mag. Gerald Loacker, Ing. Markus Vogl, Mag. Ulrike Fischer, Dr. Dagmar Belakowitsch, Dr. Werner Saxinger, MSc und Philip Kucher sowie der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Rudolf Anschober und der Ausschussobmann Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak zu Wort.

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag keine Mehrheit (für den Antrag: S, F, N, dagegen: V, G).

Zum Berichterstatter für den Nationalrat wurde Abgeordneter Ralph Schallmeiner gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Gesundheitsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2020 05 05

                             Ralph Schallmeiner                                                        Mag. Gerhard Kaniak

                                   Berichterstatter                                                                           Obmann