1575 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Tourismusausschusses

über den Bericht des Bundesministers für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Tourismus in Österreich 2021 (III-671 der Beilagen)

Tourismusjahr 2021 – geprägt durch die COVID-19-Krise

Nach dem ersten Corona-Krisenjahr 2020 war auch das Jahr 2021 für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, Gastronomie, Reise- und Veranstaltungsbranche aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie mit enormen Herausforderungen verbunden. Nach einem schwierigen Jahresstart konnte jedoch zumindest die Ferienhotellerie im Sommer aufatmen und eine erfolgreiche Saison verzeichnen. Oberste Priorität der Bundesregierung ist seit Pandemie-Beginn, das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu schützen und unsere Betriebe bestmöglich in der Krise zu unterstützen. Daher wurden die Unterstützungsmaßnahmen verlängert und stetig adaptiert. Ein genauer Blick auf die Entwicklung des Jahres 2021 zeigt, dass fast das ganze erste Halbjahr 2021 aufgrund des Infektionsgeschehens von Beschränkungsmaßnahmen geprägt war. Internationale Reisebeschränkungen und Betretungsverbote erforderten wieder höchste Flexibilität, um Gästen auch in Krisenzeiten einen erholsamen Urlaub zu ermöglichen und Arbeitsplätze im Tourismussektor zu sichern.

Die Sommersaison erwies sich für die Ferienhotellerie hingegen als Lichtblick und hat gezeigt, dass die Reiselust ungebrochen ist und Österreich nichts von seiner Anziehung eingebüßt hat. Vor allem in den Ferienregionen konnte eine sehr positive Bilanz verzeichnet werden, mancherorts wurden gar Rekordergebnisse erzielt. Im Herbst führten stark steigende Infektionszahlen jedoch abermals zu weitreichenden Beschränkungsmaßnahmen. Erst Mitte Dezember entspannte sich das Infektionsgeschehen und ermöglichte wieder erste Lockerungen. Der Wintertourismus erholte sich dennoch schnell. In einigen Skigebieten erreichte die Auslastung sogar phasenweise fast das Niveau der Vorkrisenjahre.

Ein anderes Bild zeichnete sich für die Stadthotellerie ab – denn neben den europäischen Nahmärkten und Großbritannien sind vor allem Fernmärkte wie die USA, Russland und China bedeutsam. Dort bestanden fast durchgängig Reisebeschränkungen, die Österreich nicht beeinflussen kann. Die fehlenden Touristen in den Städten waren auch für die Gastronomiebetriebe spürbar. Für die Nachtgastronomie und die Veranstalterbranche blieb die Situation besonders herausfordernd. Es wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die besonders betroffenen Branchen durch maßgeschneiderte Wirtschaftshilfen zu unterstützen.

Der heimische Tourismus gehört zu den Hauptbetroffenen der COVID-19-Pandemie. Dennoch haben die Unternehmerinnen und Unternehmer die Maßnahmen solidarisch mitgetragen und mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern höchstmögliche Sicherheit gewährleistet. Besonders hervorzuheben sind auch sämtliche Branchenvertreterinnen und -vertreter, die in diesem herausfordernden Jahr einer weiteren Belastungsprobe standgehalten haben. Den Touristikerinnen und Touristikern ist es zu verdanken, dass Österreich selbst in schwierigen Zeiten eines der beliebtesten Urlaubsländer Europas geblieben ist.

Unterstützung für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft

Um gerade den klein- und mittelstrukturierten Unternehmen in dieser Situation auch weiterhin schnell und möglichst unbürokratisch zu helfen, hat die Bundesregierung für das Jahr 2021 Förderungs- und Hilfspakete geschnürt: Für Details wird u.a. auf die Berichte an den Nationalrat gemäß COVID-19-Krisenbewältigungsgesetz verwiesen.

Testangebot „Sichere Gastfreundschaft“

Das Testangebot „Sichere Gastfreundschaft“ wurde bereits im Juli 2020 ins Leben gerufen, um das Vertrauen der in- und ausländischen Gäste in das Urlaubsland Österreich zu stärken. Es stand auch im Jahr 2021 durchgängig zur Verfügung.

Tourismusbilanz 2021

Im zweiten von der COVID-19-Pandemie betroffenen Jahr 2021 verzeichnete der österreichische Tourismus erneut empfindliche Einbußen von 18,7 % bei Nächtigungen und 11,5 % bei Ankünften, nachdem die Nachfrage 2020 bereits massiv eingebrochen war (Nächtigungen –35,9 %, Ankünfte
–45,8 %). Mit rund 79,6 Mio. Übernachtungen und 22,1 Mio. Gästeankünften entsprach das Ergebnis zuletzt in etwa den Werten von 1969 bzw. 1988 sowie annähernd nur dem halben Vorkrisen- und bisherigen Höchstniveau von 2019 (Nächtigungen –47,9 %, Ankünfte –52,1 %).

Zukunftsgerichtetes Indikatorensystem

Im Plan T – Masterplan für Tourismus ist die Erarbeitung eines neuen zukunftsgerichteten Indikatorensystems verankert, welches alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit abbilden und somit eine gesamthafte Betrachtung der Entwicklung des Tourismus ermöglichen soll. Dieses neue Indikatorensystem wurde erstmals im Tourismusbericht 2019 veröffentlicht und bildet auch die Struktur für den nun vorliegenden Bericht.

Der Fokus liegt dabei weiterhin auf dem Tourismus-Satellitenkonto (TSA). Mit diesem werden die Wertschöpfung und die Beschäftigungseffekte errechnet, und dadurch wird die monetäre Größenordnung der Tourismuswirtschaft sichtbar. Das TSA bildet nicht nur den Nächtigungstourismus, sondern auch den Tagestourismus ab und zeigt die Verflechtung des Tourismus mit anderen Wirtschaftssektoren. Basierend auf TSA-Berechnungen können die Gesamtausgaben auf verschiedene Kategorien aufgeteilt werden, was die Vielschichtigkeit der Verbundwirtschaft Tourismus verdeutlicht. Aufgrund der Datenbasis kann das TSA nur mit einem Jahr Verzögerung berechnet werden. In diesem Bericht werden auch TSA-Schätzungen für das Jahr 2021 verwendet.

Daneben gibt es in jeder der drei Dimensionen wieder eine Auswahl an Indikatoren, die die Entwicklung der Branche in diesem Bereich abbilden. Dabei handelt es sich u.a. um den Revenue Per Available Room, die fiktive Entschuldungsdauer, die Ankünfte/Nächtigungen (wirtschaftliche Lage), den Anteil erneuerbarer Energieträger, den Energieverbrauch/Nächtigung (ökologische Lage) und die Beschäftigung und Gästezufriedenheit (soziokulturelle Dimension). Die Befragung zur Tourismusakzeptanz der Bevölkerung wurde mit 2021 auf eine ganzjährige Erhebung umgestellt, um auch bei diesem Indikator eine Jahresbetrachtung und somit einen qualitativen Vergleich zu ermöglichen.

Im Kern bleibt dieses Indikatorensystem auch zukünftig erhalten, es wird aber eine laufende Weiterentwicklung geben, um sich ändernden Gegebenheiten und neuen Datenlagen anzupassen.

Die Österreich Werbung

Als nationale Tourismusorganisation begeistert die Österreich Werbung weltweit für Österreich und informiert die Branche über aktuelle Entwicklungen auf den wichtigsten Herkunftsmärkten – auch bzw. gerade während der Pandemie.

 

Der Tourismusausschuss hat den gegenständlichen Bericht in seiner Sitzung am 22. Juni 2022 in Verhandlung genommen. Gemäß § 40 Abs. 1 GOG-NR beschloss der Ausschuss einstimmig, die Experten Mag. Dr. Oliver Fritz, MSc und Thomas Reisenzahn beizuziehen.

Vor Schluss der Debatte beschloss der Ausschuss gemäß § 28b Abs. 4 des Geschäftsordnungsgesetzes des Nationalrates einstimmig, den vorliegenden Bericht aus wichtigen Gründen nicht endzuerledigen.

 

An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordneten Barbara Neßler die Abgeordneten Melanie Erasim, MSc, Franz Hörl, Mag. Julia Seidl, Klaus Köchl, Hermann Weratschnig und MBA MSc, die Experten Mag. Dr. Oliver Fritz, MSc und Thomas Reisenzahn sowie die Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Mag. Susanne Kraus-Winkler und der Ausschussobmann Abgeordneter Mag. Gerald Hauser.

 

Bei der Abstimmung wurde einstimmig beschlossen, dem Nationalrat die Kenntnisnahme des gegenständlichen Berichtes zu empfehlen.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Tourismusausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle den Bericht des Bundesministers für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Tourismus in Österreich 2021 (III-671 der Beilagen) zur Kenntnis nehmen.

 

Wien, 2022 06 22

                                Barbara Neßler                                                            Mag. Gerald Hauser

                                  Berichterstatterin                                                                          Obmann