1834 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Gleichbehandlungsausschusses

über den Antrag 2867/A(E) der Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Erstellung einer Erhebung zu Menstruationsgesundheit in Österreich

Die Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 12. Oktober 2022 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Für viele Mädchen und Frauen ist die monatliche Regelblutung mit Beschwerden wie Krämpfen und Schmerzen im Unterleib verbunden. Die medizinische Bezeichnung für schmerzhafte Regelblutungen ist „Dysmenorrhoe“.

Auch wenn die Regelblutung zum Leben einer Frau gehört: Für starke Regelbeschwerden trifft das nicht zu. Keine Frau muss sie aushalten und meist lassen sie sich gut behandeln. Wenn die Schmerzen sehr stark sind oder mit der Zeit immer stärker werden, ist eine ärztliche Untersuchung zur Abklärung sinnvoll.“ So schreibt die Website des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) über Regelschmerzen.[1]

Eine anonyme Umfrage der erdbeerwoche, dem ersten auf Menstruation spezialisierten Social Business aus Österreich, aus dem Jahr 2020 unter 2.165 Frauen ergab, dass es beträchtlichen Aufholbedarf im Bereich Information und Wissen zu Menstruation und Menstruationsgesundheit gibt.[2]

So gaben 98% der befragten Frauen an, unter Menstruationsbeschwerden zu leiden, 81% der Verwenderinnen von Einwegbinden und Tampons gaben an nicht zufrieden mit den vorhandenen Produkten zu sein und 43% mussten aufgrund starker Schmerzen bereits zumindest einmal ihrem Beruf fernbleiben.

Auch zeigten die Umfrageergebnisse, dass viele Frauen in Österreich nicht genügend über die Relevanz von Menstruationshygiene wissen. So gaben nur 42% der Befragten an, sich vor dem Wechsel eines Menstruationsproduktes die Hände zu waschen.

Eine ähnliche Umfrage der erdbeerwoche unter Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren aus dem Jahr 2017 zeigte, dass 60% der Mädchen eine negative Einstellung zu ihrer Menstruation haben und über 50% der befragten Mädchen und Jungen fehlte Basis-Menstruationswissen.[3] Obwohl 88% der befragten Mädchen angaben, unter Menstruationsbeschwerden zu leiden, waren nur 10% gewillt, sich mit ihren Schmerzen einer Lehrperson oder Schularzt*ärztin anzuvertrauen. Fazit der damaligen Umfrage war, dass massiver Aufklärungsbedarf im schulischen Kontext gegeben ist.

Ähnlich verhält es sich im Bereich chronischer bzw. wiederkehrender gynäkologischer Krankheiten, allen voran die Schmerzkrankheit Endometriose. Obwohl in Österreich etwa jede zehnte Frau von dieser unheilbaren Krankheit betroffen ist und sie nach Myomen die zweithäufigste gynäkologische Krankheit ist, sind weder Ursache bekannt, noch kann Endometriose bis heute geheilt werden.

Im Gegenteil: zwischen Beginn der Beschwerden einer von Endometriose Betroffenen und der Diagnosestellung vergehen in Österreich im Durchschnitt sieben bis zehn Jahre. Ein Missstand der Gesundheit gefährdet, Lebensqualität mindert und zum Teil auch den Kinderwunsch von an Endometriose Erkrankten verunmöglicht.

Einer der Gründe für das fehlende Wissen und den mangelnden Fokus in diesem Gebiet war der bisherige politische Unwille hier hinzusehen und lenkend einzugreifen. Das muss sich nun ändern.

Aber auch dass flächendeckend, regelmäßig und vor allem sorgsam erhobene Daten fehlen, die Fragen beantworten wie:

„Wie viele Mädchen und Frauen leiden während ihrer Periode unter Schmerzen?“

„Wie fundiert ist das Wissen von Jugendlichen und Erwachsenen zu Menstruation und ihren möglichen begleitenden Beschwerden?“

„Wie gut weiß die Bevölkerung über Menstruationshygiene Bescheid?“

Die Stärkung und Verbesserung von Frauengesundheit ist für die aktuelle Bundesregierung von höchster Priorität. Nachdem diese bereits den Frauengesundheitsbericht in Auftrag gegeben und mit 2021 die Menstruationsprodukte-Steuer auf 10% gesenkt hat, soll nun mit einer Studie zur Menstruationsgesundheit ein nächster, wichtiger Schritt auf diesem Wege folgen. So soll allen Mädchen und Frauen in Österreich ein tabufreier, selbstbestimmter und vor allem informierter Zugang zu ihrer Menstruationsgesundheit ermöglicht und Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen Beschwerden und chronische gynäkologische Erkrankungen rasch erkannt und behandelt werden können.“

 

Der Gleichbehandlungsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 30. November 2022 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordnete Mag. Meri Disoski die Abgeordneten Henrike Brandstötter, Mag. Verena Nussbaum, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller und Rosa Ecker, MBA.

 

Bei der Abstimmung wurde der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Kolleginnen und Kollegen einstimmig beschlossen.

 

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Gleichbehandlungsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.

Wien, 2022 11 30

                              Mag. Meri Disoski                                                   Eva Maria Holzleitner, BSc

                                  Berichterstattung                                                                           Obfrau



[1] https://www.gesundheitsinformation.de/regelschmerzen.html

[2] https://erdbeerwoche.com/erdbeerwoche-menstruations-umfrage/

[3] https://www.ready-for-red.at/umfrage-menstruation/