1930 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP
Bericht
des Gleichbehandlungsausschusses
über den Antrag 3161/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Bedrana Ribo, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fokus: Stärkung von älteren Frauen
Die Abgeordneten Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Bedrana Ribo, MA, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 01. Februar 2023 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:
„Frauen stellen mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung – mit steigendem Lebensalter wird der Frauenanteil in der Gesamtbevölkerung aufgrund der höheren Lebenserwartung sogar noch größer. Den Beitrag an der Gesellschaft, den ältere Frauen leisten, muss mehr Bedeutung beigemessen werden! Oberstes Ziel, welches bei der Stärkung älterer Frauen berücksichtigt werden muss, ist die Herstellung, Wahrung und Hebung der Lebensqualität und der damit im Zusammenhang stehenden Sicherung der Teilhabe an allen Bereichen der Gesellschaft. Darüber hinaus ist es notwendig, genauer auf die gesellschafts- und gesundheitspolitischen Anliegen älterer, insbesondere armutsgefährdeter, Frauen und auf ihre Bedürfnisse zu achten. Diese Bedürfnisse und Anliegen aufzugreifen ist eine Querschnittsaufgabe, die neben der Frauenministerin je nach Gesellschaftsbereich u.a. auch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz oder das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft betrifft.
Gerade ältere Frauen nehmen eine zentrale gesellschaftspolitische Rolle ein und leisten für die Gesellschaft wesentliche Beiträge in vielen Bereichen (u.a. in der informellen Freiwilligenarbeit und in der Nachbarschaftshilfe), aber auch als Multiplikatorinnen in der Gesellschaft. Gleichzeitig sind sie Trägerinnen eines enormen Erfahrungsschatzes. Auch der Beitrag von älteren Frauen im Ehrenamts- und Freizeitbereich ist von zentraler Bedeutung. Hier gilt es ältere Frauen vor den Vorhang zu holen und als positive Vorbilder der Gesellschaft sichtbar zu machen.
Die oftmals nicht gesehene Arbeit von Frauen, auch im Zusammenhang mit der Betreuung von Kindern (und Enkelkindern) oder Eltern, wirkt sich schon in jungen Jahren auf die Erwerbsbiographien von Frauen aus und führt im Alter zu Auswirkungen wie geringere Pensionen und einer höheren Betroffenheit von Altersarmut – dafür muss größeres Bewusstsein geschaffen werden.
Die Pflege von Familienangehörigen und die Betreuung von Kleinkindern gehört zum Lebensalltag von vielen älteren Frauen. Der demografische Wandel geht unter anderem mit einem verstärkten Bedarf bei der sozialen, gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung einher. So ist beispielsweise damit zu rechnen, dass ein steigender Pflegebedarf bei gleichbleibenden Mustern der Verteilung der Pflegearbeit eine unverhältnismäßig große Auswirkung auf Frauen haben wird. Zum einen leisten sie den Großteil der bezahlten und unbezahlten Pflegearbeit und stellen dadurch eine wichtige Stütze in der Care-Arbeit dar. Zum anderen werden sie selbst zu Pfleggeldbezieherinnen. Die Leistungen und Bedürfnisse älterer Frauen in diesem Zusammenhang werden aber entweder kaum wahrgenommen oder als selbstverständlich abgetan, das muss sich ändern.
Um ihren Lebensalltag selbstbestimmt bestreiten zu können, brauchen ältere Frauen außerdem mehr niederschwellige sowie barrierefreien Zugänge zu sozialen und Gesundheitsdienstleistungen. Frauengesundheit und geschlechtsspezifische Medizin müssen hier weiter gefördert und auf die Bedürfnisse älterer Frauen abgestimmt werden. Dabei sollte keineswegs auf den Aspekt der psychischen Gesundheit vergessen werden, denn gerade Themen wie Einsamkeit, soziale Isolation und Depression betreffen ältere Frauen besonders – hier braucht es mehr Aufmerksamkeit, beispielsweise im Zusammenwirken mit zivilgesellschaftlichen Organisationen. Darüber hinaus ist es von zentraler Bedeutung die Stärkung der sozialen Teilhabe, die sich direkt auf die Lebensqualität älterer Frauen auswirkt, sowie Maßnahmen im Bereich Bildung in der nachberuflichen Lebensphase (Aufbau von digitalen Kompetenzen im Alter, Beteiligung an formaler, non-formaler und informeller (digitaler) Bildung) zu fördern.
Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit Gewalterfahrungen relevant. Denn Gewalterfahrungen von älteren Frauen stellen sich anders dar, als bei jüngeren Frauen. Ältere Frauen bewerten meist nur schwerwiegende Fälle als Übergriffe und sind sehr häufig ökonomisch abhängig von ihren Männern. Die Folge ist, dass sich diese Frauen über Jahre hinweg in einer Gewaltspirale befinden.
Durch Frauengesundheits- und Frauenberatungseinrichtungen, die allen Frauen, unabhängig von ihrem Alter, mit ganzheitlichen Beratungsangeboten zur Verfügung stehen, gibt es schon spezialisierte Angebote für ältere Frauen, deren Sichtbarkeit und Bekanntheitsgrad gerade in der Zielgruppe der älteren Frauen nachhaltig verankert werden sollen. Darüber hinaus gilt es vermehrt einen Fokus auf die Bedürfnisse und Leistungen von älteren Frauen zu richten.“
Der Gleichbehandlungsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 14. Februar 2023 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordneter Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller die Abgeordneten Sabine Schatz, Henrike Brandstötter, Rosa Ecker, MBA, Mag. Meri Disoski und Mag. Dr. Petra Oberrauner sowie die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien MMag. Dr. Susanne Raab und die Ausschussobfrau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc.
Bei der Abstimmung wurde der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Bedrana Ribo, MA, Kolleginnen und Kollegen mit Stimmenmehrheit (für den Antrag: V, G dagegen: S, F, N) beschlossen.
Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Gleichbehandlungsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.
Wien, 2023 02 14
Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller Eva Maria Holzleitner, BSc
Berichterstattung Obfrau