2164 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP
Bericht
des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft
über den Antrag 3473/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Georg Strasser, Clemens Stammler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sichtbarmachung der sozialen und psychischen Herausforderungen für österreichische Bäuerinnen und Bauern und einem Bekenntnis zur Unterstützung, u.a. durch Weiterführung und Ausbau des bäuerlichen Sorgentelefons.“
Die Abgeordneten Georg Strasser, Clemens Stammler, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 14. Juni 2023 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:
„Landwirtschaftliche Betriebsführung ist nicht die romantisierte Idylle wie sie oft dargestellt wird, sondern erfordert harte Arbeit, die Körper und Psyche belastet. Darüber hinaus stellen die Betriebsführung unternehmerische Anforderungen und Risiken dar, die oft weder Krankenstand noch Urlaubsansprüche ermöglichen. Dazu kommen oftmals Zukunftsängste, Geldsorgen, Nachfolgeprobleme, Probleme in der Partnerschaft oder Vereinsamung, die zu einer großen seelischen Belastung führen können.
Das Zusammenleben mehrerer Generationen am Bauernhof birgt oftmals große Schwierigkeiten und Konfliktpotential. Auch die ständig steigenden Anforderungen der Gesellschaft bzw. der Konsumentinnen und Konsumenten an die Landwirtschaft und neue Technologien können insbesondere älteren Bäuerinnen und Bauern zusetzen. Verstärkt wird dies durch den Preisdruck auf die Landwirtschaft, der zu einer existenzbedrohenden wirtschaftlichen Situation führen kann. Somit sind gerade gesellschaftlicher Druck, Preisdruck und hohe Qualitätsansprüche zu immer niedrigeren Preisen weitere Treiber für die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern und Mit-Auslöser von Burn-out in der Landwirtschaft, quer durch alle Produktionssparten.
Bäuerinnen und Bauern leiden zum Teil jahrelang an Überforderung. Gerade dort, wo Menschen mit Nutztieren arbeiten, ist es jedoch besonders wichtig, auf die psychische Gesundheit zu achten und für ausreichend Erholung zu sorgen, die jeder Mensch braucht um gut arbeitsfähig zu sein.
Unzureichende Infrastruktur zur psychologischen Unterstützung und ein mögliches Schamgefühl gegenüber der kassenärztlichen Inanspruchnahme haben zur Einrichtung des bäuerlichen Sorgentelefons vor mehr als 10 Jahren geführt.
Das bäuerliche Sorgentelefon ist eine niederschwellige erste Anlaufstelle bei kleinen und großen Problemen. Psychosozial geschulte Ansprechpartnerinnen und -partner hören nicht nur zu, geben kompetent Auskunft und zeigen Lösungsmöglichkeiten auf, sondern können aufgrund ihres eigenen bäuerlichen Hintergrundes die oft schwierigen Situationen, Ängste und Nöte der Anrufenden gut nachvollziehen.
Im Jahr 2022 haben 875 Bäuerinnen und Bauern dieses Service in Anspruch genommen, davon waren 72 Prozent Frauen und 28 Prozent Männer. Insgesamt konnten seit Bestehen des bäuerlichen Sorgentelefons über 10.000 psychosoziale Beratungen geleistet werden. Das Projekt Lebensqualität Bauernhof umfasst neben dem bäuerlichen Sorgentelefon zusätzlich Schulungen und Workshops, sowie persönliche psychosoziale Beratung.“
Der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft hat den
gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 28. Juni 2023
in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer dem
Berichterstatter Abgeordneten Clemens Stammler die Abgeordneten Irene Neumann-Hartberger,
Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, MMag. Katharina Werner, Bakk.,
Peter Schmiedlechner,
Dipl.-Ing. Olga Voglauer und Alois Kainz sowie der
Ausschussobmann Abgeordneter
Dipl.-Ing. Georg Strasser.
Bei der Abstimmung wurde der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Georg Strasser, Clemens Stammler, Kolleginnen und Kollegen einstimmig beschlossen.
Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft somit den Antrag, der Nationalrat wolle die angeschlossene Entschließung annehmen.
Wien, 2023 06 28
Clemens Stammler Dipl.-Ing. Georg Strasser
Berichterstattung Obmann