2165 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft

über den Antrag 392/A(E) der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bericht zu Selbstmorden und psychischen Erkrankungen bei Landwirtinnen und Landwirten

Die Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 27. Februar 2020 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

Harte Arbeit, fallende Preise, hohe Umweltauflagen und fehlende gesellschaftliche Anerkennung belasten viele Landwirte extrem. Es ist kein neues Problem. Auch dem Bundesministerium ist dieses bereits lange bekannt. Aber die Situation verschärft sich. Zu Überarbeitung und der wirtschaftlichen Not der Bauernschaft kommt in letzter Zeit auch das falsche Image als Umweltsünder hinzu. Die fehlende Anerkennung – manchmal sogar Landwirtschafts-Bashing – führt zu Frust. Dieser verursacht psychische Probleme bis hin zum Burnout und im schlimmsten Fall bis zum Selbstmord.

ZDF hat am 28.1.2020 die Sendung ‚Burnout auf dem Bauernhof‘ gesendet.[1] In dieser wird über den enormen Druck, unter dem die Landwirte stehen, berichtet. Demnach begeht in Frankreich jeden Tag ein Landwirt Selbstmord. Und es schließen jährlich 8300 Bauernhöfe in Frankreich. Weiters wird über Deutschland berichtet, wo auch 3000 Betriebe jährlich aufgeben. Laut einer Befragung in Deutschland ist jeder vierte Landwirt Burnout gefährdet.[2] Somit sind Landwirte eine Hochrisikogruppe, erklärte der Chefarzt der psychosomatischen Abteilung der Kreisklinik im bayerischen Ebersberg, Claus Krüger zu Agrarheute.[3] Jeder fünfte Landwirt scheidet in Deutschland auf Grund schwerwiegender psychischer Erkrankungen aus dem Berufsleben aus.[4]

Als Gründe für psychische Probleme werden genannt:

-       die finanzielle Not – die Auflagen steigen, die Preise sinken. Dazu kommt, dass die Bäuerinnen und Bauern 365 Tage im Jahr oft bis zu 17 Stunden am Tag arbeiten.

-       die mangelnde Anerkennung der Gesellschaft – so werden die Bäuerinnen und Bauern für ihren täglichen Einsatz nicht geschätzt, im Gegenteil vielmehr oft kritisiert und müssen immer strengere Auflagen erfüllen.

Dieser Stress und die massiven Sorgen führen zu psychischen und körperlichen Erkrankungen. In Österreich gibt es für solche Fälle die Initiative ‚Lebensqualität Bauernhof‘ mit diversen Kursen, Vorträgen und dem Sorgetelefon. In Frankreich können Landwirte als Vorsorge auf Urlaub fahren, in der Zwischenzeit werden ihre Höfe betreut. Die Entspannung und Kontakt zu einigen Leidensgenossen bringen neue Kraft und Sichtweisen. In Deutschland gibt es Beratungsstellen und spezielle Beratungs- und Präventionsprogramme.

Leider ist die Situation auf den Bauernhöfen fortlaufend prekär, was sich im fortgesetzten Bauernsterben widerspiegelt. Die Betriebe schließen nicht ohne Grund. Es geht einfach nicht weiter – finanziell und gesundheitlich. Dieser Umstand hat Auswirkungen auf die gesamte bäuerliche Familie. Oft sind Höfe bei deren Schließung bereits hoch verschuldet und werden gepfändet. Auch die gesamte Familie leidet noch Jahre mit.

Um hier Abhilfe zu schaffen und unsere Bäuerinnen und Bauern stärken zu können, ist es notwendig, die aktuelle Situation sowie Entwicklungen der letzten Jahre bei Selbstmorden und psychischen Erkrankungen bei Landwirtinnen und Landwirten in Zahlen und Fakten zu erfassen.“

 

Der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 4. Mai 2021 erstmals in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligte sich außer dem Berichterstatter Abgeordneten Peter Schmiedlechner die Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer.
Anschließend wurden die Verhandlungen vertagt.

In der Sitzung am 6. Oktober 2022 wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen und es meldeten sich die Abgeordneten Clemens Stammler, Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Peter Schmiedlechner und
Irene Neumann-Hartberger zu Wort. Die Verhandlungen wurden dann neuerlich vertagt.

In der Sitzung am 28. Juni 2023 ergriffen die Abgeordneten Clemens Stammler,
Irene Neumann-Hartberger, Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, MMag. Katharina Werner, Bakk.,
Peter Schmiedlechner, Dipl.-Ing. Olga Voglauer und Alois Kainz sowie der Ausschussobmann Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser das Wort.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit (für den Antrag: S, F, N, dagegen: V, G).

 

Zum Berichterstatter für den Nationalrat wurde Abgeordneter Clemens Stammler gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2023 06 28

                             Clemens Stammler                                                    Dipl.-Ing. Georg Strasser

                                  Berichterstattung                                                                          Obmann



[1] https://www.zdf.de/gesellschaft/re/arte-re-burnout-auf-dem-bauernhof-100.html#autoplay=true

[2] https://www.agrarheute.com/land-leben/vierte-landwirt-burnout-gefaehrdet-543011

[3] https://www.agrarheute.com/land-leben/selbstmorde-landwirten-ursachen-554170?utm_campaign=

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[4] https://www.agrarheute.com/land-leben/selbstmorde-landwirten-ursachen-554170?utm_campaign=

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