430 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Unterrichtsausschusses

über den Antrag 439/A(E) der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wo bleibt der Plan und Schutz für Kinder und ElementarpädagogInnen? 

Die Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 22. April 2020 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Blicken wir zurück. Im Rahmen einer Pressekonferenz der Bundesregierung Mitte März 2020 wurde verkündet, dass Schulen, wie auch Kindergärten zu schließen seien. Es solle ein Notbetrieb installiert und eingerichtet werden.

LeiterInnen und Trägerorganisationen sind seitdem damit befasst, die oftmals „schwammigen“ Richtlinien und Verordnungen so zu deuten, dass sie dem Gesetz, den Vorgesetzten, den Eltern, Kindern und dem verunsicherten Personal sowie der Gesundheit der Betroffenen gerecht werden. Der Kindergarten und alle seine HauptakteurInnen werden seit Wochen alleine gelassen. Wer schützt und unterstützt die kleinen und großen Menschen im Kindergarten?

PädagogInnen sind seit dem eingeschränkten Betrieb eine wichtige Stütze – sie sind in Kontakt mit Eltern und Kindern, sind RatgeberInnen für die Bewältigung der Familienzeit und die Herausforderung mit Homeoffice, Kinderbetreuung, Lernzeit für Geschwisterkinder uvm. Die ElementarpädagogIn ist nach der Familie eine wichtige Bezugsperson der Kinder – sie/er kennt das Kind, seine momentanen Entwicklungsaufgaben (emotionale, soziale, physische, psychische, biografische) und damit eng verbunden auch mögliche belastende Familiensituationen. PädagogInnnen sind demnach wichtige Ressourcen im Kinderschutz während der Krise. Das Aufrechterhalten des Kontakts (telefonisch, per Brief oder Videokonferenz mit Kind und Eltern) kann eine wichtige und wertvolle Arbeit im Sinne des Kindeswohls sein.

Kinder im verpflichtenden Kindergartenjahr versäumen gerade die letzten Monate in ihrer Bildungseinrichtung. Soziale Kontakte, Bildungsangebote in den Bereichen aus dem Bildungsrahmenplan, Sprachförderung, Transitionsbewältigung, emotionale Vorbereitung auf den Übergang vom Kindergarten in die Schule, sind nur einige wesentliche und wichtige Elemente im Leben der 6-Jährigen. Hier braucht es dringend Überlegungen, die den Kindern in dieser Entwicklungsphase nicht zum Nachteil für ihre spätere Bildungslaufbahn werden. Sie sollten wie MaturantInnen und PflichtschulabgängerInnen im Fokus des Bildungsministers sein. Das gleiche gilt außerdem für die Kinder der 4. Volksschulklassen. Ein stundenweiser Wiedereinstieg der Kinder, die kurz vor einer Transition stehen, eventuell in Kleingruppen, sollte unbedingt angedacht werden. Bei einer durchschnittlichen Kindergartenzeit von 3 Jahren, fehlen diesen Kindern im schlechtesten Fall ein Sechstel ihrer Bildungszeit im Kindergarten.

Bisher gibt es keine klare Definition der Bundesregierung, wer nun Risikogruppe ist und wer nicht. Das gilt sowohl für ArbeitnehmerInnen, aber natürlich auch für Kinder. Dazu gab es seitens der Bundesregierung bisher keine Kommunikation und Einschätzung, geschweige denn eine Offenlegung ihrer Entscheidungsgrundlage, auf welcher Basis der reguläre Kindergartenbetrieb geschlossen bleibt. Aber gerade Kindern mit Vorerkrankungen, chronischen Krankheiten, Immunschwäche und anderen Risiken muss besondere Beachtung geschenkt werden. Diese sind aufgrund ihres Gesundheitsstatus vom Coronavirus womöglich besonders gefährdet. Wie werden diese Kinder wieder ins „normale Leben“ eingegliedert?

Die Elementarpädagogik braucht dringend den Schutz und die Unterstützung der Bundesregierung, um in der Krise handlungsfähig zu bleiben, denn ohne ihre Einrichtungen würden uns die berufstätigen Eltern aus den vielen anderen systemrelevanten Berufsgruppen fehlen. Mütter und Väter in medizinischen Bereichen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Apotheken, Supermärkten, Polizei, Bundesheer und vielem mehr, aber auch eben PädagogInnen selbst, müssen ihre Kinder während ihrer Arbeitszeit gut aufgehoben wissen!

Die dringlichste aller dieser Fragen ist die, wie Kinder, Eltern und das Kindergartenpersonal aber geschützt werden, wenn wir jetzt langsam Lockerungen des Lockdowns erfahren werden.“

 

Der Unterrichtsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 22. Oktober 2020 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordnete Katharina Kucharowits die Abgeordneten Mag. Sibylle Hamann, Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Michael Seemayer, MMMag. Gertraud Salzmann, Mag. Gerald Hauser, Mag. Martina Künsberg Sarre sowie der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit (für den Antrag: S, F, N, dagegen: V, G).

 

Zur Berichterstatterin für den Nationalrat wurde Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann gewählt.

 

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Unterrichtsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2020 10 22

                           Mag. Sibylle Hamann                                                 Mag. Dr. Rudolf Taschner

                                  Berichterstatterin                                                                          Obmann