580 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXVII. GP

 

Bericht

des Unterrichtsausschusses

über den Antrag 997/A(E) der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bildungsverlust in der Coronakrise vorbeugen

 

Die Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen haben den gegenständlichen Entschließungsantrag am 20. November 2020 im Nationalrat eingebracht und wie folgt begründet:

„Die Coronakrise stellt uns als Gesellschaft in allen Bereichen nach wie vor vor große Herausforderungen. Dem Bereich der Bildung kommt hier eine besondere Rolle zu, es geht um nichts weniger als die Zukunft unserer Gesellschaft. Wie sich zeigt, hat ein Lockdown von Schulen sowohl psychische, soziale und wirtschaftliche Folgen als auch gravierende Auswirkungen auf die Bildungslaufbahn von Schülerinnen und Schülern.

So zeigt die Auswertung einer breit angelegten Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), dass es bei einem Lockdown von Schulen zu erheblichen psychischen und psychosomatischen Folgen bei Schülerinnen und Schülern kommt. Zwischen 26. Mai und 10. Juni 2020 wurden im Rahmen der sogenannten COPSY-Studie mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren, sowie mehr als 1.500 Eltern per Online-Fragebogen befragt. 71 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich dadurch belastet. Zwei Drittel von ihnen geben eine verminderte Lebensqualität und ein geringeres psychisches Wohlbefinden an. Vor Corona war dies nur bei einem Drittel der Kinder und Jugendlichen der Fall gewesen. Die Kinder und Jugendlichen erleben während der Krise vermehrt psychische und psychosomatische Probleme: Das Risiko für psychische Auffälligkeiten steigt von rund 18 Prozent vor Corona auf 31 Prozent während der Krise. Die Kinder und Jugendlichen machen sich mehr Sorgen und zeigen häufiger Auffälligkeiten wie Hyperaktivität (24 Prozent), emotionale Probleme (21 Prozent) und Verhaltensprobleme (19 Prozent). Auch psychosomatische Beschwerden treten während der Coronakrise vermehrt auf. Neben Gereiztheit (54 Prozent) und Einschlafproblemen (44 Prozent) sind das beispielsweise Kopf- und Bauchschmerzen (40 bzw. 31 Prozent). https://www.uke.de/klinikeninstitute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapieundpsychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsystudie.html

Wie Studien der OECD https://www.oecd.org/education/the-impact-of-covid-19-oneducation- insights-education-at-a-glance-2020.pdf oder des ifo https://www.ifo.de/DocDL/sd-2020-06-vorab-woessmann-coronaschulschliessungen. pdf zeigen, bedeutet ein Lockdown für Schülerinnen und Schüler nicht nur eine erhöhte psychische Belastung, vielmehr kommt es bei den Schülerinnen und Schülern je nach Dauer eines Lockdowns auch zu erheblichem Wissensverlust und in weiterer Folge zu Einbußen bei zukünftigen Erwerbschancen und beim Lebenseinkommen.

Auch die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) warnt vor den „weitreichenden Auswirkungen auf das soziale, psychische und geistige Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen“, so die ÖGKJ. Konkret plädiert die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) für bessere Präventionsmaßnahmen innerhalb der Bildungseinrichtungen anstelle von Schulschließungen und Distance-Learning. https://orf.at/stories/3189207/

Das Ziel der Bildungspolitik muss sein, das psychische Wohl der Schülerinnen und Schüler im Auge zu behalten und negativen Auswirkungen von Schulschließungen auf ihre Bildungslaufbahn und ihr weiteres Leben entgegenzuwirken. Die erforderlichen Maßnahmen reichen u.a. von mehr Förderstunden über den Ausbau der Schulpsychologie und Schulsozialarbeit bis zu schulischen Angeboten in den Ferien und müssen in eine wirksame Gesamtstrategie eingebettet werden.“

 

Der Unterrichtsausschuss hat den gegenständlichen Entschließungsantrag in seiner Sitzung am 02. Dezember 2020 in Verhandlung genommen. An der Debatte beteiligten sich außer der Berichterstatterin Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre die Abgeordneten Mag. Sibylle Hamann, Eva Maria Holzleitner, BSc, Petra Vorderwinkler, Petra Bayr, MA MLS, Hermann Brückl, MA, Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Katharina Kucharowits, Claudia Plakolm, Barbara Neßler, Fiona Fiedler, BEd, Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA und Mag. Gerald Hauser sowie der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann.

 

Bei der Abstimmung fand der gegenständliche Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen nicht die Zustimmung der Ausschussmehrheit (für den Antrag: S, F, N dagegen: V, G).

 

Zur Berichterstatterin für den Nationalrat wurde Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger gewählt.

Als Ergebnis seiner Beratungen stellt der Unterrichtsausschuss somit den Antrag, der Nationalrat wolle diesen Bericht zur Kenntnis nehmen.

Wien, 2020 12 02

                            Mag. Eva Blimlinger                                                 Mag. Dr. Rudolf Taschner

                                  Berichterstatterin                                                                          Obmann