Eingelangt am 01.03.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin
Doppelbauer, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Sanktionen gegen Russland
In der Nacht vom 23. zum 24 Februar hat
Russland die Ukraine auf breiter Front mit massiver militärischer Gewalt
angegriffen. Obgleich dieser Überfall nur eine weitere Etappe in einer
Serie von unprovozierten Völkerrechtsverletzungen beginnend mit der
Invasion der Halbinsel Krim 2014 darstellt, so repräsentiert sie doch eine
neue Dimension in diesem Konflikt. Russland führt nun einen unverschleierten
Krieg gegen ein völkerrechtlich – und bis vor kurzem auch von
Russland – anerkanntes Nachbarland.
Angesichts der Eskalation von russischer Seite
hat die österreichische Bundesregierung in Abstimmung mit
europäischen Partnern Sanktionen gegen Russland angekündigt. Bereits
am 23. Februar 2022 kam der Rat auf ein Maßnahmenpaket überein, in
Reaktion "auf den Beschluss der Russischen Föderation, die nicht von
der Regierung kontrollierten Gebiete der ukrainischen Regionen Donezk und
Luhansk als unabhängige Gebietseinheiten anzuerkennen, sowie den
anschließenden Beschluss, russische Truppen in diese Gebiete zu
entsenden" (1). Das am 23.02. verabschiedete Paket umfasst u.a. Sanktionen
gegen die 351 Mitglieder der russischen Staatsduma, die für die Anerkennung
gestimmt haben, Sanktionen gegen 27 weitere Personen, sowie Beschränkung
der Wirtschaftsbeziehungen zu Donezk und Luhansk.
Bei einem Krisengipfel der Staats- und
Regierungschefs der EU-27 in der Nacht von 24. auf 25. Februar wurden weitere
Sanktionen in den Bereichen Energie, Finanzen und Transport beraten. Einigkeit
schien bis zuletzt jedoch nicht klar gegeben. (2)
Quellen:
(1) https://www.consilium.europa.eu/de/policies/sanctions/ukraine-crisis/
(2) https://www.derstandard.at/story/2000133648086/sanktionen-gegen-russland-differenzen-um-swift
https://www.profil.at/ausland/zahlreiche-oesterreichische-ex-spitzenpolitiker-in-russland-aktiv/401915713
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Nachdem sich die Europäische Union zunächst
gegen den Ausschluss der Russischen Föderation aus dem globalen
Zahlungsnetzwerk SWIFT ausgesprochen hatte, wurde am 27.02. doch
entschieden, das russische Bankensystem zumindest teilweise aus SWIFT
auszuschließen.
- Hat das BMF Prognosen über die Auswirkungen
des teilweisen Ausschlusses der Russischen Föderation aus SWIFT
erstellt?
- Welche Auswirkungen hätte ein
gänzlicher Ausschluss des russischen Bankensystems aus SWIFT
für Österreich bzw. die Europäische Union?
- Österreichs Argument gegen den Ausschluss
war bisher, dass Russland durch den SWIFT-Ausschluss weder
Schuldenzahlungen noch Erlöse aus dem Verkauf von Öl und Gas
erhalten könnte. Ist dies dem Verständnis des BMF
gemäß zutreffend, oder wären Zahlungen weiterhin
möglich, wenngleich komplizierter, langsamer und teurer?
i. Wenn letzteres, inwieweit würde sich die Zahlungsabwicklung
verteuern?
- Österreich hat bereits Finanzhilfe an
die Ukraine zugesagt. Welche Vorbereitungen hat das BMF bzw. die
Bundesregierungen eingeleitet, um der Ukraine diese und weitere bilaterale
Finanzhilfen zu leisten?
- In welcher Form und in welcher Höhe?
(z.B. Kredite, o.ä.)
- Wie werden derartige Hilfen in der
gegenwärtigen Kriegssituation geleistet?
- Inwiefern wurden Maßnahmen ergriffen,
um die Einhaltung des Sanktionsregimes verstärkt zu kontrollieren?
- Gab es dazu Gespräche bzw. Schulungen
mit den verantwortlichen Stellen im Wirkungsbereich des BMF?
- Hat das BMF bereits Vermögenswerte von
russischen Oligarchen und deren Familienmitgliedern in Österreich
eingefroren?
- Wenn ja, um wie viele Personen handelt es
sich?
- Wenn ja, um wie viele Konten handelt es
sich?
- Wenn nein, hat das BMF bereits eine
Prüfung darüber eingeleitet, um wie viele Personen es sich
handeln könnte?
- Untersucht das BMF die Möglichkeit,
weitere Personen oder Unternehmen auf eine Sanktionsliste zu setzen?
- Hat das BMF in Folge des russischen
Aggressionskriegs eine Überprüfung des Verkaufsdeals zwischen
der Düngemittelsparte von Borealis und der russischen Eurochem,
dessen Hauptaktionär der russische Oligarch Andrei Melnitschenko ist,
eingeleitet?
- Ist das BMF diesbezüglich Deutschland
und Frankreich in Kontakt getreten, da der Verkauf auch Fabriken in
Deutschland und Frankreich umfasst?
- Wurde im Rahmen der Verhandlungen der
EU-Finanzminister die Maßnahme, das Auslandsvermögen russischer
Banken in der EU einzufrieren, besprochen?
- Wenn ja, wie beurteilt das BMF eine
derartige Maßnahme?
- In welcher Höhe haben russische Banken
Vermögen in Österreich eingelagert?
- Wie beurteilt das Finanzministerium
mögliche Sanktionen gegen österreichische Ex-Politiker_innen,
die für dem Kreml nahestehende, russische Unternehmen tätig
sind?
- Hat das BMF bzw. die Bundesregierung
bereits Sanktionen gegen Ex-Außenministerin Karin Kneissl, die seit
Juni 2021 im Aufsichtsrat des russischen Mineralölkonzerns Rosneft
sitzt, geprüft?
i. Wenn ja, welche?
ii. Wenn nein, hat das BMF bereits Sanktionen gegen andere
Führungspersonen des russischen Mineralölkonzerns Rosneft
geprüft bzw. eingeleitet? (Bitte um Auflistung)
- Hat das BMF bzw. die Bundesregierung bereits
Sanktionen gegen Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der im
"Board of Directors" des russischen Mineralölkonzerns
Lukoil sitzt, geprüft?
i. Wenn ja, welche?
ii. Wenn nein, hat das BMF bereits Sanktionen gegen andere
Führungspersonen des russischen Mineralölkonzerns Lukoil geprüft
bzw. eingeleitet? (Bitte um Auflistung)
- Hat das BMF bzw. die Bundesregierung
bereits Sanktionen gegen Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der im
"Supervisory Board" des "Dialogue of Civilizations
Research Institute" - gegründet vom engen Putin-Vertrauten
Wladimir Yakunin - sitzt, geprüft?
i. Wenn ja, welche?
ii. Wenn nein, hat das BMF bereits Sanktionen gegen andere
Führungspersonen des "Dialogue of Civilizations Research
Institute" geprüft bzw. eingeleitet? (Bitte um Auflistung)
- Hat das BMF bzw. die Bundesregierung
bereits Sanktionen gegen Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling, der
im Rahmen eines Beratervertrags mit Gazprom für die Ostseepipeline
Nord Stream 2 tätig ist, geprüft?
i. Wenn ja, welche?
ii. Wenn nein, hat das BMF bereits Sanktionen gegen andere
Führungspersonen, die im Zusammenhang mit Gazprom bzw. Nord Stream 2
stehen, geprüft bzw. eingeleitet? (Bitte um Auflistung)
- Wurden auf europäischer Ebene bereits
Sanktionen gegen Führungspersonen des russischen
Mineralölkonzerns Rosneft (bzw. dessen Tochtergesellschaften)
beschlossen
- Wenn ja, gegen wie viele Personen?
- Wenn ja, gegen welche Personen?
- Wurden auf europäischer Ebene bereits
Sanktionen gegen Führungspersonen des russischen
Mineralölkonzerns Lukoil (bzw. dessen Tochtergesellschaften)
beschlossen?
- Wenn ja, gegen wie viele Personen?
- Wenn ja, gegen welche Personen?
- Wurden auf europäischer Ebene bereits
Sanktionen gegen Führungspersonen des "Dialogue of Civilizations
Research Institute" beschlossen?
- Wenn ja, gegen wie viele Personen?
- Wenn ja, gegen welche Personen?
- Wurden auf europäischer Ebene bereits
Sanktionen gegen Führungspersonen des russischen Erdgaskonzerns
Gazprom (bzw. dessen Tochtergesellschaften) beschlossen?
- Wenn ja, gegen wie viele Personen?
- Wenn ja, gegen welche Personen?
- Wurden auf europäischer Ebene bereits
Sanktionen gegen Personen, die in Führungspositionen oder beratender
Funktion im Zusammenhang mit Nord Stream 2 tätig sind, beschlossen?
- Wenn ja, gegen wie viele Personen?
- Wenn ja, gegen welche Personen?
- Ist dem BMF bekannt, an welche
österreichische Ex-Politiker_innen in den vergangenen 10 Jahren
russische Auszeichnungen und/oder Ehrenzeichen verliehen wurden? (Bitte um
Auflistung)
- Ist dem BMF bekannt, an welche russische
Staatsbürger_innen in den vergangenen 10 Jahren Ehrenzeichen und/oder
Auszeichnungen verliehen wurden? (bitte um Auflistung)
- Hat das BMF bzw. die österreichische
Bundesregierung eine Überprüfung von Sponsoringverträgen
österreichischer Sportclubs mit russischen Unternehmen bzw.
österreichischer Unternehmen mit russischen Sportclubs eingeleitet?
- Wenn ja, gegen welche österreichische
Sportclubs?
- Wenn ja, gegen welche österreichische
Unternehmen?
- Wenn nein, ist dem BMF bekannt, welche
österreichische Sportclubs in Sponsoringverträgen mit
russischen Unternehmen stehen?
- Wenn nein, ist dem BMF bekannt, welche
österreichische Unternehmen in Sponsoringverträgen mit
russischen Sportclubs stehen?
- Die USA haben die Nord Stream II
Betriebsgesellschaft bereits mit Sanktionen belegt und Deutschlands
Bundeskanzler Olaf Scholz hat am 22.02. bekanntgegeben, die Zertifizierung
des Pipelineprojekts vorerst zu stoppen.
- Welche Auswirkungen haben die US-Sanktionen
auf österreichische Unternehmen und/oder Personen?
- Rechnet das BMF damit, dass die Nord Stream
II Betriebsgesellschaft Schadensersatzansprüche aufgrund der durch
die Bundesrepublik Deutschland versagten Zertifizierung geltend machen
wird?
- Rechnet das BMF damit, dass die OMV, einer
von fünf Finanzierungspartnern der Pipeline,
Schadensersatzansprüche aufgrund der durch die Bundesrepublik
Deutschland versagten Zertifizierung geltend machen wird?
- Wie hoch beziffert das BMF den Schaden, der
durch das Aus für Nord Stream II für die OMV entsteht?
- Wie hoch beziffert das BMF den Schaden, der
durch das Aus für Nord Stream II für die Republik entsteht, die
mit 31,5% durch die ÖBAG an der OMV beteiligt ist?
- Am 28.02. wurde bekannt, dass der Kurs der
Raiffeisen Bank International weiter abgestürzt ist. Wifo-Chef
Gabriel Felbermayr schlug noch am selben Tag in einem Interview vor, einen
"Schutzschirm" über die Bank zu spannen.
- Geht das BMF davon aus, dass die
Entwicklungen der RBI Ansteckungseffekte auf den österreichischen
Bankensektor haben wird?
i. Wenn ja, in welcher Form?
ii. Wenn nein, warum nicht?
- Teilt das BMF die Einschätzung von
WIFO-Chef Felbermayr, dass die RBI einen "Schutzschirm"
benötigt?
- Wie soll ein solcher Schutzschirm für
die RBI, bzw. etwaige andere betroffene Banken aussehen?
- Welche weiteren Maßnahmen zum Schutz
des österreichischen Bankensektors trifft das BMF?
- Mit welchen anderen Institutionen ist das
BMF diesbezüglich im Austausch?