10203/J XXVII. GP
Eingelangt am 17.03.2022
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner,
Genossinnen
und Genossen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Personenschutz für ehemalige Regierungsmitglieder
Durch den Rücktritt von Gesundheitsminister Mückstein wurde
einmal mehr die Thematik von
Drohungen durch möglicherweise gewalttätige Bürger*innen gegen
Regierungsmitglieder Thema der
öffentlichen Diskussion. In Erinnerung geblieben sind hier die vielfach
zitierten Aussagen von der
kugelsicheren Weste, die der Gesundheitsminister selbst im Auto getragen habe[1], weil es für seine
Sicherheit notwendig erschien.
Dabei ist das Thema nicht neu und auch nicht nur auf
Regierungspolitiker*innen bezogen, vielmehr
wurden auch Journalist*innen, Angestellte in Gesundheitsberufen,
Bürgermeister*innen und viele
andere Gruppen mehr, durch radikalisierte Maßnahmengegner*innen bedroht.
Auch dazu wurden
bereits Anfragen gestellt, Antworten sind bislang jedoch noch ausständig.
Zudem sind Fälle bekannt,
die dokumentieren, dass auch in diesem Bereich viele Menschen keinen Schutz
durch die Polizei
bekommen haben, was auch hinsichtlich der Aufgaben, die der Staat zum Schutz
seiner
Bewohner*innen sicherzustellen hat, mehr als problematisch ist. Insbesondere
weil viele der
angesprochenen Personengruppen nicht auf Grund ihrer Entscheidungskompetenz in
Fragen von
Maßnahmen attackiert wurden, sondern vielmehr auf Grund der
Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe.
Zugleich wurde von der Tageszeitung Kurier bereits am 6. Jänner
2022 berichtet, dass nicht nur
aktive Regierungspolitiker*innen polizeilichen Schutz genießen
würden, sondern auch ehemalige
Mitglieder der Bundesregierung und zwar durch 50 Cobra-Beamte, so viele wie
noch nie[2]. Das ist
nachvollziehbar und grundsätzlich richtig. Es ist jedoch zu hinterfragen,
wieso Hausärzt*innen oder Krankenpflegepersonal um ihre Sicherheit
fürchten müssen, während der ehemalige Bundeskanzler
vermutlich gut geschützt am Weltfrauentag zum Feiern in die Disco gehen
kann, wie folgende Fotos
belegen:
Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten folgende
Anfrage
1)
Wie viele und konkret welche ehemaligen
Regierungsmitglieder sind aktuell und waren seit
2019 von Personenschutz durch Polizeibeamte der Republik Österreich
geschützt? Listen Sie
bitte nach Jahren und geschützten Personen auf.
2)
Wie viele Beamte sind bzw. waren dabei jeweils im
Einsatz? Listen Sie bitte nach Einsatz und
Jahr auf.
3)
Wie hoch sind die Kosten der jeweiligen
Überwachungen seit Beginn des Personenschutzes
beginnend im Jahr 2019? Listen Sie diese bitte pro Jahr auf.
4)
Waren an jenem 8. März 2022, bei dem der
ehemalige Bundeskanzler eine Disco besuchte
um zu feiern, Personenschützer*innen anwesend?
a. Wenn ja: Wie viele?
b.
Wenn ja: Auf welche Höhe belaufen sich die
Kosten für diesen Einsatz? Bitte um
Aufgliederung der Kosten nach Personalkosten und weiteren Kostenfaktoren.
5)
Existieren neben den im Kurier erwähnten 50
Cobra-Beamt*innen weitere
Personenschützer*innen in der Zuständigkeit Ihres Ressorts, die
für die Sicherheit von Regierungsmitgliedern und ehemaligen
Regierungsmitgliedern verantwortlich zeichnen?
a. Wenn ja: Wie viele sind das und wo sind diese organisiert?
6) Wie viele Personenschützer*innen sind im Bereich der LVTs tätig?
7)
Kam es im Rahmen der Tätigkeit von
Personenschützer*innen in den vergangenen Jahren
seit 2019 zu Personen- oder Sachschäden?
a.
Wenn ja: Handelt es sich bei den
Personenschäden um die Personenschützer*innen,
die zu schützenden Personen, Angreifer*innen oder unbeteiligte
Zivilpersonen?
b. Wenn ja: Welche Sachschäden wurden verursacht?
c. Wenn ja: Im Rahmen welcher Bewachung kam es zu Personenschäden und wann?
8)
Wie hoch sind die Stunden sowie die Kosten
aufgeschlüsselt zwischen den tatsächlichen
Schutztätigkeiten von Menschen und den behördlichen
Formalitäten, wie sie auch im Artikel
des Kuriers erwähnt werden?
9) Nach welchen Kriterien wird entschieden, wer Personenschutz bekommt?
10) Wird die Erfüllung dieser Kriterien regelmäßig evaluiert?
a. Wenn ja: In welchem Intervall?
b. Wenn ja: Durch wen?
c. Wenn nein: Warum nicht?
11) Sind österreichische Personenschützer*innen auch bei Auslandsreisen im Einsatz?
a.
Wenn ja: Wie viele derartige Auslandseinsätze
gab es in den vergangenen Jahren seit
2019? Führen Sie bitte die Länder, die geschützten Personen und
die Kosten sowie
das Jahr der jeweiligen Einsätze an.
b. Wenn ja: Werden diese Auslandseinsätze auch für ehemalige Regierungsmitglieder durchgeführt?
[2] https://kurier.at/chronik/oesterreich/personenschutz-wegen-corona-die-schatten-der-
maechtigen/401862722
Abbildungen: https://www.facebook.com/media/set/?vanity=tipsytuesday&set=a.7446689392009701