10215/J XXVII. GP

Eingelangt am 23.03.2022
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Anfrage

 

des Abgeordneten Mario Lindner, Genossinnen und Genossen,

an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

 

betreffend Medikamenten Krise bei Hormonersatz-Therapien

 

Hormonersatz-Therapien und die damit verbundenen Medikamente sind ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Behandlung von Postmenopausebeschwerden bei Frauen. Genauso nehmen insbesondere Östrogen-Präparate in der Hormonersatztherapie von transidenten Frauen eine besondere Bedeutung ein.

Doch bereits bisher war die adäquate Versorgung mit medizinisch wichtigen und vielfältig eingesetzten Östrogen-Präparaten in Österreich mangelhaft und häufig von Lieferproblemen eingeschränkt – zum Leidwesen vieler betroffener Frauen in unserem Land. Diese Situation hat sich jedoch im Juni 2021 quasi über Nacht nochmals immens verschlechtert. Durch die Einstellung der Produktion des Hormonpflasters Estradot der Firma Novartis ist ein wichtiges und vielfach in Anspruch genommenes Medikament, das für Betroffene eine zuverlässige, sichere und nebenwirkungsarme medizinische Behandlung gewährleistet hat, vom Markt verschwunden.

Der Pharmakonzern Novartis begründet die Einstellung des Medikaments damit, dass sich eine kommerzielle wirtschaftliche Verwertung des Produkts nicht mehr gewinnbringend sei. Betroffene Patientinnen werden damit zum Opfer des Gewinnstrebens einzelner Konzerne, die mit ihrer faktischen Monopol-Stellung die sichere Behandlung und Versorgung vieler Frauen gefährden. Ein modernes Gesundheitssystem muss diesem Umstand Rechnung tragen und alles in seiner Macht stehende tun, um auch zukünftig die ausreichende medizinische Versorgung von Betroffenen zu gewährleisten.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

Anfrage:

 

1.    Ist Ihnen der Umstand der Einstellung des Hormonpflasters Estradot der Firma Novartis bekannt?

a.    Wenn ja, welche Maßnahmen hat Ihr Ministerium gesetzt, um einen Versorgungsengpass in Österreich zu vermeiden?

b.    Wenn nein, warum sehen Sie keine Handlungsnotwendigkeit Ihres Ministeriums?

2.    Welche Hormonpräparate zur Hormonersatz-Therapie von Cis- und Trans-Frauen sind aktuell in Österreich zugelassen und werden auch von den Krankenkassen finanziell übernommen?

a.    Wie viele Patientinnen haben in den letzten fünf Jahren die Kosten für Hormonersatz-Therapien durch die Krankenkassen rückerstattet bekommen? Bitte um Auflistung nach dem jeweiligen Präparat und Bundesländern.

b.    Wenn keine Zahlen/Daten vorliegen, warum werden diese nicht erhoben?

3.    Welche, durch die Krankenkassen finanzierten medikamentösen Alternativen stehen betroffenen Patientinnen, die auf die Behandlung mittels Hormonpflaster angewiesen sind, momentan zur Verfügung, um den Ausfall des beschriebenen Medikamentes auszugleichen?

4.    Wurden von Seiten des Ressorts mit den Krankenversicherungsträgern bzw. dem Dachverband bezüglich möglicher Ersatzpräparate Gespräche aufgenommen?

a.    Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

b.    Wenn nein, warum nicht?

5.    Gibt es von Seiten der Krankenversicherungsträger bzw. des Dachverbandes Bestrebungen mögliche Ersatzpräparate in den Heilmittelkodex aufzunehmen?

6.    Gab es seitens Ihres Ministeriums oder einer nachgelagerten Dienststelle Gespräche mit der Herstellerfirma Novartis, um die Beibehaltung des Angebots des beschriebenen Medikaments zu erreichen?

a.    Wenn ja, von wem und mit welchem Ergebnis?

b.    Wenn nein, warum sahen Sie dazu keine Notwendigkeit?

7.    Welche konkreten Maßnahmen hat Ihr Ministerium bisher gesetzt, um Alternativen zu diesem, nicht mehr erhältlichen Präparat zu schaffen? Bitte um detaillierte Antwort.

8.    Welche konkreten Maßnahmen plant Ihr Ministerium in Zukunft, um Alternativen zu diesem, nicht mehr erhältlichen Präparat zu schaffen? Bitte um detaillierte Antwort.