10221/J XXVII. GP

Eingelangt am 23.03.2022
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Hermann Gahr
Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

betreffend Meteorologie am Flughafen Innsbruck

Um einen sicheren Flugverkehr zu garantieren, sind sechs Meteorologen des Flughafenwetterdienstes in Innsbruck im Einsatz. Diese Experten liefern den Pilotinnen und Piloten wichtige Prognosen.

Laut neuesten Informationen sollen ab 2024 nun diese Fachkräfte durch Wetterstationen, die automatische Wetterdaten liefern, ersetzt werden. Diese Daten sollen dann im flugmeteorologischen Zentrum in Wien Schwechat abgerufen werden. In einem ORF-Interview äußert Sicherheitsmanager Martin Fleidl Sicherheitsbedenken: „Wir erwarten, dass die Präzision der Flugwettervorhersage abnehmen wird.“ Die sechs Meteorologen, die derzeit in Innsbruck Dienst versehen, bezeichnen die Vorstellung, dass Sensoren präziser seien als erfahrene Wetterkundler laut ORF-Tirol wörtlich als „sehr ambitioniert“.

Der Anflug auf den Innsbrucker Flughafen, der zwischen hohen Bergen und Felswänden eingekesselt und mit schwierigen Windbedingungen verbunden ist, gehört zu den schwersten in Europa. "In Innsbruck können sich die Wind- sowie die Verkehrssituation sehr schnell ändern, deshalb müssen wir hier gut reagieren können und zum Beispiel unsere Anflugsroute spontan ändern", erzählt Thomas Bleimuth, Chef der Dash-8-Q400-Flotte von Austrian Airlines, im Gespräch mit dem Standard. Er fliegt seit 16 Jahren regelmäßig nach Innsbruck.

Ähnlich wie in London-City oder Madeira wird der Flughafen Innsbruck von den meisten Fluggesellschaften in die Kategorie C eingestuft. Solche Flughäfen teilen sich nicht nur spektakuläre Ausblicke, schwere Windbedingungen oder steilere Sinkwinkel. Bevor eine Fluggesellschaft ihren Piloten erlaubt, einen Flugplatz aus dieser Kategorie anzusteuern, müssen diese zunächst eine spezielle Ausbildung durchlaufen und auf die besonderen Bedingungen vor Ort eingeschult werden.

Doch nicht nur die Sicherheit der Pilotinnen und Piloten sowie der Passagiere steht am Spiel, sondern am Flughafen Innsbruck fürchtet man auch wirtschaftliche Nachteile. So etwa im Fall, wenn Charterflüge aufgrund unsicherer Wetterprognosen auf andere Flughäfen umgeleitet werden müssten, meint Flughafendirektor Marco Pernetta in einem ORF-Interview. Die sechs Meteorologen haben laut Aussagen der Austro Control keine Kündigung zu fürchten, ihre Jobs werden nach Wien verlagert. Das eventuelle Pendeln nach Wien mache den Innsbrucker Meteorologen weniger Sorgen als ein Nachlassen der Qualität der Wetterprognosen für den Innsbrucker Flughafen, meint der Betriebsrat gegenüber dem ORF Tirol.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie folgende

Anfrage

1)    Sind Sie als für die Oberste Zivilluftfahrtbehörde (OZB) zuständige Bundesministerin über die Pläne informiert, den Flugwetterdienst am Innsbrucker Flughafen zu schließen und die Arbeitsplätze der Meteorologen nach Wien zu verlagern?

a.     Wenn ja, seit wann wissen Sie davon?

b.     Halten Sie dieses Vorgehen für notwendig?

c.     Wer hat die Entscheidung für die Verlagerung der Arbeitsplätze der sechs Meteorologen getroffen?

d.     Wenn nein, warum haben Sie als Aufsichtsbehörde keine Kenntnis von den Plänen?

2)    Wurde dieses Vorhaben im Nutzerbeirat der Austro Control diskutiert?

3)    Welche Vor- und Nachtteile erwarten Sie sich von der Zentralisierung des Wetterdienstes am Standort Wien?

4)    Wie hoch ist das Einsparungspotenzial durch die Zentralisierung des Wetterdienstes in Wien? Und wem kommt diese Einsparung zu Gute?

5)    Wie können Sie als für die Qualitätskontrolle im Sinne der Sicherheit in der Zivilluftfahrt zuständige Aufsichtsbehörde über Flughäfen, Luftfahrtunternehmen, Flugsicherungsdienstleister etc. bei Realisierung dieses Vorhabens weiterhin den zumindest gleich hohen Sicherheits- und Qualitätsstandard für die Luftfahrt in Innsbruck gewährleisten?

6)    Der Schwerpunkt des Aufgabengebiets des Flugwetterdienstes liegt in der Erstellung kleinräumiger, kurzfristiger Prognosen. Diese können v.a. bei kritischen Wetterlagen unbestritten mit einer höheren Qualität erstellt werden, wenn der Meteorologe vor Ort ist. Schlechtere oder fehlerhafte Wetterinformation bedeutet in der Luftfahrt nicht nur Verlust an Sicherheit, sondern auch unmittelbar schlechtere Planbarkeit und damit mehr Verspätungen, mehr Durchstartemanöver, mehr Warteschleifen, mehr Ausweichlandungen und damit mehr CO2-Emissionen. Wie ist das Projekt POLARIS mit den Grundsätzen einer nachhaltigen Klimapolitik vereinbar?

7)    Der Innsbrucker Flughafen zählt aufgrund seiner Lage beim Anflug zu einem der schwierigsten Flughäfen der Welt. Pilotinnen und Piloten müssen extra geschult werden, damit sie den Flughafen überhaupt ansteuern dürfen. Der Sicherheitsmanager Martin Fleidl äußerte massive Bedenken, dass die Arbeitsplätze der sechs Meteorologen verlagert werden. Automatische Wetterstationen können nie die Arbeit der Experten ersetzen.

Wie beurteilen Sie diese Sicherheitsbedenken?

8)    Haben Sie sich im Vorfeld mit Experten über die besondere Sicherheitssituation am Innsbrucker Flughafen informiert bzw. Analysen oder Expertisen eingeholt?

a.     Wenn ja, wie beurteilen die Experten des BMK die Sicherheitssituation am Innsbrucker Flughafen?

b.     Wenn nein, wieso haben Sie sich nicht über die besondere Situation am Innsbrucker Flughafen informiert?

9)    Wie stellen sich die konkreten Zeitpläne für die Verlagerung der Arbeitsplätz der Innsbrucker Meteorologen dar?

 

10)  Der Dienstort der sechs Innsbrucker Meteorologen soll nach Wien verlagert werden, was einen erheblichen Zeitaufwand durch Pendeln bedeutet. Wie beurteilen Sie dieses Modell unter dem Gesichtspunkt der Arbeitnehmerfreundlichkeit und CO2 Bilanz?

11)  Wie sehen Ihre langfristen Pläne für den Zentralen Wetterdienst in Wien aus?

12)  Gibt es ähnlich gelagerte Pläne für die Dienststellen an den anderen Flughäfen?