1049/J XXVII. GP
Eingelangt am 27.02.2020
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ANFRAGE
des Abgeordneten Hermann Brückl
und weiterer Abgeordneter
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Schuleinschreibe-App Koboldin Poldi
„Die umstrittene App wird neu aufgesetzt, die Projektkosten belaufen sich auf 150.000 Euro
Insgesamt 26 Pilotschulen haben sich freiwillig gemeldet und in den vergangenen Wochen erstmals mit dem Programm gearbeitet. Die Rückmeldungen an das Bildungsministerium waren gelinde gesagt durchwachsen. Als Sofortmaßnahme verkündete man im Haus am Wiener Minoritenplatz: Das Online-Screening soll doch nicht wie geplant bereits im kommenden Schuljahr verpflichtend zum Einsatz kommen.
Stattdessen setzt man jetzt auf Freiwilligkeit. Das neue Tool, mit dem österreichweit erstmals einheitliche Kriterien zur Feststellung der Schulreife zur Anwendung kommen würden, ‚soll so attraktiv werden, dass die Schulen selbst danach fragen‘, erklärt Generalsekretär Martin Netzer.
Ziel sei auch gewesen, Förderbedarf, oder auch herausragende Fähigkeiten bei Kindern früh zu erkennen – quasi als Unterstützung für die Lehrkräfte. Die Entscheidung über Schulreife oder nicht bleibt auch bei dem neuen Verfahren in den Händen der Pädagoginnen und Pädagogen. Noch ist die Hilfe nicht angekommen: Zu lang, zu viel, zu schwierig – das sind kurz gefasst die Hauptkritikpunkte am digitalisierten Schuleinschreibeprozess.
Im Ministerium will man schnell reagieren und die bis zu 45 Minuten Testzeit, die pro Kind in der realen Einscheibesituation angefallen sind, verkürzen: ‚Wir wollen auf 20 bis 25 Minuten herunterkommen‘, gibt Netzer die Richtung vor. Dafür müssen natürlich auch die Aufgaben deutlich reduziert werden – was auf der anderen Seite Probleme mit der Aussagekraft bringen kann.
Fix ist: Jene Aufgaben, mit denen besondere Begabungen von Kindern identifiziert werden sollen, wird es in einer neuen App-Version nur noch als Option geben. Wenn Poldi die Kinder also auffordert, bis zu fünf Zahlen aus dem Gedächtnis wiederzugeben, wird das künftig nur noch einen Teil der Fünfjährigen erreichen.
Auch um den Arbeitsaufwand der Lehrkräfte will man sich kümmern: Ihnen soll das Handling damit erleichtert werden, dass sie nach dem Update nicht mehr zwischen Touchscreen und begleitend zum Einsatz kommenden Aufgaben auf Papier wechseln müssen – es geht in Richtung alles online. Einzig eine Übung, mit der explizit grafomotorische Fähigkeiten der Kinder ermittelt werden, bleibt bei der Papier-und-Bleistift-Version. Ob Poldi auch eine andere Stimme bekommen soll, ist noch nicht geklärt.
Für das auf zwei Jahre angesetzte Projekt wurden im Bildungsministerium rund 150.000 Euro budgetiert, sagt Generalsekretär Netzer – inklusive wissenschaftlicher Begleitung durch ein Team von Entwicklungspsychologen der Uni Graz. Auch die anstehenden neuen App-Entwicklungsschritte seien in diesem Betrag bereits enthalten. Wenn dann alle genannten Änderungen erfolgt sind, hofft Netzer, ‚dass wir damit etwa ein Viertel der Schulen erreichen‘.
Ob Poldi trotz der Kritik die regionalen Unterschiede bei der Entscheidung über Vorschule oder erste Klasse einebnen konnte, lässt sich derzeit noch nicht sagen – die Zahlen zu den eben erst abgeschlossenen Schuleinschreibungen werden erst in den kommenden Wochen ausgewertet.“
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung folgende
Anfrage
1. Welche 26 Schulen haben sich freiwillig gemeldet, mit dem Programm zu arbeiten?
2. Wie wurden die Schulen ausgesucht?
3. Wurde dabei auf regionale Unterschiede zwischen Stadt und Land bzw. Wien und anderen Bundesländer Rücksicht genommen?
4. Wenn ja, wie?
5. Wenn nein, warum nicht?
6. Wie berücksichtigen Sie die Tatsache, dass viele 5-Jährige noch keinerlei Erfahrungen mit Tabletts und Apps gemacht haben und daher mit solchen Medien nicht umgehen können?
7. Was wurde in den Rückmeldungen außer der Dauer des Tests konkret noch kritisiert?
8. Ab wann soll das Online-Screening verpflichtend eingesetzt werden?
9. Wie wollen Sie die App attraktivieren?
10. Wie ist der Test gestaltet?
11. Welche Fragen bzw. Aufgaben kommen darin vor?
12. Welche Fragen bzw. Aufgaben wollen Sie streichen, um die Testzeit zu verkürzen?
13. Wie wollen Sie sicherstellen, dass bei einer etwaigen Kürzung keine relevanten Informationen verloren gehen?
14. Welche im Test abgefragten Informationen halten Sie für relevant?
15. Welche nicht?
16. Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Test trotz Verkürzung aussagekräftig bleibt?
17. Wie soll die Option in der App, mit der besondere Begabungen der Kinder sichtbar gemacht werden sollen, konkret ausgestaltet sein?
18. Unter welchen Umständen wird die Option eingesetzt, unter welchen nicht?
19. Wer entscheidet, ob die Option eingesetzt wird?
20. Besteht im Sinne der Schulautonomie die Möglichkeit, generell auf diese Art von Testung zu verzichten?
21. Wenn nein, warum nicht?
22. Werden die budgetierten 150.000 Euro ausreichen?
23. Wenn nein, warum nicht? Und wie viel Geld muss zusätzlich bereitgestellt werden?
24. Wofür werden die 150.000 Euro im Detail verwendet?
25. Wie wollen Sie sicherstellen, dass den regionalen Unterschieden bei der Entscheidung über Vorschule oder erste Klasse Rechnung getragen wird?
26. Wer war an der Erstellung der App beteiligt (Konzeption, Programmierung, Test, Rollout)
27. Gab es dazu Ausschreibungen?
28. Wenn nein, warum nicht?
29. Wenn ja, wann erfolgt diese?
30. Wie hoch waren die Gesamtkosten, aufgeschlüsselt nach internen und externen Kosten?
31. Wie hoch waren die Gesamtkosten, aufgeschlüsselt nach Sach- und Personalkosten?
32. Wie hoch die Gesamtkosten, aufgeschlüsselt nach den einzelnen mitwirkenden Personen, Organisationen, Vereinen, Firmen, ...