Eingelangt am 20.04.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Fiona Fiedler, Mag. Gerald
Loacker, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz
betreffend Pharmastandort Österreich
Bundesministerin Schramböck betont seit
Jahren die Wichtigkeit einer Attraktivierung des Wirtschaftsstandorts und hebt
dabei besonders die Rolle der Pharmaindustrie in Österreich hervor. Mit
982 Unternehmen, über 60.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 25
Mrd. EUR im Jahr 2020 ist die Life Science Branche von großer Bedeutung
für die heimische Wirtschaft (1). Erhalt und Ausbau solcher
zukunftsträchtigen Sektoren sollte in erster Linie durch Reformen erreicht
werden, die zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des
österreichischen Wirtschaftsstandorts und zu einer nachhaltigen Entlastung
österreichischer Unternehmen führen. Während eine für Ende
2021 angekündigte Standortstrategie selbst am Anfang des zweiten Quartals
2022 nicht vorgelegt wurde, fällt besonders auf, dass in regelmäßigen
Abständen neue Förderinstrumente und einzelne, größere
Beihilfezahlungen an heimische Unternehmen präsentiert werden.
Ist man vom Wirtschaftsministerium nun also
schon hohle Phrasen zu einer Standortstrategie im Pharmazeutischen Bereich
gewohnt, war es überraschender, dass das Gesundheitsministerium im Rahmen
der 9089/AB (2) erwähnte, dass es im Rahmen des TSI der EU-Kommission
eigene Pläne zur Stärkung des Pharmastandortes betreibt. Diese sollen
die so wichtigen Themen der Versorgungssicherheit mit Medikamenten, Stärkung
der Industrie und Forschung und Produktion von Arzneimitteln abdecken.
Spannenderweise scheinen diese Bestrebungen bisher kaum Ansätze in der
Politik der vergangenen Jahre gefunden zu haben. So gibt es:
- nach wie vor keinen Überblick über
die durchgeführten klinischen Studien in Österreich und auch auf
Nachfragen - beispielsweise zu Covid- kann das Ministerium keine Antworten
über laufende Studien liefern (vgl. 6236/AB - 3)
- nach wie vor Parallelexportverbote bei
Lieferengpässen, die sich wohl stärker auf Apotheken, als auf
regionale Verfügbarkeiten auswirken
- nach wie vor verpflichtende Preisreduktionen
im ASVG, die es Pharmafirmen unattraktiv machen, Produktneuerungen mit
erhöhtem Patientennutzen in den Erstattungskodex aufnehmen zu lassen
- nach wie vor keine Möglichkeit, Gesundheitsdaten
zu nutzen, um auch nur faktenbasierte Gesundheitspolitik zu machen,
geschweige denn, um attraktive Vergleichsgruppen mit pseudonymisierten
Daten für Forschung und Wissenschaft zur Verfügung zu stellen
- eine neue Regelung, die selbst bei frei
verfügbaren Medikamenten, die nicht die Regelungen des
Erstattungskodex entsprechen müssen, einen Preisabschlag im Vergleich
zum EU-Durchschnittspreis verlangt
Insofern ist fraglich, wie das
Gesundheitsministerium mit diesen Rahmenbedingungen - abseits aller weiteren
wirtschaftlichen Standortprobleme - nun eine nachhaltige Standortpolitik
verfolgen will und welche Maßnahmen diese vorsieht.
- https://www.lifescienceaustria.at/fileadmin/user_upload/Life_Science_Report_Austria_2021.pdf
- https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_09089/index.shtml
- https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_06236/index.shtml
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wann wurde im BMSGPK mit der Projektplanung
zur Stärkung des Pharmastandortes Österreich begonnen?
- Welche konkreten Maßnahmen sieht
dieses Projekt vor?
- Welche Abstimmungen mit dem BMDW oder
anderen Ministerien fanden im Rahmen der Projektplanung des
Pharmastandortes Österreich statt? (Bitte um Aufschlüsselung
nach Gesprächsterminen, besprochenen Themenkomplex und Teilnehmern)
- Falls keine stattgefunden haben: Warum
nicht?
- Welche Unterstützungen wurden im Rahmen
des TSI der Europäischen Kommission für welche Projekte
beantragt? (Bitte um Aufschlüsselung der einzelnen Projekte sowie Formen
der Unterstützung oder beantragter Fördermittel)
- Welche Unterstützungen wurden im Rahmen
des TSI der Europäischen Kommission für welche Projekte bisher
erhalten? (Bitte um Aufschlüsselung der einzelnen Projekte sowie
jeweiliger Unterstützungen, eventueller Fördersummen etc)
- Welche weiteren Maßnahmen zur
Stärkung des Pharmastandortes Österreich wurden bisher gesetzt
in Bezug auf
- Erforschung von Arzneimitteln
- Entwicklung von Arzneimitteln
- Stärkung der Produktion von
Arzneimitteln und Wirkstoffen in Österreich
Bitte um Aufschlüsselung der jeweiligen
Maßnahmen, Umsetzungskosten und involvierter Stakeholder