10747/J XXVII. GP
Eingelangt am 21.04.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Landesverteidigung
betreffend Kosten und Sinnhaftigkeit der Ausweitung der Luftwaffe
Neben einer Aufrüstung der Eurofighter Flotte spricht das ÖBH nun auch von einer Ausweitung der Flotte. Erstens sollen Doppelsitzer für Trainingszwecke nachbeschafft werden. Zweitens soll dem pro Flugstunde extrem teuren Eurofighter ein billigeres Zweitmodell zur Seite gestellt werden, um die Aufgabe der Luftraumüberwachung kostengünstiger zu erfüllen als mit einem Kampfjet möglich. Zum Vergleich: Der Eurofighter kostet pro Flugstunde laut BMLV €61.000, die aus Altersgründen ausgemusterte Saab-105 nur etwa €6.000.
Zur Begründung für den Zukauf von Zweisitzern führt das BMLV die Kosten des Trainings im Ausland an. Derzeit werden EF Piloten (und theoretisch Pilotinnen) in Italien und Deutschland in zwei Phasen ausgebildet. Die Kosten dafür sind, laut AB9167 vom 18.03.2022:
Die Gesamtkosten für die beiden Jahre betrugen demnach €15,034 Millionen, oder im Jahresschnitt €7,517 Millionen. Die Kosten für dieses Training belaufen sich auf kolportierte €90.000 pro Stunde, also rund ein Drittel mehr als die Flugstunde in Österreich. Das Einsparungspotential – unter der Annahme eine Flugstunde für den Doppelsitzer kostet ebenso €60.000, ist also ein Drittel der verrechneten Kosten – für den Jahresschnitt 2020 und 2021 also €2,5 Millionen pro Jahr. Der Zukauf eines zusätzlichen Eurofighters mit dem Ziel, Trainingskosten zu reduzieren, ist im Lichte dieser Zahl fragwürdig. Hinzu kommt dass mehrere Flugzeuge gekauft werden müssen, um zumindest eines ständig verfügbar zu haben. Von den 15 EF des ÖBH sind im Schnitt nur 4,7 zu einem gegebenen Zeitpunkt einsatzfähig.
Der Grund für den Wunsch nach einer Zwei-Typenflotte sind die extrem hohen Kosten der EF für Luftraumüberwachung – im Vergleich zur ausgemusterten Saab-105 fallen pro Flugstunde die 10-fachen Kosten an. Allerdings fällt in Österreich nur Luftraumüberwachung an. Klassische Luftraumverteidigung ist für ein NATO-und EU-Binnenland kein realistisches Szenario, und könnte auch aufgrund der fehlenden Bewaffnung, aber auch der beschränkten Zahl österreichischer Luftstreitkräfte, in einem Konflikt nicht glaubhaft gemacht werden.
Um den Aufwand einer Mehrtypenflotte (Eurofighter, ein billigeres LRÜ-Fluggerät plus die existierenden Pilatus und Hubschrauber Kiowa) in einen realistischen Luftraumbedrohungskontext zu stellen: Im Jahr gibt es durchschnittlich 50 Identifizierungen, fast ausschließlich von zivilen Flugzeugen. Laut BMLV gab es für 2021 und 2021 zusammen genau einen Alarmstart, um ein ausländisches Militärflugzeug ohne Überflugerlaubnis abzuweisen. Dabei handelte es sich um zwei brasilianische Militärflugzeuge (die wohl irrtümlich österreichischen Luftraum überfliegen wollten). Bei zwei Überflügen war eine Identifizierung durch Eurofighter notwendig. In keinem Fall handelte es sich um eine tatsächliche Bedrohung.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende