10758/J XXVII. GP

Eingelangt am 22.04.2022
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Arbeit

betreffend AMS: Zahl der Arbeitslosen steigt, trotz mehr Personal

 

Digitalisierungsmuffel bei der Arbeitsplatzvermittlung

Die österreichische Arbeitsmarktpolitik ist unter anderem durch zögerliche Digitalisierung der Verwaltungs- und Vermittlungsprozesse gekennzeichnet, sprich: technologische Neuerungen werden grundsätzlich nur langsam umgesetzt. Ein aktuelles Beispiel ist die Aufregung über den Ausbau der digitalen Unterstützung im AMS (z. B. "AMS-Algorithmus"), die rational nicht mehr erklärbar ist. Und das, obwohl keine Beispiele vorliegen, bei denen eine stärke Digitalisierung in der Verwaltung nicht zu einer Entlastung von Verwaltungsmitarbeitern und Bürgern geführt hat.

Trotz mehr AMS-Personal mehr Langzeitarbeitslose

Gleichzeitig fordern jene Interessenvertreter und Parteien, die am schärfsten gegen die AMS-Digitalisierung opponieren, regelmäßig mehr Personal für das AMS. Das klingt zunächst nachvollziehbar, hat aber bei einem Blick auf die Entwicklung der entsprechenden AMS-Kennzahlen (Personal und Langzeitarbeitslose) in den letzten Jahren wenig gebracht. So wurde der AMS-Personalstock seit 2008 von 4.468 VZÄ um 28 Prozent auf knapp 5.700 erhöht, trotzdem ist Zahl der Langzeitarbeitslosen (>1 Jahr arbeitslos) von 5.746 (2008) auf 80.070 (2021) explodiert. Wobei dieser starke Anstieg nur zu einem Teil auf die COVID-Pandemie zurückzuführen ist, denn schon im letzten Jahr vor der Pandemie (2019) war die Zahl der Langzeitarbeitslosen 8-mal höher als 2008.

Effektivere Arbeitsplatzvermittlung durch Digitalisierung

Paradoxerweise ist neben dem starken Anstieg bei den Langzeitarbeitslosen auch die Zahl der beim AMS gemeldeten offen Stellen seit 2008 von 37.498 deutlich auf knapp 100.000 gestiegen, wobei die Zahl der tatsächlich offenen Stellen sogar bei über 200.000 liegt - laut Johannes Kopf/AMS sind nur rund 40 Prozent der offenen Stellen tatsächlich beim AMS gemeldet. Diese Entwicklungen lassen zusätzlich Zweifel aufkommen, ob die herkömmlichen Maßnahmen, nämlich AMS-Personalaufstockungen, für eine erfolgreichere Arbeitslosenvermittlung ausreichend sind. Viel eher ist anzunehmen, dass das AMS ohne einer stärkeren Digitalisierung der Verwaltungsprozesse längerfristig einer schnellen und effektiven Arbeitsplatzvermittlung nicht mehr entsprechend nachkommen wird können.

 

 

Arbeitslose nach Verweildauer

_scroll_external/attachments/image2022-3-10_9-4-9-e8b9308bd4dfd65bd0e3301e237c090fba47b5657ee3c64e0070588a3819b9af.png

 

Beim AMS gemeldete offene Stellen

_scroll_external/attachments/image2022-3-10_9-3-52-7e3b346f61ca9235519179e3b4321f822dc61f382096b285decd37eb9e87f4a2.png

 


Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Wie hat sich der Personalstand im AMS seit 2008 entwickelt? (nach Jahr und Bundesland)
  2. Wie hat sich der Personalstand der externen AMS-Partner, sofern das Personal für AMS-Tätigkeiten abgestellt war, seit 2008 entwickelt? (nach Jahr und Bundesland)
    1. Wie haben sich die AMS-Aufwände für externe AMS-Partner seit 2008 entwickelt? (nach Jahr und Bundesland)
  1. Wie begründen Sie den starken Anstieg der Langzeitarbeitslosen von 2008 bis 2019, trotz massiver AMS-Personalaufstockung?
  2. Plant das AMS weitere Personalaufstockungen?
    1. Wenn ja, in welcher Höhe?
  1. Wie viele Arbeitslose wurden seit 2008 vom AMS vermittelt?  (nach Jahr und Bundesland)
    1. Wie viele rein über digitale Kommunikation?
    2. Wie sehr verkürzte die digitale Unterstützung den Vermittlungsprozess im Schnitt? (verglichen zur konventionellen, nicht-digitalisierungsgebundenen Vermittlung)
  1. Welche Digitalisierungschritte hat das AMS zur schnelleren Abwicklung von Vermittlungsprozessen bereits gesetzt?
  2. Welche Messgrößen belegen den Effizienzgewinn?
  3. Welche weiteren Digitalisierungsschritte wird das AMS zur schnelleren Abwicklung von Vermittlungsprozessen in den Jahren 2022 und 2023 setzen?
    1. Welche konkret quantifizierbaren Auswirkungen auf die Effizienz der Vermittlungstätigkeit erwartet sich das AMS durch diese Digitalisierungsschritte?
  1. Wie hat sich die Zahl der Arbeitslosen seit 2008 entwickelt? (nach Jahr und Bundesland)
    1. Arbeitslosigkeit: <6 Monate?
    2. Arbeitslosigkeit: 6 bis 12 Monate?
    3. Arbeitslosigkeit: >12 Monate?
    4. durchschnittliche Vormerkzeit?
  1. Von welchen Entwicklungen gehen Sie bei der Zahl der Arbeitslosen bis 2025 aus? (nach Jahr und Bundesland)
    1. Arbeitslosigkeit: <6 Monate?
    2. Arbeitslosigkeit: 6 bis 12 Monate?
    3. Arbeitslosigkeit: >12 Monate?
    4. durchschnittliche Vormerkzeit?
  1. Wenn die Arbeitslosenzahlen in den Jahren 2022 und 2023 weiter sinken, wie erfolgt die Anpassung des Personalstandes an den sinkenden Bedarf?