11036/J XXVII. GP

Eingelangt am 18.05.2022
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Anfrage

 

der Abgeordneten Mag.a Selma Yildirim, Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

 

betreffend Messerschmitthalle Schwaz

 

Im Stollensystem des Schwazer Bergwerks haben die Nazis gegen Ende des 2. Weltkrieges eine geheime Flugzeugfabrik eingerichtet. Hunderte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter mussten dort im Inneren des Berges Flugzeugteile bauen. Ziel war es, das erste Militärflugzeug mit Düsenantrieb, die „Messerschmitt Me 262“ herzustellen.

Die Flugzeugproduktion wurde von den französischen Besatzungstruppen entdeckt. Sie haben den Rüstungsbetrieb der Nazis im Frühjahr 1947 gesprengt.

Erst Jahrzehnte danach kamen diese Vorgänge ans Tageslicht. Rund 60 Jahre später wurde einem Filmteam des ORF Tirol erstmal erlaubt, dort Filmaufnahmen zu machen.[1]

Die rund zwei Kilometer tief im Berg gelegene Halle misst an die 120 mal 40 Meter und ist mehrere Stockwerke hoch. Gegen Ende des Jahres 1944 wurde mit der Produktion begonnen. Historiker Horst Schreiber berichtet in dem Filmbeitrag von furchtbaren Arbeitsbedingungen für die Zwangsarbeiter. Der Zeitdruck und das Arbeitstempo seien enorm gewesen, man habe die Arbeiter ohne Rücksicht und mit Gewalt angetrieben, Schutzausrüstung gab es keine. „Sie wurden wie Sklaven in die Stollen getrieben“, so Schreiber.[2] Angeblich habe es aufgrund von Fluchtversuchen Erschießungen gegeben und auch Todesfälle durch Unfälle. Im Detail sei das aufgrund von fehlenden Unterlagen nicht nachzuvollziehen.

Nach dem Krieg haben die Montanwerke Brixlegg das Bergwerk übernommen. Auch ein Schaubergwerk wurde eingerichtet. Öffentlich zugänglich ist der historisch bedeutende Ort der Messerschmitthalle allerdings nach wie vor nicht. Auch eine entsprechende Aufarbeitung steht aus. Wenig erinnert daran und wenig ist im Detail bekannt.

Zwar gab es die Idee, die Messerschmitthalle als Gedänkstätte zugänglich zu machen, diese Pläne wurden aber nie umgesetzt.

Im Sinne einer verantwortungsvollen Erinnerungskultur und des Grundsatzes „niemals vergessen“ wären es wünschenswert, die Messerschmitthalle öffentlich zugänglich zu machen und die Vorgänge dort historisch aufzuarbeiten.

 

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport nachstehende:

 

Anfrage

 

1.    Sind Ihrem Ressort die Vorgänge rund um die Messerschmitthalle in Schwaz im 2. Weltkrieg bekannt?

2.    Gibt es seitens Ihres Ressorts Bestrebungen, die Messerschmitthalle öffentlich zugänglich zu machen bzw. dies zu unterstützen?

a)    Wenn ja, in welcher Form?

b)    Wenn nein, warum nicht?

3.    Gibt es seitens Ihres Ressorts Bestrebungen, die Vorgänge rund um die Messerschmitthalle historisch aufzuarbeiten bzw. dies zu unterstützen?

a)    Wenn ja, in welcher Form?

b)    Wenn nein, warum nicht?

4.    Wurden seitens Ihres Ressorts bereits Gespräche mit den Montanwerken Brixlegg geführt?

a)    Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?

b)    Wenn nein, warum nicht und sind Gespräche geplant?

5.    Wurden seitens Ihres Ressorts bereits Gespräche mit den Bergwerksbetreibern geführt?

a)    Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?

b)    Wenn nein, warum nicht und sind Gespräche geplant?

6.    Gibt es seitens Ihres Ressorts Projekte oder unterstützte Projekte, die die historische Aufarbeitung der Nazi-Geschichte rund um die Messerschmitthalle voranbringen sollen?

a)    Wenn ja, welche?

b)    Wenn nein, warum nicht und sind solche geplant?

7.    Werden Sie seitens Ihres Ressorts die historische Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit rund um die Messerschmitthalle forcieren?

a)    Wenn ja, wie und mit welchem Zeithorizont?

b)    Wenn nein, warum nicht?

8.    Haben Sie bezüglich des öffentlichen Zugangs zur Messerschmitthalle bzw. der historischen Aufarbeitung Gespräche mit dem Landwirtschaftsminister geführt?

 

 



[1] Vgl.: Messerschmitthalle: Geheime Fabrik im Berg - oesterreich.ORF.at

[2] Vgl.: Zwangsarbeit in der Messerschmitthalle im Schwazer Bergwerk — ERINNERN: NATIONALSOZIALISMUS UND HOLOCAUST