11392/J XXVII. GP

Eingelangt am 17.06.2022
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Anfrage

der Abgeordneten Fiona Fiedler, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Blutreserven in Österreich

 

"Blutspenden rettet Leben". Der Slogan ist weit bekannt, die Bedeutung wohl auch. Wer einen Unfall hat, eine Operation oder auch bestimmte Krankheiten, benötigt Blutkonserven zum überleben. Durchschnittlich alle 90 Sekunden ist das in Österreich der Fall (1). Besonders unter Berücksichtigung der steigenden Bevölkerungszahlen bedeutet das, dass es immer mehr Blut benötigt. Die Pandemie hat allerdings zu einem Rückgang an Blutspenden geführt, sodass das Rote Kreuz regelmäßig öffentlich um mehr Spenden bittet (2,3,4,5). Besonders kreativ war dabei der Versuch, eine Blutspende als kostenloses Gesundheitscheck zu vermarkten (6) - ironisch, wenn man bedenkt, dass die angeblich nunmehr gelöste Thematik rund um homosexuelle Blutspender aus Gründen der "Gesundheitssicherheit" so lange verzögert wurde (7). Immerhin wird damit explizit darauf hingewiesen, dass jede Blutspende gründlich untersucht wird.

Ein weiteres Problem könnte aber auch sein, dass es abseits von Informationen des Roten Kreuz kaum valide Informationen zu Blutbeständen in Österreich gibt. Immerhin hat das Rote Kreuz in den meisten Bundesländern ein absolutes Monopol über die Blutbanken und die Blutpreisbildung - wie auch in einigen Bundesländern schon vom Landesrechnungshof kritisiert wurde (8,9,10). Nicht zu vergessen ist dabei, dass es beispielsweise in Oberösterreich erst aufgrund vermuteten Fehlverhaltens zu dieser Prüfung kam (11) und dass auch die Entstehung dieses Monopols nicht unbedingt mit EU-Recht vereinbar ist (12). 

Um in Zeiten derartiger Umbrüche in der Abwicklung von Blutspenden und der Blutvorräte auch informiert arbeiten zu können, sind daher genauere Einblicke in die bisherige Abwicklung vonnöten. So kann beispielsweise die Erweiterung von Blutspendern um MSM oder transsexuelle Personen den Engpass reduzieren, auf der anderen Seite könnte die nunmehr weitaus klarer definierte Ausformulierung einer 3x3x3-Regel den Spenderkreis unter sexuell aktiven Personen, die eben für einen "Gesundheitscheck" Blutspenden, reduzieren. Um die Folgen des Zugangs von MSM zu Blutspenden zu evaluieren hat das BMSGPK die Gesundheit Österreich GmbH beauftragt, die zu dem Schluss gekommen ist, dass es sich um eine gesellschaftspolitische Frage und keine medizinische handelt (13). Ein Ergebnis, für das wohl nicht unbedingt ein Auftrag in der Höhe von über 60.000 Euro nötig gewesen wäre (14), das aber die Frage aufwirft, inwiefern die unterschiedlichen Monopolstellungen ineinander spielen. Immerhin müsste das Ministerium wohl kaum eine eigene Folgeabschätzung zu einem derartigen Preis erstellen lassen, wenn die Regelungen des Roten Kreuzes einfach durch Verordnungen beeinflusst werden könnten.

  1. https://www.roteskreuz.at/ich-will-helfen/ich-will-blutspenden
  2. https://noe.orf.at/stories/3073880/
  3. https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/der-ruf-nach-blut-spender-dringend-gesucht/401388009
  4. https://orf.at/stories/3267574/
  5. https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/oesterreich/2140078-Rotes-Kreuz-ruft-dringend-zum-Blutspenden-auf.html
  6. https://www.heute.at/s/total-engpass-so-dringend-werden-blutspener-bentoetigt-100203360
  7. https://www.meinbezirk.at/c-gesundheit/erste-schritte-fuer-gleichstellung-beim-blutspenden-eingeleitet_a4495496
  8. https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Blutversorgung_durch_die_Universitaetskliniken_fuer_Blutgruppens
  9. https://noe-landtag.gv.at/fileadmin/gegenstaende/19/01/114/114B.pdf
  10. https://www.lrh-ooe.at/Mediendateien/Berichte2015/SP_Blutzentrale_Bericht.pdf
  11. https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/rotkreuz-praesident-kein-cent-an-spenden-wurde-in-die-blutbank-gesteckt/115.920.164
  12. https://www.addendum.org/blutspenden/das-blut-kartell/
  13. https://hiap.goeg.at/sites/hiap.goeg.at/files/inline-files/GFA_Blutspende_Bericht_21022022.pdf
  14. https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_09796/index.shtml

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

  1. Wie viele Personen haben in den vergangenen fünf Jahren Blut gespendet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland)
  2. Wie viele Spender wurden in den vergangenen fünf abgelehnt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat, Bundesland und Ausschlusskriterium)
  3. Wie viele Blutkonserven wurden in den vergangenen fünf Jahren gespendet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland)v
  4. Wie viele Blutkonserven konnten in den vergangenen fünf Jahren zur Verwendung an Blutbanken abgegeben werden? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland, Angaben getrennt für Erythrozytenkonzentrat, Blutplasma und Thrombozytenkonzentrat)
  5. Wie viele Blutkonserven konnten in den vergangenen fünf Jahren nicht weiterverwendet werden? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland sowie Ausschlussgrund)
  6. Wie viele Blutkonserven müssten pro Bundesland jeweils pro Monat zur Verfügung stehen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Berechnungsbasis für je Erythrozytenkonzentrat, Blutplasma und Thrombozytenkonzentrat)
  7. Wie viele Blutkonserven waren pro Bundesland jeweils im Monatsschnitt verfügbar? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland und Erythrozytenkonzentrat, Blutplasma und Thrombozytenkonzentrat)
  8. Wie viele Blutkonserven kauften die Krankenhäuser in den vergangenen fünf Jahren zur Verwendung? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland, Stück- und Preisangaben getrennt für Erythrozytenkonzentrat, Blutplasma und Thrombozytenkonzentrat)
  9. Wie viele Blutkonserven wurden an andere Unternehmen als Krankenhäuser in den vergangenen fünf Jahren verkauft? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland, Stück- und Preisangaben getrennt für Erythrozytenkonzentrat, Blutplasma und Thrombozytenkonzentrat)
  10. Wie viele Blutkonserven wurden nach Österreich eingeführt, um den Bedarf in Krankenhäusern zu decken? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland, Stück- und Preisangaben getrennt für Erythrozytenkonzentrat, Blutplasma und Thrombozytenkonzentrat)
  11. Wie viele Operationen konnten nicht durchgeführt werden, weil es zu wenige Blutkonserven gab? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Bundesland)
  12. Auf welcher Basis wurde die Gesundheit Österreich GmbH mit der Gesundheitsfolgenabschätzung für den Zugang von MSM beauftragt?
  13. Wurden von anderen Stellen Vergleichsangebote eingeholt?
  14. Welche Rolle hatte die Gesundheitsfolgenabschätzung in der Debatte über die Zulassung von MSM zur Blutspende?
  15. Inwiefern konnten/ können die Ergebnisse mit bisher verfügbaren statistischen Informationen zu ausgeschlossenen Blutspende(r)n in Österreich in Einklang gebracht werden?
  16. Falls kein Abgleich der GÖG-Ergebnisse mit statistischen Analysen aus Österreich möglich ist: Warum nicht und gibt es Pläne, diesen Informationsmangel zu beheben?