Eingelangt am 20.06.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen
und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Einschränkungen des
parlamentarischen Interpellationsrechts
Der Nationalrat
hat das Recht, die Geschäftsführung der Bundesregierung zu
überprüfen, deren Mitglieder über alle Gegenstände der
Vollziehung zu befragen und alle einschlägigen Auskünfte zu
verlangen. Das betrifft auch Unternehmen im Mehrheitseigentum des Bundes. Das
Interpellationsrecht ist verfassungsrechtlich in Art 52 B-VG verankert.
Zum Thema der
parlamentarischen Anfragen wird von der Website zu Fachinfos des Parlaments
folgende Information geliefert: „Das Interpellationsrecht
ermöglicht den Mitgliedern des Nationalrates wie des Bundesrates, Anfragen
an die Bundesregierung oder einzelne ihrer Mitglieder zu richten und Auskünfte
über die in deren Verantwortungsbereich liegenden Angelegenheiten zu
verlangen. Auf diesem Weg können der Nationalrat bzw. dessen Abgeordnete
Kenntnis von der Tätigkeit der Bundesregierung im Bereich der
Vollziehung erlangen. Das parlamentarische Fragerecht zählt somit –
neben dem Resolutionsrecht sowie dem Enqueterecht - zu den wichtigsten
parlamentarischen Kontrollrechten" (siehe "Wesen und
Reichweite des parlamentarischen Fragerechts").
Gleichzeitig wird aber
auch auf die Grenzen dieses Rechts hingewiesen. So werden Verwaltungshandeln im
alleinigen Vollzugsbereich der Länder sowie zu Angelegenheiten der
Gesetzgebung wie der Gerichtsbarkeit ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen
sind: „Anfragen zu rein privaten Handlungen, Meinungen und
Einschätzungen des befragten Regierungsmitglieds, die in keinem
Zusammenhang mit der Amtsausübung stehen, fallen somit nicht unter das
parlamentarische Fragerecht“(siehe "Wesen und
Reichweite des parlamentarischen Fragerechts"). Meinungen oder Einschätzungen zu einer Frage,
sofern diese Frage im Zusammenhang mit der Amtsausübung steht, sind
demnach nicht ausgenommen. Des weiteren können "sofern ein
Zusammenhang mit Verwaltungshandeln hergestellt werden kann, (...) auch
politische Absichten und das persönliche Verhalten von Mitgliedern der
Bundesregierung Anfragegegenstand sein" (siehe Kahl, Khakzadeh,
Schmid "Bundesverfassungsrecht" S. 782).
Stellt man die
Anfragebeantwortungen der XXVII. Gesetzgebungsperiode jenen Beantwortungen
gegenüber, die darauf verweisen, dass Meinungen und
Einschätzungen nicht dem Interpellationsrecht unterliegen, so zeigt sich
sehr klar, dass das Bundesministerium für Inneres diese Praxis
überproportional oft anwendet: In den insgesamt 10.745
Anfragebeantwortungen wird in 157 Dokumenten eine derartige Antwort gefunden.
Von diesen 157 Beantwortungen entfallen allein 103 auf das
Bundesministerium für Inneres (Stand April 2022). Besonders der ehemalige
Innenminister Karl Nehammer hat davon häufig Gebrauch gemacht,
nämlich in rund 7,3% seiner Beantwortungen. Demnach wird der
Bundesminister für Inneres ersucht, auch jene Fragen zu beantworten, denen
zuvor unzulässigerweise ausgewichen wurde.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- 783/AB vom
30.03.2020 zu 670/J betreffend Amtsübergabe im Innenministerium,
Frage 1: Über welche
Entscheidungen des ehemaligen Innenministers Wolfgang Peschorn wurden Sie
in dessen Bericht an Sie informiert?
- 783/AB vom
30.03.2020 zu 670/J betreffend Amtsübergabe im Innenministerium,
Frage 2: Über welche Maßnahmen
des ehemaligen Innenministers Wolfgang Peschorn wurden Sie in dessen
Bericht an Sie informiert?
- 783/AB vom
30.03.2020 zu 670/J betreffend Amtsübergabe im Innenministerium,
Frage 3: Über welche
Überlegungen des ehemaligen Innenministers Wolfgang Peschorn wurden
Sie in dessen Bericht an Sie informiert?
- 923/AB vom
14.04.2020 zu 866/J betreffend Abschiebezentrum in Serbien, Frage 25: Wie hoch werden die Kosten pro Bewohner_in und Tag in dem
geplanten Zentrum für abgelehnte Asylwerber_innen in Serbien sein?
Ist dies vertraglich geregelt?
- 923/AB vom
14.04.2020 zu 866/J betreffend Abschiebezentrum in Serbien, Frage
27: Wird erwartet, dass die Kosten pro
Bewohner_in und Tag in dem geplanten Zentrum für abgelehnte
Asylwerber_innen in Serbien höher oder niedriger werden, als die bei
einer Unterbringung in Österreich der Fall wäre?
- 1321/AB vom
26.05.2020 zu 1316/J betreffend Grenzkontrollen und Maßnahmen
im Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen, Frage 5: Was passierte, wenn eine Person vom Bundesheer aufgegriffen wurde?
Was war der weitere Ablauf?
- Wurden die aufgegriffenen Personen an
nachgeordnete Behörden des BMI übergeben? Wenn ja, wann?
- Was passierte, wenn eine vom Bundesheer
aufgegriffene Person beim Bundesheer zum Ausdruck brachte, einen
Asylantrag stellen zu wollen? Wo konnte diese Person den Asylantrag dann
tatsächlich stellen? Wurde diese Person an nachgeordnete
Behörden des BMI übergeben?
- Planen Sie, diesen Ablauf zu ändern?
i. Wenn ja, wann inwiefern?
- 1321/AB vom
26.05.2020 zu 1316/J betreffend Grenzkontrollen und Maßnahmen
im Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen, Frage 7: Nach welchen Kriterien und auf welcher rechtlichen Grundlage
wurden Menschen an der Grenze zurückgewiesen?
- Planen Sie, diese Kriterien zu ändern?
i. Wenn ja, wann inwiefern?
- 1321/AB vom
26.05.2020 zu 1316/J betreffend Grenzkontrollen und Maßnahmen
im Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen, Frage 9: Gibt es ein Verfahren, in dem festgestellt wird, ob eine Person
zurückgewiesen werden soll?
- Wenn ja, was beinhaltete das Verfahren
bisher und wie lief es ab?
i. Planen Sie, dieses Verfahren zu ändern?
- 1321/AB vom
26.05.2020 zu 1316/J betreffend Grenzkontrollen und Maßnahmen
im Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen, Frage 11: Wie sind Zurückweisungen an der Grenze im Detail
abgelaufen?
- Wer führte Zurückweisungen durch?
- Wurde dabei gegebenenfalls Zwang angewendet
und wenn ja, inwiefern?
- Inwieweit wurden Zurückweisungen an
der Grenze mit den Behörden des
- jeweiligen Nachbarstaates akkordiert?
- Wurden die betroffenen Personen den
Behörden des Ziellandes bzw.
- Nachbarstaates übergeben?
- Planen Sie, diesen Ablauf zu ändern?
i. Wenn ja, wann inwiefern?
- 1321/AB vom
26.05.2020 zu 1316/J betreffend Grenzkontrollen und Maßnahmen
im Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen, Frage 12: Wurden auch Personen, die sich bereits auf österreichischem
Boden befinden, gegebenenfalls wieder über die Grenze
zurückgeschickt?
- Planen Sie, dieses Vorgehen zu ändern?
i. Wenn ja, wann inwiefern?
- 1321/AB vom
26.05.2020 zu 1316/J betreffend Grenzkontrollen und Maßnahmen
im Umgang mit Migrant_innen und Flüchtlingen, Frage 18: Welche konkreten "Grenzschutzmaßnahmen" sehen Sie
in Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen an der
türkisch-griechischen Grenze vor?
- Worin besteht Ihrer Meinung die konkrete
Gefährdung in diesem Fall? Auf welche Summe belaufen sich die
voraussichtlichen Kosten der angedachten Maßnahmen? Bitte um
Aufschlüsselung der Personalkosten, Sachaufwandskosten sowie
weiterer in diesem Zusammenhang anfallender Kosten.
- 2023/AB vom
15.07.2020 zu 2010/J betreffend Folgeanfrage Todesfall im
Polizeianhaltezentrum Wien Rossauer Lände am 12.06.2019, Frage 1: Inwiefern hat ihr Ressort seit der letzten Anfrage zur
Aufklärung des Sachverhalts beigetragen?
- 2023/AB vom
15.07.2020 zu 2010/J betreffend Folgeanfrage Todesfall im
Polizeianhaltezentrum Wien Rossauer Lände am 12.06.2019, Frage
2: Welche konkreten Untersuchungsschritte
und Handlungen wurden mittlerweile gesetzt?
- 2054/AB vom
17.07.2020 zu 2030/J betreffend Widersprüchliche Informationen
aus dem BMI, Frage 8: Auf welchen
Informationen von wem genau beruht Ihre Aussage vom 08.05.2020, dass die
Zahl der Corona positiv getesteten in Wien Ihnen "seit einer
Zeit" Sorgen bereiten?
- 2054/AB vom
17.07.2020 zu 2030/J betreffend Widersprüchliche Informationen
aus dem BMI, Frage 10: Seit wann ist Ihnen
die in der Anfragenbegründung angeführte Aussage von Daniela
Schmid bekannt?
- 2054/AB vom
17.07.2020 zu 2030/J betreffend Widersprüchliche Informationen
aus dem BMI, Frage 11: Seit wann ist diese
Aussage Ihrem Ressort bekannt?
- 2054/AB vom
17.07.2020 zu 2030/J betreffend Widersprüchliche Informationen
aus dem BMI, Frage 12: lst diese Aussage die
offizielle Meinung des BMI?
- Wenn nein, was ist dann die offizielle
Meinung des BMI?
- Auf der Meinung
welcher ExpertInnen fußt die offizielle Position des BMI?
- 2054/AB vom
17.07.2020 zu 2030/J betreffend Widersprüchliche Informationen
aus dem BMI, Frage 13: Wurde diese Aussage
in einer Sitzung des Krisenstabes am 09.05. auf die Frage, ob die in Wien
zuletzt gestiegenen Zahlen bedenklich sein, als Antwort angeführt?
- Wenn ja, warum weichen Sie in Ihren
öffentlichen Statements von den Aussagen Ihres Ressorts im
Krisenstab ab?
- Falls nein: Welche abweichende Sichtweise
auf die Infektionszahlen wurde vom BMI präsentiert?
- 4277/AB vom
20.01.2021 zu 4300/J betreffend Push-Backs an der
österreichischen Südgrenze, Frage 52: Haben
Sie vor, die temporären Grenzkontrollen nach Mai 2021 ein weiteres
Mal zu verlängern?
- Wenn ja, mit welcher rechtlichen
Begründung?
- 4390/AB vom
02.02.2021 zu 4399/J betreffend Zusammensetzung der
Untersuchungskommission zum Terroranschlag von Wien, Frage 10: Ist Ihnen bekannt, dass Anderl laut medial bekannten Mails
zu einem „ÖVP-Zirkel“ im BM.I gehörte, der sich regelmäßig
im Büro von Minister a.D. Strasser traf?
- Wenn ja: seit wann?
- Wenn ja: sehen Sie dies nicht als
problematisch hinsichtlich einer möglichst neutralen Aufarbeitung
von behördeninternen Fehlern an?
- 4390/AB vom
02.02.2021 zu 4399/J betreffend Zusammensetzung der
Untersuchungskommission zum Terroranschlag von Wien, Frage 11: Ist Ihnen die gemeinsam Tätigkeit Anderls mit
Stefan Steiner und Ex-ÖVP LR Wolfgang Waldner im Aufsichtsrat
des österr. Integrationsfonds (ÖIF) bekannt, in welchem zuvor
auch die Minister Raab und Schallenberg saßen?
- Wenn ja: seit wann?
- 4390/AB vom
02.02.2021 zu 4399/J betreffend Zusammensetzung der
Untersuchungskommission zum Terroranschlag von Wien, Frage 12: Warum wurden Parlament (wenn auch nur etwa im Rahmen
des „Geheimdienst- ausschusses") bzw. Opposition nicht in die
Auswahl der Kommissionsmitglieder eingebunden?
- Wer entschied dies wann?
- 4983/AB vom
15.03.2021 zu 4985/J betreffend Unterbringung und Asylverfahren
minderjähriger Asylsuchender in Österreich, Frage 11: In der Statistik der parlamentarischen Anfragebeantwortung
3337/AB vom 11.11.2020 sind 888 UMF Anträge von 1. Jänner bis
30. September 2020 registriert. Laut derselben Anfragebeantwortung wurden
164 UMF in die GV der Länder überstellt, 47 zurückgewiesen
und 164 befinden sich noch in der GVS Bund. Etwa 25 % werden
geschätzt für volljährig erklärt. Das ergibt eine
Differenz von 326 UMF. Aus dem Jahr 2019 ergibt die gleiche Rechnung (laut
Zahlen der Anfragebeantwortung 38/AB vom 19.12.2019) zwischen Jänner
und Oktober 2019 eine Differenz von 471 UMF. Wie erklären Sie sich
diese Differenz bzw. was ist der Grund für diese Differenz?
- Wo sind diese Kinder? Abgängig
gemeldet bzw. verschwunden?
- Wie viele UMF sind während der
Zuständigkeit der Grundversorgung Bund 2020 verschwunden/abgängig
gemeldet? Bitte um Aufschlüsselung nach Monat und Herkunftsland.
- 7581/AB vom
29.10.2021 zu 7722/J betreffend Legale Fluchtwege für besonders
gefährdete Personen aus Afghanistan, Frage 1: Seit
wann war nach Ihren internen Informationen absehbar, dass die Taliban in
Afghanistan die Macht übernehmen würden?
- Von wem erhielten Sie wann diese
Informationen?
- 7892/AB vom
24.11.2021 zu 8046/J betreffend Stellenbesetzungen in der Direktion
für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), Frage 15: Bei der DSN soll sich der Personalstand in den
nächsten Jahren deutlich erhöhen, wenn nicht sogar verdoppeln.
Wie im Kurier vom 17.6.2021 bereits berichtet wurde, rechnet man seitens
des BMI beim bestehenden BVT-Personal wegen der Skepsis vor der involviert
bzw. unterstützend mit einer Teilnahme von nur 75%. Worauf
begründet sich diese erwartete Ausfallsquote?
- 7892/AB vom
24.11.2021 zu 8046/J betreffend Stellenbesetzungen in der Direktion
für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), Frage 19: Durch Neuaufstellung, Neuausschreibung udgl. werden sich
künftig zahlreiche MitarbeiterInnen auch innerhalb der DSN
verändern und andere Aufgaben wahrnehmen können. Wie wird dem
damit verbundenen Verlust von Fachexpertisen kurz-, mittel- und
langfristig entgegengewirkt?
- 8283/AB vom
29.12.2021 zu 8421/J betreffend Ministeriumsaufträge für
ehemalige Mitarbeiter von Ex-ÖVP-Innenminister Ernst Strasser mit
fragwürdigen Verbindungen zu Wirecard und BVT, Frage 4: Haben Sie bzw. Ihr Ressort Kenntnisse über die
dubiosen geschäftlichen Beziehungen zwischen ehemaligen
Mitarbeiter_innen des früheren Kabinetts von Ernst Strasser,
ranghohen Mitarbeiter_innen der Wirecard AG sowie Vertreter_innen des BVT?
- Wenn ja: Sind diese Kenntnisse in die
Entscheidungsprozesse, die dazu führten, Unternehmen dieser
ehemaligen Mitarbeiter_innen des früheren Kabinetts von Ernst
Strasser mit öffentlichen Aufträgen Ihres Ressorts zu betrauen,
eingeflossen? Wenn ja: Inwiefern?
- Wenn nein: Wie erklären Sie es sich,
dass über Unternehmen, die Aufträge Ihres Ressorts erhalten
sollten, keine derartigen Informationen im Sinne eines Background-Checks
eingeholt worden waren (immerhin sind viele dieser Informationen schon seit geraumer Zeit medienöffentlich, Anm.)?
- 9123/AB vom
14.03.2022 zu 9296/J betreffend Versorgung und Kosten von
Asylwerber_innen in der Grundversorgung in Österreich, Frage 38: Die BBU ist seit dem 1. Dezember 2020 für die
operative Durchführung der Grundversorgung zuständig, sofern sie
dem Bund obliegt. Hat die Übernahme der BBU konkrete Verbesserungen
im Management und in der Erbringung der Leistungen der Grundversorgung
gebracht?
- Wenn ja, welche?
- Wenn nein, warum nicht?
- 9123/AB vom
14.03.2022 zu 9296/J betreffend Versorgung und Kosten von
Asylwerber_innen in der Grundversorgung in Österreich, Frage
39: Warum ist das BMI als Grundlage für
die Budgetierung der Grundversorgung Anfang Oktober 2021 von 1.700
Personen in der Bundesbetreuung ausgegangen, obwohl der Jahresdurchschnitt
für bundesbetreute Personen auf 1.980 liegt?
- 9123/AB vom
14.03.2022 zu 9296/J betreffend Versorgung und Kosten von
Asylwerber_innen in der Grundversorgung in Österreich, Frage
40aii: Wird das BMI sich für die
Umsetzung des VfGH Erkenntnis, sprich für die Angleichung der
Grundversorgung subsidiär Schutzberechtigten an die Grundversorgung
der Asylberechtigten, einsetzen?
- 9123/AB vom
14.03.2022 zu 9296/J betreffend Versorgung und Kosten von
Asylwerber_innen in der Grundversorgung in Österreich, Frage
40aiii: Sollen laut BMI die Tagessätze
künftig an die Inflation angepasst werden?