11673/J XXVII. GP

Eingelangt am 06.07.2022
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an den Bundesminister für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

 

betreffend Pestizide in der Luft

 

Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle auch beim Umwelt- und Artenschutz. Die Landwirtinnen und Landwirte sehen sich auch als Naturschützer und sind immer wieder verärgert, wenn die Landwirtschaft als eine Gefahr für die Umwelt und das Klima dargestellt wird.

 

„67 Pestizide in der Luft in Ostösterreich entdeckt

 

Forscherinnen und Forscher haben bei einer Studie im Auftrag der Bewegung "Enkeltaugliches Österreich" gleich 67 Pestizide in verschiedenen Konzentrationen in der Luft in Ostösterreich gemessen. "Uns hat überrascht, wie weit sich Pestizide in der Luft verbreiten", sagte einer der Studienautoren, Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), in einer Pressekonferenz am Montag.

 

Forscher überrascht, wie weit sich Pestizide in der Luft verbreiten

 

Die Idee hinter der Studie, an der Wissenschafter der Boku, der Medizinischen Universität Wien und aus Deutschland beteiligt waren, war im Grunde einfach. "Wir haben in verschiedenen Regionen in Ostösterreich Luftfilter aufgestellt, nach mehreren Monaten eingesammelt und auf Pestizide analysiert. Die gefundenen Chemikalien haben wir dann hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen auf die Umwelt und den Menschen bewertet", erklärte Zaller.

Dabei stießen die Forschenden gleich auf 67 Pestizide. "Die Anzahl und Konzentrationen der gefundenen Pestizide waren abhängig von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in der Umgebung. Aber auch höhere Temperaturen förderten deren Verbreitung. Aus Umweltsicht ist das problematisch, weil viele der gefundenen Stoffe giftig für Bienen, Regenwürmer oder Vögel waren", so Zaller.

 

Pestizide sogar in Nationalparks

 

Zwei der Filter standen in Nationalparks - und sogar dort wurden zehn beziehungsweise sogar 33 Pestizide gefunden. "Die Funde in Nationalparks sind insofern brisant, da Nationalparks ja zum Schutz besonders gefährdeter Pflanzen und Tiere da sind", sagte Zaller.

 

Bewertet man die gefundenen Pestizide nach ihren offiziell bekannten Nebenwirkungen, dann war etwa die Hälfte der gefundenen Pestizide schädlich für die menschliche Gesundheit. Sie können demnach neben Reizungen von Schleimhaut und Haut u.a. das Hormonsystem stören mit negativen Folgen für die Fortpflanzungsfähigkeit. Nicht zuletzt hat fast ein Viertel der detektierten Substanzen ein krebserregendes Potenzial. "Zwar sind die Konzentrationen der Pestizide in der Luft oft sehr gering, aber selbst kleinste Mengen bergen ein Gesundheitsrisiko und können über lange Zeit Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen", so Hans-Peter Hutter, Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien und Studienautor.

 

Die Studienautoren gaben zu bedenken, dass die Verbreitung von Pestiziden in der Luft und deren gesundheitliche Schäden bei der Zulassung der Pestizide zu wenig Beachtung finden. "Unsere Studie zeigt eindeutig, dass Pestizide nicht am Ausbringungsort verbleiben, sondern breitflächig verdriftet werden und Schäden in der Umwelt und bei Menschen verursachen können. Nur ein Umstieg auf 100 Prozent Bio-Landwirtschaft kann dem entgegenwirken", waren sich Zaller und Hutter einig.“[1]

 

Dieser Artikel gibt die Schuld für die Pestizide in der Luft der Landwirtschaft. Dabei ist nicht zu erkennen, ob dies auch ausreichend nachgewiesen wurde, oder ob es nur eine der möglichen Erklärungen ist.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

Anfrage

 

1.   Es wird davon ausgegangen, dass die gefundenen Pestizide in der Luft aus der Landwirtschaft stammen, welche Beweise hat man dafür?

2.   Sind alle 67 gefundenen Pestizide derzeit für den Einsatz in der Landwirtschaft zugelassen?

a.   Falls nein, warum geht man davon aus, dass diese aus der Landwirtschaft stammen?

b.   Falls nein, wird nach anderen Quellen für den Ursprung dieser Pestizide in der Luft gesucht?

3.   Welche der 67 gefundenen Pestizide sind für den Einsatz in der Landwirtschaft verboten und seit wann gelten diese Verbote?

4.   Wie lange halten sich normalerweise Pestizide in der Luft?

5.   Wie viele Jahre halten sich üblicherweise die Emissionen und Pestizide aus der Landwirtschaft in der Luft?

a.   Auf welche Studien stützen Sie Ihre Meinung?

b.   Gibt es da Unterschiebe, ob sie aus der Landwirtschaft oder aus anderen Wirtschaftszweigen stammen?

6.   Haben die 67 gefundenen Stoffe auch andere Verwendung als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft?

a.   Wo können diese Stoffe noch verwendet werden?

b.   Welche Stoffe haben auch andere Verwendung als in den Pflanzenschutzmitteln?

7.   Laut den Medienberichten war die Konzentration in der Luft auch von der Landwirtschaft in der Region abhängig, wurden auch andere mögliche Quellen und ihre Standorte berücksichtigt?

8.   Gibt es in der Nähe der untersuchten Gebiete andere Wirtschaftszweige oder Industrie, welche diese Stoffe verwenden?



[1] 67 Pestizide in der Luft in Ostösterreich entdeckt (apa.at)