11898/J XXVII. GP

Eingelangt am 14.07.2022
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Fiona Fiedler, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Verfügbare Versorgung für Diabetiker

 

Diabetes ist nach wie vor und in absehbarer Zukunft eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten in Österreich. 2021 starben über 3.200 Personen an den Folgen einer Diabeteserkrankung (1), auch von den an Covid-Verstorbenen hatte ein Fünftel Diabetes(2). Derartig genaue Zahlen gibt es allerdings nur bei Toten. Bei den Lebenden sind die Statistiken weitaus unklarer. Das Gesundheitsministerium spricht von rund 600.000 Patienten (3), die Österreichische Diabetiker Gesellschaft spricht von 700.000 (4). Prädiabetische Patienten müssen bei diesen Schätzungen noch dazugerechnet werden, allerdings basiert auch deren Zahl nur auf groben Schätzungen.

Für diese Patienten wäre es allerdings wichtig, in einer strukturierten Versorgung zu sein, regelmäßig Gesundheitswerte mit einem Arzt durchzubesprechen und medikamentös immer richtig eingestellt zu werden, um gesundheitliche Folgen der Erkrankung zu reduzieren. Kolportiert sind rund 15 Prozent der Diabetiker:innen in strukturierter Versorgung, der Rechnungshof sprach von 11 Prozent der Patienten im Jahr 2016 (5), mittlerweile laut Therapieaktiv sind je nach Gesamtmenge der Diabetiker zwischen 12 und 17 Prozent in strukturierter Versorgung (6).

Dass es Probleme in der Versorgung gibt, zeigt sich aber nicht nur an den schlechten Statistiken der Folgeerkrankungen und Spätfolgen wie etwa einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Amputationen, sondern auch am Widerwillen, wenn es um klare Antworten geht - wie beispielsweise eine Angabe, wie viele Patienten in strukturierter Versorgung sind (7). Ebenso unklar ist, ob oder wie eine Versorgung für Diabetiker in zukünftigen Versionen der Strukturpläne Gesundheit berücksichtigt werden und wie die Anzahl der eingeschriebenen Teilnehmer in der strukturierten Versorgung gehoben werden soll. Gleichzeitig muss für all diese Aspekte aber auch erhoben werden, welche Versorgungsmöglichkeiten Diabetiker bis jetzt haben. Aufgrund der unterschiedlichen Landeskammern gibt es keinen einheitlichen Überblick, in welchem Bundesland es wie viele Ärzte mit der nötigen Weiterbildung und/ oder Spezialisierung gibt. Lediglich die Ärztestatistik gibt einen groben Einblick, dort wird die Anzahl der Fachärzte für Innere Medizin mit Schwerpunkt auf Endokrinologie und Diabetologie mit unter zehn Ärzten angegeben - das Fachgebiet kann damit wohl als Mangelfach identifiziert werden (8), lediglich unter den pädiatrischen Spezialisierungen gibt es mehr Ärzte - diese können aber kaum einen Beitrag zur Versorgung von beispielsweise Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 beitragen.

Ebenso unklar ist, warum das Ministerium auf die Kompetenzen des Gehobenen Gesunden- und Krankenpflegedienstes verweist, wenn bekannt ist, dass diese Mitarbeiter kaum Arbeitsverhältnisse haben, in denen Sie diese Kompetenzen zugunsten der Patienten auch nutzen können. In Folge dessen ist es an der Zeit, die bisherige Versorgung ordentlich zu analysieren.

Quellen:

  1. https://www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=127710
  2. https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/123853.html
  3. https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Nicht-uebertragbareKrankheiten/Diabetes.html#:~:text=In%20%C3%96sterreich%20gibt%20es%20laut,der%20Erkrankung%20an%20diabetischer%20Retinopathie
  4. https://www.dossier.at/dossiers/gesundheit/zuckerschock/
  5. https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Diabetes_2019_43.pdf
  6. https://www.therapie-aktiv.at/cdscontent/?contentid=10007.791399&portal=diabetes-portal
  7. https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05860/imfname_977430.pdf
  8. https://www.aerztekammer.at/documents/261766/986618/%C3%96%C3%84K_%C3%84rztestatistik_2020.pdf/8d3a4002-2ba2-4e44-6550-6cf190e0fb6b

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

Medzinische Versorgung: 

  1. Wie viele Ärzte mit einer Fachausbildung für Diabetologie gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach jeweiliger Fachkombination, Bezirk und Angabe über ein Vertragsverhältnis mit einem Versicherungsträger unter dessen Nennung)
    1. Wie viele niedergelassenen Ärzte mit einer Fachausbildung für Diabetologie nehmen am Programm "Therapie aktiv" teil? (Bitte um Aufschlüsselung nach jeweiliger Fachkombination, Bezirk und Angabe über ein Vertragsverhältnis mit einem Versicherungsträger unter dessen Nennung)
    2. Wie viele niedergelassene Ärzte mit einer Allgemeinmedizinischen Ausbildung oder einer Praxis für Interne Medizin nehmen am Programm "Therapie aktiv" teil? (Bitte um Aufschlüsselung nach jeweiliger Fachkombination, Bezirk und Angabe über ein Vertragsverhältnis mit einem Versicherungsträger unter dessen Nennung)
    3. Wie viele niedergelassene Ärzte mit einer Allgemeinmedizinischen Ausbildung oder einer Praxis für Interne Medizin nehmen nicht am Programm "Therapie aktiv" teil? (Bitte um Aufschlüsselung nach jeweiliger Fachkombination, Bezirk und Angabe über ein Vertragsverhältnis mit einem Versicherungsträger unter dessen Nennung)
    4. Welche Anreize wurden gesetzt, um Allgemeinmediziner zur Teilnahme an "Therapie aktiv" zu bewegen?
  1. Wie viele Krankenhausstationen für Diabetologie gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirk und Angabe der jährlich betreuten Patienten)
    1. Wie viele Krankenhausstationen für die diabetologische Behandlung von pädiatrischen Patienten gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirk und Angabe der jährlich betreuten Patienten)
    2. Wie viele Krankenhausambulanzen für Diabetologie gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirk und Angabe der jährlich betreuten Patienten)
    3. Wie viele Krankenhausambulanzen für die diabetologische Behandlung von pädiatrischen Patienten gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirk und Angabe der jährlich betreuten Patienten)
  1. Wie viele Diabetes-Ambulanzen gibt es in Einrichtungen der Sozialversicherungsträger? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirk, Versicherungsträger und Angabe der jährlich betreuten Patienten)
  2. Wie wurde bisher sichergestellt, dass Diabetologie ein ausreichend attraktives Fachgebiet ist, um ärztlichen Nachwuchs sicher zu stellen?
  3. Welche Rolle spielt Personal der gehobenen Gesunden- und Krankenpflege in der Versorgung von Diabetes-Patienten?
    1. Wie viele Angehörige der gehobenen Gesunden- und Krankenpflege haben die Weiterbildung zur Diabetes-Beratung absolviert? (Bitte um Aufschlüsselung der pro Bezirk gemeldeten Angehörigen, sowie Angabe der Angehörigen mit Weiterbildung pro Bezirk)
    2. Unter welchen Bedingungen dürfen Angehörige der gehobenen Gesunden- und Krankenpflege in der Versorgung von Diabetes-Patienten tätig werden?
    3. Wie können freiberufliche Angehörige der gehobenen Gesunden- und Krankenpflege Ihre Leistungen in der Versorgung von Diabetes-Patienten abrechnen?
  1. Wie viele Diätologen gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirk)
    1. Wie viele Diabetes-Patienten wurden in den vergangenen drei Jahren von Diätologen begleitet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Versicherungsträger und Jahr)
    2. Für wie viele Sitzungen bei Diätologen wurde von diesen Patienten in diesen drei Jahren eine Kostenerstattung beantragt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Versicherungsträger und Jahr)
    3. Auf welche Summe belaufen sich jeweils die eingereichten Rechnungen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Versicherungsträger und Jahr)
    4. Für wie viele Sitzungen bei Diätologen wurden diesen Patienten in den vergangenen drei Jahren Kosten erstattet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Versicherungsträger und Jahr)
    5. Welche Kosten wurden für Behandlungen bei Diätologen wurden Patienten erstattet? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bundesland, Versicherungsträger und Jahr)

Patientenerhebung:

  1. Wie viele Patienten sind laut Medikationsdaten derzeit in Behandlung für Diabetes Mellitus Typ 1 ? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)
  2. Wie viele Patienten sind laut Medikationsdaten derzeit in Behandlung für Diabetes Mellitus Typ 2 ? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)
  3. Wie viele Patienten sind laut Medikationsdaten derzeit in Behandlung für Gestationsdiabetes ? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)
  4. Wie viele Patienten wurden in den vergangenen fünf Jahren neu in die Behandlung für Diabetes aufgenommen und zählen damit als Neuerkrankungen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken und Jahren)

Strukturierte Versorgung:

  1. Laut BMSGPK hat die Bundeszielsteuerungskommission Gesundheit ein neues Rahmenkonzept für die Diabetesversorgung erarbeitet. Welcher Zeitplan wurde für die Präsentation dieses Rahmenkonzepts festgelegt?
  2. Welche Berücksichtigung findet das Rahmenkonzept in der bisherigen Neugestaltung des Strukturplans Gesundheit?
  3. Wurden im Zuge der Konzeptentwicklung auch gleich Ableitungen für die strukturierte Versorgung für Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 1 gezogen?
    1. Falls ja: Wann wird ein daraus entwickeltes Konzept für die Versorgung von Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 1 präsentiert?