11906/J XXVII. GP
Eingelangt am 15.07.2022
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mario Lindner, Genossinnen und Genossen,
an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
betreffend psychosoziale Unterstützung armutsgefährdeter Kinder und Jugendlicher
Die psychosozialen Folgen der Corona-Pandemie haben unsere gesamte Gesellschaft betroffen. Bestimmte Gruppen wurden von den Folgen von Lockdowns und sozialen Einschränkungen jedoch deutlich schwerer getroffen als andere. Gerade Kinder und Jugendliche gehörten dabei zu besonders vulnerablen Zielgruppen, aber auch Kategorien wie Geschlecht und sozioökonomische Situation waren und bleiben wichtige Indikatoren für die psychosozialen Belastungen durch die Pandemie.
Klar ist jedoch auch, dass die psychosozialen Folgen von Corona sich nicht mit dem Sommerbeginn 2022 verflüchtigt haben: Weder ist, wie die aktuelle Sommerwelle zeigt, die Pandemie ausgestanden, noch verschwinden psychosoziale Folgeerscheinungen und - erkrankungen gerade bei jungen Menschen in kurzer Zeit. Gerade sozioökonomisch schlechter gestellte Bevölkerungsgruppen werden von der aktuellen Teuerungswelle noch zusätzlich getroffen, was für Kinder in diesen Familien nochmals zu einer deutlichen Verschlimmerung ihrer Situation führen kann.
Vor diesem Hintergrund mutet es bedenklich an, dass das Projekt „Wir stärken Stärken“, das vom BMSGPK gefördert und durch den Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) umgesetzt wurde, mit April 2022 ausgelaufen ist. Gerade die Zielgruppe dieses Projektes, armutsgefährdete Kinder und Jugendliche, werden niederschwellige psychosoziale Unterstützung auch in den nächsten Monaten und Jahren noch dringend benötigen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende Anfrage:
1. Welche Budgetmittel wurden seitens Ihres Ressorts für das Projekt „Wir stärken Stärken“ zur Verfügung gestellt?
2. Über welchen Zeitraum wurde dieses Projekt umgesetzt?
3. Wie viele Kinder und Jugendliche wurden konkret im Projektzeitraum betreut. Bitte um detaillierte Aufschlüsselung nach Bundesländern.
4. Wie und durch welche Stelle erfolgt(e) die Evaluierung des Projektes?
a. Liegen konkrete Evaluierungsergebnisse bereits vor und wenn ja, welche?
b. Wenn nein, wann werden entsprechende Ergebnisse vorliegen und veröffentlicht werden?
5. Ist das Projekt bereits vollständig abgerechnet?
a. Wenn ja, welche Beträge wurden konkret für welche Leistungen abgerechnet?
b. Wenn nein, wann wird dieser Prozess abgeschlossen sein?
6. Gibt es ein Folge-Projekt für „Wir stärken Stärken“?
a. Wenn ja, wie wird dieses genau konzipiert sein?
b. Wenn ja, welche Budgetmittel werden dafür zur Verfügung gestellt werden?
c. Wenn ja, wann wird dieses Projekt starten?
d. Wenn nein, warum sehen Sie keine Notwendigkeit zur Fortführung eines Projektes zur psychosozialen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen?
7. Liegen Ihrem Ressort gerade angesichts der Teuerungswelle Prognosen hinsichtlich des Einflusses der aktuellen Lage auf die psychosoziale Gesundheit junger Menschen und insbesondere von armutsgefährdeten Jugendlichen vor?
a. Wenn ja, welche konkreten Prognosen liegen Ihnen vor und welche Schlüsse zieht Ihr Ressort daraus?
b. Wenn nein, warum werden entsprechende Prognosen im Sinne einer präventiven Gesundheitspolitik nicht beauftragt?
8. Welche konkreten weiteren Maßnahmen planen Sie, auch über das Jahr 2022 (und damit beispielsweise den Projektzeitraum des Projektes „Stärker aus der Krise“) hinaus, um insbesondere armuts- und ausgrenzungsgefährdeten Kindern und Jugendlichen den Zugang zu niederschwelliger psychosozialer Betreuung zu ermöglichen? Bitte um detaillierte Antwort.