Eingelangt am 04.08.2022
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Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen
und Kollegen
an den Bundesminister für Inneres
betreffend Ukraine-"Seminar" in
der LPD Wien
Am 2. August 2022 wurde durch Artikel im
Standard und in der Presse bekannt, dass in der LPD Wien Ende Juni ein
Ukraine-"Seminar" stattfand, welches von russischen Aktivist_innen
vorgetragen wurde. Der Titel: "Ukraine - Im Fokus unterschiedlicher
Perspektiven". Drei der Vortragenden entstammten dem
"Koordinationsrat der Organisation russischer Landsleute" (KSORS),
bei einem weiteren Vortragenden handelte es sich um den Wiener Slawisten Alois
Woldan. Der KSORS ist für seine Kremel-loyale Haltung bekannt, weshalb es
fraglich ist, ob mit Vertreter_innen dieses Rates ein reflektierter und mit der
nötigen äquidistanz gehaltener Vortrag möglich ist. Auch wurden
keine (Fach-)Vortragenden eingeladen, um Äußerungen der
KSORS-Vortragenden (beispielsweise zu historischen Äußerungen) in
einen (kritischen) Kontext zu setzen. Ausschnitte des Seminars sind bereits auf
Facebook abrufbar und belegen den hier geäußerten Verdacht. Gleich
zu Beginn wird festgehalten, dass mit dieser Veranstaltung versucht wird,
"die vielleicht etwas einseitig laufende Informationsgeschichte über
die Ukraine-Russland-Krise ein bisschen zu hinterfragen".
Ein Sprecher der Wiener Polizei erklärte
gegenüber der APA, dass "die Landespolizeidirektion Wien und auch das
Bundesministerium für Inneres sich von den veröffentlichten
subjektiven Darstellungen und Meinungen distanzieren" und, dass es dabei
lediglich "um eine subjektive Veranschaulichung einzelner Teilnehmer der
Veranstaltung" gehandelt habe, die nicht den Standpunkt der Behörde
wiedergäben (https://wien.orf.at/stories/3167437/). Eine
Distanzierung im Nachhinein wirkt reichlich spät, denn es stellt sich die
Frage, warum die LPD Wien überhaupt den Raum für unreflektiert
vorgetragene Putin-Propaganda geboten hat. Als Arbeitgeber sind sowohl die
Landespolizeidirektionen als auch das BMI in Verantwortung auszuwählen wer
vor Beamt_innen Vorträge halten darf. In Anbetracht der wichtigen Aufgabe
unserer Polizei gegenüber der Gesellschaft, dem Rechtsstaat und der
Demokratie ist es alarmierend dass Exekutivbeamt_innen damit kremeltreue
Rechtfertigungen für einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen einen
demokratischen Rechtsstaat unter Begehung von Kriegsverbrechen Raum gegeben
wird (https://www.facebook.com/watch/?extid=CL-UNK-UNK-UNK-AN_GK0T-GK1C-GK2C&v=1696297327395983).
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Welche Abteilung der LPD Wien veranstaltete
das "Seminar"?
- Welche Kosten entstanden welchen
Abteilungen dazu?
- Welche Kosten entstanden daher
insgesamt?
- Wer hatte die Idee zu dem
"Seminar" und holte bei wem dazu wann die Genehmigung in welcher
Form ein?
- Wer genehmigte daher das "Seminar"
an sich wann?
- Welche Stellen waren in welcher Weise in
den Entscheidungs- bzw. Freigabeprozess eingebunden?
- Was war Ziel des "Seminars"?
- Inwiefern wurde dieses erreicht (bitte um
ausführliche Begründung)?
- Inwiefern wurde mit dem "Seminar"
die Kommunikation zwischen gesellschaftlichen Gruppen unterstützt,
so wie dies als Rechtfertigung auf orf.at zu lesen war?
- Inwiefern wurde erreicht, dass die
Teilnehmer_innen durchwegs faktenbasierte Informationen in Kohärenz
mit dem Regelwerk und den Prinzipien des Völkerrechts erhalten?
- Wer steuerte Ideen zu den Vortragenden im
"Seminar" bei und holte bei wem dazu wann die Genehmigung in
welcher Form ein?
- Wer genehmigte daher die Liste an
Vortragenden im "Seminar" wann?
- Welche Stellen im BMI waren in welcher
Weise in den Entscheidungs- bzw. Freigabeprozess eingebunden?
- War die russische Botschaft in die
Gestaltung des "Seminars", insbesondere in die Auswahl der
Vortragenden, eingebunden?
- Wenn ja, inwiefern wann bzgl. welcher
Vortragender?
- Wer waren letztendlich die Vortragenden des
"Seminars" (bitte um Nennung aller externer und interner
Vortragenden)?
- Aufgrund welcher Expertise wurden diese
Personen jeweils ausgewählt (bitte um Erklärung pro Person en
detail)?
- Wer ist für die Einladungspolitik
für das besagte "Seminar" verantwortlich?
- Wer genehmigte die Einladung von Vertretern
des "Koordinationsrat der Organisation russischer Landsleute"
(KSORS)?
i. Flossen an die Vortragenden des KSORS finanzielle Mittel (z.B. in Form
von Aufwandsentschädigungen)?
1. Wenn ja, inwiefern wann und in welcher Höhe?
- Welche Vortragenden spiegelten (in der
vermeintlichen Logik der LPD Wien) die ukrainische Sicht bzw. jene von
westlichen Demokratien wider?
- Welche Vortragenden waren Historiker_innen
bzw. Völkerrechtler_innen und konnten die getätigten Meinungen
in einen seriösen Kontext setzen?
- An wen genau richtete sich das
"Seminar"? Wen war es das Ziel als TeilnehmerInnen zu
haben?
- Wer nahm letztlich teil und wie viele
Personen waren es gesamt (bitte um Nennung von Anzahl sowie jeweils von
Position der/des TeilnehmerIn)?
- Hat sich ein/e Teilnehmer_in oder mehrere
kritisch gegenüber den Vortragenden geäußert?
- Wenn ja, hat sich an dessen/deren
Arbeitssituation etwas danach verschlechtert?
- Wenn ja, was wodurch inwiefern wann?
- War bzw. ist das "Seminar" im
Intranet der Polizei abrufbar?
- Wenn ja, bis wann jeweils mit welcher
Erklärung?
- Hat der "Koordinationsrat der
Organisation russischer Landsleute" (KSORS) abseits des hier
thematisierten "Seminars" auch andere/weitere Vorträge,
Inputs o.ä. in LPDs oder im BMI abhalten dürfen?
- Wenn ja, wann, mit welchem Inhalt und
für welche Abteilungen?
- Wenn ja, wer waren die Vortragenden?
- Wenn ja, flossen an die Vortragenden des
KSORS finanzielle Mittel?
i. Wenn ja, wieviel?
- Haben andere in der Antwort zu Frage 9
genannte Personen abseits des hier thematisierten "Seminars"
auch andere/weitere Vorträge, Inputs o.ä. in LPDs oder im BMI
abhalten dürfen?
- Wenn ja, wann, mit welchem Inhalt und
für welche Abteilungen?
- Wenn ja, wer waren die Vortragenden?
- Wenn ja, flossen an die Vortragenden
finanzielle Mittel?
i. Wenn ja, wieviel?
- Laut orf.at hat das
"Seminar" im Rahmen des Projekts "Sicherheit und
Polizei" stattgefunden. Welche weiteren Vorträge finden bzw.
fanden im Rahmen dieses Projekts statt?
- Welche Vortragenden sprachen dort jeweils
zu welchem Inhalt wann?
- Kam es nach dem "Seminar" zu
Konsequenzen für in Entscheidungen über das "Seminar"
an sich bzw. dessen Ausgestaltung eingebundene Personen?
- Wenn ja, wann inwiefern für wen
(Nennung der Position) aufgrund der Entscheidung durch wen?
- Wenn ja, warum?
- Wenn nein, warum nicht?