Eingelangt am 23.08.2022
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker,
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für
Finanzen
betreffend Blackbox COFAG: Lange
Verfahren und verspätete Auszahlungen
Der Rechnungshof (RH) kam in seiner
kürzlichen Untersuchung der COFAG zu dem Schluss, dass es bei der Ausübung
dieser Tätigkeiten zu massivem Fehlverhalten sowohl bei der Gründung
der COFAG sowie bei der Abwicklung der Wirtschaftshilfen gekommen sei. (1)
Insgesamt zeichnet der RH-Bericht nach
derzeitigem Kenntnisstand ein verheerendes Bild im Umgang der COFAG-Geschäftsführung
mit Steuermitteln. (2) Die derzeit bekannten Vorwürfe beziehen sich u.a.
auf die Ausgestaltung der Instrumente und auf die COFAG selbst. Durch die
gewählte intransparente und umständliche Abwicklung über die neu
gegründete COFAG dauert die Prüfung der Anträge sehr lange. In
dem Bericht wird ein beträchtlicher Rückstau bei der Abwicklung der
Fälle in der COFAG festgestellt. Die unübersichtliche Zahl an
komplexen Instrumenten machte das System laut RH zusätzlich
fehleranfällig. Dadurch waren mehr vertiefte Prüfungen durch das
Finanzamt nötig und die Wartezeiten damit immer länger. Viele
Unternehmen mussten mehrere Monate auf die Auszahlung der ihnen zustehenden
Hilfen warten. Bei manchen Antragstellern dauerte die Bearbeitung so lange,
dass diese in der Zwischenzeit Insolvenz anmelden mussten. Ein bekanntes
Gastronomieunternehmen, das viel zu lange auf die Auszahlung der
Wirtschaftshilfen warten musste, gab zu Mittag per Aussendung bekannt, dass ein
Sanierungsverfahren eröffnet wurde, und bekam dann am Abend desselben
Tages die Freigabe der COFAG für die Auszahlung der beantragten
Hilfsgelder in Höhe von EUR 160.000. (3) Dieses Geld hätte das
Unternehmen viel früher gebraucht.
Quellen:
- https://www.falter.at/zeitung/20220809/koste-es-was-wolle
- https://orf.at/stories/3280278/#15473,2067678,1660063114
- https://www.profil.at/wirtschaft/coronahilfen-cofag-sagte-gastro-firma-160000-euro-zu-obwohl-diese-bereits-pleite-war/402109029
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Wie lange ist die Auszahlungsdauer (Zeitraum
von Antragstellung bis Auszahlung) nach Zuschussinstrument im
Durchschnitt? Bitte nach Branchen und Unternehmensgrößen
differenzieren.
- Ausfallbonus?
- Umsatzersatz November?
- Umsatzersatz Dezember?
- Umsatzersatz II?
- Fixkostenzuschuss I?
- Fixkostenzuschuss 800.000?
- Verlustersatz?
- Bei wie viel Prozent der Anträge ist
die Auszahlungsdauer (Zeitraum von Antragstellung bis Auszahlung)
nach Zuschussinstrument länger als ein Monat? Bitte nach
Branchen und Unternehmensgrößen differenzieren
- Ausfallbonus?
- Umsatzersatz November?
- Umsatzersatz Dezember?
- Umsatzersatz II?
- Fixkostenzuschuss I?
- Fixkostenzuschuss 800.000?
- Verlustersatz?
- Bei wie viel Prozent der Anträge ist
die Auszahlungsdauer (Zeitraum von Antragstellung bis Auszahlung)
nach Zuschussinstrument länger als sechs Monate? Bitte nach
Branchen und Unternehmensgrößen differenzieren
- Ausfallbonus?
- Umsatzersatz November?
- Umsatzersatz Dezember?
- Umsatzersatz II?
- Fixkostenzuschuss I?
- Fixkostenzuschuss 800.000?
- Verlustersatz?
- Bei wie viel Prozent der Anträge ist
die Auszahlungsdauer (Zeitraum von Antragstellung bis Auszahlung)
nach Zuschussinstrument länger als ein Jahr? Bitte nach
Branchen und Unternehmensgrößen differenzieren
- Ausfallbonus?
- Umsatzersatz November?
- Umsatzersatz Dezember?
- Umsatzersatz II?
- Fixkostenzuschuss I?
- Fixkostenzuschuss 800.000?
- Verlustersatz?
- Bei wie viel Prozent der Anträge ist
die Auszahlungsdauer (Zeitraum von Antragstellung bis Auszahlung)
nach Zuschussinstrument länger als achtzehn Monate? Bitte nach
Branchen und Unternehmensgrößen differenzieren
- Ausfallbonus?
- Umsatzersatz November?
- Umsatzersatz Dezember?
- Umsatzersatz II?
- Fixkostenzuschuss I?
- Fixkostenzuschuss 800.000?
- Verlustersatz?
- Reklamationen bzgl.
der Bearbeitung von COVID-19-Wirtschaftshilfen:
- Wie viele Fälle von Reklamationen
wegen zu spät ausbezahlter oder zu geringer Hilfen gibt es bisher?
Bitte nach Instrument, Branche und Unternehmensgrößen
differenzieren.
- Wie ist Einbringung, Bearbeitung und
Dokumentation von Reklamationen hinsichtlich der Bearbeitung von
Anträgen in der COFAG ausgestaltet?
- Wie ist Einbringung, Bearbeitung und
Dokumentation von Reklamationen hinsichtlich der Bearbeitung von
Anträgen im BMF ausgestaltet?
- Berücksichtigung geänderter
Umstände:
- Inwiefern werden Änderungen der
wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens nach Antragstellung (z.B.
Insolvenzanmeldung) bei der Entscheidung über die Gewährung
eines Hilfsinstruments von der COFAG berücksichtigt? Bitte
nach Instrument differenzieren.
i. In wie vielen Fällen wurden Hilfsinstrumente an Unternehmen
gewährt, die im Zeitpunkt der Entscheidung bereits ein Sanierungsverfahren
eingeleitet hatten?
ii. In wie vielen Fällen wurden Hilfsinstrumente an Unternehmen
gewährt, die im Zeitpunkt der Entscheidung bereits ein Konkursverfahren
eingeleitet hatten?
- Inwiefern werden Änderungen der
wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens nach Antragstellung (z.B.
Insolvenzanmeldung) bei der Erstellung eines Gutachtens vom BMF berücksichtigt?
Bitte nach Instrument differenzieren.
i. In wie vielen Fällen wurde bei der Erstellung des Gutachtens
festgestellt, dass der Antragsteller bereits ein Sanierungsverfahren
eingeleitet hatte?
ii. In wie vielen Fällen wurde bei der Erstellung des Gutachtens festgestellt,
dass der Antragsteller bereits ein Konkursverfahren eingeleitet hatte?
- Burgerista Fall:
- Wie viel Geld hat Burgerista bereits von
der COFAG bekommen, bevor diese EUR 160.000 angewiesen wurden?
- Wann und wie oft ist bei der COFAG urgiert
worden, dass diese EUR 160.000 noch offen sind?
- War der Herr Bundesminister informiert,
dass bei Burgerista die Insolvenz droht, wenn die COFAG die Zahlung
dieser EUR 160.000 weiter verschleppt?
- Wann wurde der Herr Bundesminister
informiert, dass bei Burgerista die Insolvenz droht, wenn die COFAG die
Zahlung dieser EUR 160.000 weiter verschleppt?