12049/J XXVII. GP
Eingelangt am 24.08.2022
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft
betreffend Was geschah mit 40 Mio Euro Sonderbudget für die Österreich Werbung im Jahr 2020?
Überlicherweise macht die Österreich Werbung (ÖW) im Ausland für das Tourismusland Österreich Werbung. Österreich soll als Destination ganzheitlich beworben werden, um so möglichst viele Tourist_innen aus aller Welt anzulocken. Die ÖW selbst ist als Verein organisiert und setzt sich wie folgt zusammen: 2/3 der Mitglieder kommen aus dem Ministerium und 1/3 der Mitglieder aus der Wirtschaftskammer. Wegen Corona entschied man, dass die ÖW auch in1 Österreich selbst Werbung schalten soll. Das Ministerium - damals noch Frau Köstinger als Ministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus - schoss in der Höhe von 40 Mio Euro ein Sonderbudget2 zu. Es ist fraglich, welcher Zweck damit erfüllt werden sollte, ob dieser erreicht wurde und warum die bisherigen Mittel der ÖW nicht ohnehin ausreichend waren. Anhand der Daten der Medientransparenzdatenbank ist außerdem ersichtlich, dass jene Inserate der ÖW, die in Österreich inseriert wurden, großzügig in Boulevardmedien geschalten wurden und auch objektive Kriterien für das Schalten von Inseraten nicht erkennbar sind, sodass das ernsthafte Interesse wirklich alle Österreicher_innen erreichen zu wollen kaum glaubwürdig scheint. Vielmehr wirkt der Vorgang so, als ob die ÖW dafür herangezogen wurde, um möglichst unauffällig dem Boulevard in der Coronakrise mittels Inseraten unter die Arme zu helfen - zusätzlich zu den gut dotierten Coronaförderungen, die die Medienlandschaft ohnehin erhalten hat: Allein im Jahr 2020 erhielten Österreichische Tageszeitungen 9,7 Mio Euro an Corona-Sonderförderungen, wobei 6,5 Mio Euro davon an die Boulevardblätter Kronen Zeitung, Österreich und Heute gingen3. Auch der Rechnungshof nahm sich dem Sonderbudget von 40 Mio Euro an die Österreich Werbung an und stellte fest, dass das Sonderbudget eine Aufstockung um 166% zum regulären Mitgliedsbeitrags des Bundes darstellt. "Der Betrag war für den Rechnungshof in der Höhe nicht nachvollziehbar – Bedarfsberechnungen lagen nicht vor. Finanzielle Sondermittel sollten aber nachvollziehbar am konkreten Bedarf orientiert und auf Grundlage konkreter Planungen bereitgestellt werden. Berichte über die Mittelverwendung an das Tourismusministerium waren nicht vorgesehen, die transparente Mittelverwendung war damit nicht ausreichend sichergestellt." so der Rechnungshof4
Ebenso erklärungsbedürftig ist, warum man in der größten Tourismuskrise Österreichs - bedingt durch Corona - die damalige Geschäftsführerin der ÖW Petra Stolba nach 15 Jahren durch eine gänzlich betriebsfremde Person ersetzt hat. Der Zeitpunkt für einen solchen Wechsel scheint doch deutlich ungünstig gewählt.
1 Es gab in der Vergangenheit nur wenige Anlässe, bei denen die ÖW in Österreich warb, wie beispielsweise das Haus Österreich bei den Olympischen Spielen.
2 Parlamentskorrespondenz Nr. 762 vom 21.6.2021 "Tourismusbericht 2020: Chronologie eines Pandemiejahres" https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2021/PK0762/index.shtml
3 Der Standard vom 2.6.2020 "2,7 Millionen für 'Krone', zwei für 'Oe24/Österreich': Corona-Förderungen veröffentlicht" https://www.derstandard.at/story/2000117843413/2-7-millionen-fuer-krone-zwei-fuer-oe24oesterreich-corona-foerderung
4 https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/news/aktuelles/-_Leistungen_im_Zusammenhang_mit_COVID-19_im_Tourismus-_u.html
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
i. In welchen Medien wurde wie viel inseriert (bitte um genaue Auflistung und Trennung zwischen Anzeigen in Print- und Onlinemedien)?
ii. Wie viel wurde für die Erstellung der Kampagnen ausgegeben (bitte um genaue Auflistung)?
iii. Welche Agenturen wurden dazu beauftragt und warum?
1. Gab es Ausschreibungen für die Auswahl von Agenturen?
i. In welchen Medien wurde wie viel inseriert (bitte um genaue Auflistung und Trennung zwischen Anzeigen in Print- und Onlinemedien)?
ii. Wie viel wurde für die Erstellung der Kampagnen ausgegeben (bitte um genaue Auflistung)?
iii. Welche Agenturen wurden dazu beauftragt und warum?
1. Gab es Ausschreibungen für die Auswahl von Agenturen?
i. Wenn nein, warum nicht?
i. Falls ja, war sie die im höchsten Ausmaß geeignetste Bewerberin?
1. Falls nein, warum nicht?
2. Falls nein, wer war aus welchem Grund besser qualifiziert?
i. Falls ja, gab es vor bzw. nach dem Rückzug der Kandidatur Gespräche mit ihr von Seiten des Ministeriums?
1. Falls ja, wann genau und in Anwesenheit welcher Personen?
i. Falls ja, zwischen wem, wann und wie oft?
ii. Falls ja, was war Ergebnis der Gespräche?
i. Wie lauteten alle objektiven Kriterien, die für das Bewerben von Urlaub in Österreich herangezogen wurden?
ii. Wurden beispielsweise die Auflagenstärke, die Reichweite oder der Marktanteil eines Mediums herangezogen?
1. Falls ja, ab welchem Wert kam das Medium für Inserate in Frage?