12944/J XXVII. GP

Eingelangt am 02.11.2022
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ANFRAGE

 

der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Peter Wurm

an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft

betreffend Gemüseproduktion in den Gewächshäusern sicherstellen

 

 

Unsere heimische Lebensmittelproduktion bietet hohe Standards und damit ist die Produktion auch in vielen Fällen teurer als im Ausland. Die Einkommen der Bauern sind seit Jahren niedrig und die aktuelle Wirtschaftskrise macht die Produktion sehr schwer bis unmöglich, wie das Beispiel der Gemüseproduzenten in Wien zeigt. Das ORF-Landesstudio Wien berichtete dazu 14. Oktober 2022 auf seiner Webseite:

 

Teuerung: 10.000 Tonnen weniger Gemüse

 

Die Wiener Gewächshäuser, in denen normalerweise über den Winter Gemüse produziert wird, müssen Ende Oktober den Betrieb stoppen. Grund sind die hohen Energiepreise. Die Wiener Landwirtschaftskammer erwartet dadurch um 10.000 Tonnen weniger Gemüse.

 

Gewächshäuser benötigen sehr viel Energie: Für die Belichtung der Pflanzen wird Strom gebraucht, für die Beheizung Fernwärme und Erdgas. Nun sind die Energiepreise im Zuge der Energiekrise stark gestiegen: Gas ist beispielsweise um das bis zu 15-fache teurer geworden, Strom um das Drei- bis Vierfache.

 

„Das macht es unmöglich, den Betrieb in den Gewächshäusern über die Wintermonate fortzuführen, die Preise sind weit weg davon, leistbares Gemüse produzieren zu können“, erklärt Martin Flicker, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien, im Interview mit Radio Wien. Normalerweise wäre diese Woche der Zeitpunkt, um die Winterkulturen zu pflanzen. In 14 Tagen hätte bereits die Ernte begonnen. Bis Ende Februar wäre diese abgeschlossen gewesen. Nun würden die Gewächshäuser voraussichtlich erst Ende Februar den Betrieb wieder aufnehmen, so Flicker.


 

CO2 zur Düngung

 

Zur Beheizung der Gewächshäuser sei Erdgas sogar besonders wichtig, schilderte Flicker: „So verpönt das Erdgas auch ist, für uns ist es ein ganz wichtiger Faktor.“ Grund sei, dass das CO2, welches aus der Verbrennung von Erdgas hervorgehe, in die Gewächshäuser hineingeleitet werde. Dort bilde es einen sehr wichtigen Dünger und Schutz für die Pflanzen, somit sei Erdgas für die Gewächshäuser etwas sehr Essenzielles, so Flicker.

 

Deutlich weniger heimisches Gemüse als Folge

 

Die Auswirkungen des Aussetzens der Produktion in den Gewächshäusern werden laut Landwirtschaftskammer in den Wiener Supermärkten zu spüren sein. Um 10.000 Tonnen weniger Wiener Gemüse werde es dort zu kaufen geben, schätzte der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien. Flicker vermutet, dass der Lebensmitteleinzelhandel auf Paradeiser, Gurken, Paprika und anderes Fruchtgemüse aus den südlichen Ländern ausweichen wird, zumal auch die Glashaubetreiber in Niederösterreich die Produktion stoppen – mehr dazu in Glashausbetreiber stoppen Produktion (noe.ORF.at).

 

Auch für die Zukunft seien die Aussichten eher düster, meint Flicker: „Wenn wir weiter bei dem Preisniveau bleiben, bei dem wir uns jetzt befinden, dann wird die Beheizung für die Produktion von Lebensmitteln ganz sicher nicht mehr leistbar sein.“

 

Einmalzahlung hilft nur kurzfristig

 

Vor Kurzem zahlte die Bundesregierung eine Einmalzahlung zur Unterstützung an die Gewächshausbetriebe aus. „Die ist gut und hilft uns natürlich in der Istsituation, reicht aber ganz sicher nicht aus, um so wie gewohnt für das nächste Jahr produzieren zu können“, sagt Flicker gegenüber Radio Wien.“[1]

 

Nicht nur in Wien sind die Glashausbetreiber von den Teuerungen betroffen. Auch in Niederösterreich meldeten die Landwirte bereits Probleme. Laut der Landwirtschaftskammer Niederösterreich werden dieses Jahr 15 bis 20 Prozent weniger heimische Gurken und Paprikas produziert. Die Zuschüsse der Bundesregierung reichen nicht aus. Es gab rund 9 Millionen Euro an Beihilfen für die Gewächshausbetreiber, dies ist aber keine langfristige Lösung und kann die gestiegenen Produktionskosten nicht decken, erklärten die Betroffenen.[2]

 


 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten Peter Schmiedlechner und Peter Wurm an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft folgende

 

Anfrage

 

1.    Wie soll die Versorgung mit Gemüse in Österreich weiterhin sichergestellt werden?

2.    Welche Maßnahmen plant das Bundesministerium, um die heimischen Gemüseproduzenten zu retten?

3.    Woher bekommt man das notwendige Gemüse, wenn die heimischen Produzenten ihre Produktion drosseln oder einstellen?

4.    Welche Preisentwicklung erwartet das Bundesministerium beim Gemüse

a.    in den nächsten Monaten?

b.    im nächsten Jahr?

5.    Gibt es langfristige Lösungen für die Gewächshäuserbetreiber?

6.    In welchen Bundesländern wurde schon angekündigt, dass die heimische Gemüseproduktion gestoppt wird bzw. gedrosselt wird?

7.    Auf welchem Wege soll die Düngung des Gemüses in den Glashäusern sichergestellt werden?

 



[1] Teuerung: 10.000 Tonnen weniger Gemüse - wien.ORF.at

[2] Glashausbetreiber stoppen Produktion - noe.ORF.at